Grünes Paradies Ein bisschen Versailles – Parks in der Normandie

Daniela David, dpa

23.3.2019

Symmetrie geht über alles im Garten von Château de Brécy.
Symmetrie geht über alles im Garten von Château de Brécy.
Bild: Daniela David

Die Küste und der milde Golfstrom machen die Normandie zum Garten am Meer. Maler, Literaten und Prinzessinnen haben so manch einen jardin remarquable kreiert, ein ganz besonderes grünes Paradies.

Bei Gärten in der Normandie denken viele an das grüne Refugium des Malers Claude Monet in Giverny.

Doch neben diesem weltberühmten Künstlergarten gibt es in der Region rund 120 Gärten unterschiedlicher Ausprägungen, vom französischen Barockgarten bis zum englischen Landschaftspark. 

Château de Brécy

«Elektrische Leitungen in Sichtweite habe ich in die Erde verlegen lassen», sagt Didier Wirth, der Eigentümer von Château de Brécy im Departement Calvados. Ungetrübt soll der Blick sein in dem streng symmetrischen Schlossgarten aus dem 17. Jahrhundert.

Mehrere Gärtner schneiden die Gehölze akkurat in Kugel-, Kegel- und Glockenform. Aufwändig ist auch die Pflege des grossen Parterres aus Buchsbaum, das wie Stickereien aus Pflanzen aussieht.

Akkurat gestutzt sind die Gewächse im Schlossgarten von Château de Brécy – eine zeitraubende Arbeit für die Gärtner.
Akkurat gestutzt sind die Gewächse im Schlossgarten von Château de Brécy – eine zeitraubende Arbeit für die Gärtner.
Bild: Daniela David

Wer diese hohe Gartenkunst einmal weiterführen wird, ist unklar. «Meine Kinder interessieren sich nicht für den Garten», sagt Wirth, 77, Präsident des französischen Nationalkomitees für Parks und Gärten.

Intérieur à Ciel ouvert

Ein Kontrastprogramm ist der zeitgenössische Garten Intérieur à Ciel ouvert. Auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie südlich von Caen haben Benoît Delomez und seine Frau Dominique ein dicht bewachsenes Pflanzenparadies geschaffen und mit Kunstwerken versehen.

Touristenmagnet: Von einer kleinen Brücke aus schauen Besucher über einen Teich im Künstlergarten von Claude Monet.
Touristenmagnet: Von einer kleinen Brücke aus schauen Besucher über einen Teich im Künstlergarten von Claude Monet.
Bild: Daniela David

Der Bildhauer musste 50 Lastkraftwagen Erde anliefern lassen. «Inzwischen haben wir allein 135 Sorten Farne und 30 Sorten Stechpalmen», sagt Delomez. Eine Rambler-Rose schlängelt sich durch gigantische Bambusse. Überall fliesst Wasser. Holzwege führen über verschiedene Ebenen zu einem transparenten Glaskubus.

Jardin Retiré

«Ich mache keine Reisen mehr», erzählt Annie Blanchais. «Meine Welt ist mein Jardin Retiré, mein zurückgezogener Garten.» Die Normannin mit dem freundlichen Gesicht und der Erde unter den Fingernägeln zupft und schnippelt unentwegt, während sie durch ihr raffiniertes Dickicht führt.

Einzelne Garteninseln hat sie wie romantische Bühnenbilder inszeniert. Die Tanzlehrerin legte um ihr Haus in Bagnoles-de-l'Orne einen 2500 Quadratmeter grossen Schattengarten mit Bäumen, Sträuchern, Hortensien und 80 verschiedenen Sorten Waldreben an. Eine ist nach der Tänzerin Josephine Baker benannt. Sie blüht in Rosa.

Blumenpracht: das Fête des Plantes in Bagnoles-de-l'Orne.
Blumenpracht: das Fête des Plantes in Bagnoles-de-l'Orne.
Bild: Daniela David

Die Gärtnerin initiierte in ihrer Stadt das Fête des Plantes. Zu diesem Gartenfest blüht der Kurort auf. Gartenbegeisterte flanieren zwischen Blumentöpfen und Gartenkunst im Park des Rathauses. Im Schatten seltener Bäume trinken sie einen Cidre oder verspeisen eine Tarte Tatin. Was wäre die Normandie ohne ihre Apfelbäume?

Jardin de la Ferme Ornée

Jean-Pierre Morby, 63, ist zwar kein Apfelbauer, zählt aber trotzdem 120 verschiedene Apfelsorten in seinem Jardin de la Ferme Ornée in Carrouges. Das Gartenformat der Zierfarm stammt aus dem England des 18. Jahrhunderts. Schönes sollte mit dem Nützlichen verbunden werden.

Gemeinsam mit seiner Frau Cecile hat Morby auf einem Acker einen 15 Hektar grodden Garten bepflanzt – sieben Gartenräume voller Gehölze und Stauden. Madame kümmert sich um die Farben, Monsieur um die Struktur. Er liebt Bäume, vor allem Magnolien, 135 Sorten hegt er.

Weitläufig und herrschaftlich wie Versailles: der Garten von Schloss Bizy.
Weitläufig und herrschaftlich wie Versailles: der Garten von Schloss Bizy.
Bild: Daniela David

Zu einer Tour durch die Gärten der Normandie gehört auch der Besuch adliger Besitzungen. Wie der Garten von Schloss Bizy. «Das ist unser kleines normannisches Versailles», sagt Nicole Dutertre. Die Französin führt durch die herrschaftlichen Salons.

Alles umweht die Atmosphäre einer längst vergangenen Epoche. Im 80 Hektar grossen Park rinnt das Wasser über Stufen. Vereinzelt zieren märchenhafte Tierfiguren die Becken. Vieles in diesem Garten wurde während der Französischen Revolution zerstört.

Im berühmtesten Garten der Normandie von Claude Monet tummeln sich allzu viele Besucher aus aller Welt. Nur der Gartentourist, der früh genug dran ist, kann sich vom Zauber dieses impressionistischen Refugiums ungestört betören lassen.

Anreise: Am besten mit dem Flugzeug nach Paris und von dort weiter mit einem Mietwagen in die Normandie. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind viele Gärten nicht oder nur mühsam zu erreichen.

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