Meisterstück Die Luxuskarosse für Multi-Millionäre: Rolls-Royce Phantom

dpa

19.2.2018

Er ist eher ein Kunstwerk als ein Konstrukt der Techniker. Bei einem Rolls-Royce von einem Auto zu sprechen, wäre fast schon Blasphemie. Doch wenn die BMW-Tochter nach 15 Jahren den neuen Phantom an den Start bringt, kann man die Sache mit der Kunst wörtlich nehmen.

Gegen ihn ist ein Jaguar ein billiger Kleinwagen und ein Bentley fast schon gewöhnlich. Der Rolls-Royce Phantom gilt als die Krone des britischen Automobilbaus. Er hat sogar einen längeren Atem als Queen Elizabeth II.

Der 1925 erstmals präsentierte Phantom ist das älteste durchgehend gebaute Auto der Welt. Wo Massenhersteller ihre Modelle alle paar Jahre auswechseln, hat der Luxusliner eine erstaunliche Stehkraft bewiesen und erst sieben Generationen durchlaufen.

Doch so, wie auch im Buckingham Palace irgendwann mal jemand Neues einziehen wird, hat es nun im Rolls-Royce-Werk in Goodwood eine Art Götterdämmerung gegeben. Die achte Auflage ist da.

Alles, nur nicht gewöhnlich

Dabei von einem gewöhnlichen Auto zu sprechen, verbietet sich nicht nur wegen des Preises, der schon für die «Kurzversion» von 5,76 Meter bei 507'800 Schweizer Franken startet. Auch sonst tut Rolls-Royce alles, um den Phantom zu einem Kunstwerk auf Rädern zu adeln. Das nur behutsam modernisierte und dabei vor allem geglättete Design der Limousine erinnert eher an Architektur als an Automobilbau.

Und innen kann man die Idee vom Meisterstück jetzt sogar wörtlich nehmen. Denn schneller als das erstmals digitale Cockpit sticht einem dort die so genannte Gallery ins Auge.

So nennen die Briten die Freifläche vor dem Beifahrer, auf der sich tatsächlich Künstler aller Gattungen austoben können: Individuelle Dekore aus Silber, Seide oder Pfauenfedern, Reliefs aus Porzellan, Intarsien aus Edelstein oder Grafiken in Öl oder Acryl - erlaubt ist, was gefällt, und was man sich leisten kann.

Hinten der Himmel auf Erden

Während vorne alles neu ist im neuen Phantom, fühlt sich die Luxuslimousine hinten an wie immer. Denn nachdem schon der Vorgänger seinen Insassen den Himmel auf Erden versprochen hat, gab es beim neuen Modell nicht so richtig viel zu verbessern. Und auch die Mischung aus Handwerkskunst und Hightech hat sich bewährt.

Deshalb gibt es nach wie vor Klimaregler wie Orgelzüge und flauschig weiche Teppiche auf dem Boden. Und deshalb erkennt man auch erst auf den zweiten Blick, dass sich die Tischchen an der Rücklehne der Vordersitze jetzt elektrisch bewegen und dahinter ein Tabletcomputer zum Vorschein kommt oder dass man den Himmel mit den über 1000 LED-Sternen jetzt sogar individuell programmieren kann.

Fahren wird zur Nebensache

Das Fahren ist in einem Phantom dabei in doppelter Hinsicht nebensächlich. Zum einen, weil sich die meisten Besitzer ohnehin chauffieren lassen. Zum anderen, weil die Entwickler mit allen Tricks von mehreren Zentnern Dämmmaterial über die mit Kameras vorausschauende Luftfederung bis hin zur satelittengestützten Automatik alles dafür tun, dass man vom Fahren möglichst wenig mitbekommt.

Wer trotzdem mal hinter das Lenkrad wechselt, der erlebt eine echte Überraschung. Dafür sorgt nicht nur der auf Turbotechnik umgestellte und auf 420 kW/571 PS erstarkte V12-Motor, der eigentlich nur als ferne Ahnung eines Antriebs zu spüren ist.

Dafür sorgt vor allem das neue Fahrwerk mit der serienmässigen Hinterachslenkung, die den Riesen virtuell auf ein Normalmass schrumpft und einem das schweißtreibende Kurbeln in engen Kurven erspart. Jetzt kann man sich mit dem Phantom sogar mal in einer flotten Landpartie versuchen.

Fazit: Ein Auto für eine eigene Welt

Handlicher denn je, mit einem Sprintwert von 5,3 Sekunden fast schon spurtstark und mit 250 km/h Höchstgeschwindigkeit zum ersten Mal so schnell wie jede gewöhnliche Luxuslimousine: Zwar ist der Phantom damit tatsächlich ein wenig von seinem Olymp herabgestiegen.

Doch echter Fahrspass will bei einem Trumm von 2,5 Tonnen nicht aufkommen. Erst recht nicht, wenn man sich bisweilen mal den Wert bewusst macht, den man da bewegt.

Aber das muss bei einem Rolls-Royce auch nicht sein. Denn wer einen Rolls-Royce sein eigen nennt, hat noch mindestens ein halbes Dutzend anderer Autos in der Garage - und darunter ist meist auch ein waschechter Sportwagen.

Ja, er schindet mehr Eindruck als jede andere Limousine, bietet mehr Luxus, mehr Lack und Leder. Doch weder ist der neue Rolls-Royce Phantom das moderneste, noch das schnellste, das dynamischste, ja nicht einmal, das komfortabelste Auto der Oberklasse.

Das einzige, was seinen hohen Preis rechtfertigt, das ist sein Ruhm. Aber genau damit wollen sich die Reichen schliesslich schmücken.

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