Kolumne Darum hasse ich Campingferien

Von Marianne Siegenthaler

10.8.2020

Hat die Kolumnistin die Wahl zwischen einem Hotel oder einem Zelt, dann muss sie nicht lange überlegen. (Symbolbild)
Hat die Kolumnistin die Wahl zwischen einem Hotel oder einem Zelt, dann muss sie nicht lange überlegen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Wegen der Coronapandemie boomen in der Schweiz Ferien auf dem Campingplatz. Aber gerne ohne die Kolumnistin. Sie hasst Zelten.

Es ist nicht so, dass ich es nicht ausprobiert hätte. Als Teenagerin war ich mit meinen Freundinnen und Freunden Zelten im Tessin. Darauf folgten Camping-Ferien in der übrigen Schweiz und im nahen Ausland.

Aber ganz ehrlich: Meine Begeisterung hat sich immer sehr in Grenzen gehalten.

Wenn ich die Wahl habe – und die habe ich inzwischen – zwischen einem netten, sauberen Hotel oder einem Zelt, dann muss ich nicht lange überlegen. Und auch mit einem Wohnwagen lasse ich mich nicht ködern. Denn das Umfeld ist ja das gleiche: der Campingplatz.

Bloss nicht aufs Klo

Ganz oben auf meiner Hass-Liste stehen die Toiletten. Die werden zwar regelmässig gereinigt, aber manche Mitmenschinnen wissen wohl einfach nicht, was sich gehört. Oder wie man mit einem Klobesen umgeht.

Und entsprechend übel sehen die WCs dann auch aus. Steigen die Temperaturen an, fängt es auch noch an zu stinken. Und ja, am schlimmsten ist es in der Nacht. Im Dunkeln im Pischi über den Campingplatz tapsen, über Zeltleinen stolpern und womöglich in den Fressnapf von Lumpi treten – bloss nicht!

Was ich auch ganz schlecht ertrage: die fehlende Distanz. Privatsphäre? Aber nicht auf dem Campingplatz. Da bekommt man jedes Gespräch, jeden Ehestreit des Nachbar-Campers mit. Sein Schnarchen. Seinen schlechten Musikgeschmack. Und auch sonst allerhand Geräusche, auf die man gerne verzichten könnte.



Aber es ist nicht nur die Umgebung. Auch die eigene Bleibe ist beengt. Nicht so schlimm, wenn das Wetter schön ist und man draussen sein kann. Aber wenn ein Dauerregen einsetzt? Dann langweilt man sich mit den anderen Campern in den Gemeinschaftsräumen.

An Schlaf ist kaum zu denken

Campingferien erfordern eine sorgfältige Planung, denn man schleppt ja praktisch den halben Hausrat mit. Damit man sich auch was Feines köcheln kann. Wenn denn das Zelt endlich aufgestellt ist. Unendlich viele Stangen, Bändel, Heringe oder was auch immer müssen da eingefädelt, gespannt, in die Erde gesteckt, zusammengebunden werden, damit es auch hält, wenn ein sommerliches Sturmtief über den Campingplatz fegt.

Ich liebe die Natur und bin gerne draussen. Aber ich mag keine Ameisen. Schon gar nicht im Zelt. Und das zu Tausenden. Und auch Mücken sind nicht meine Freunde. Trotzdem fühlen sie sich von mir magisch angezogen. Und schlagen gnadenlos zu. Da hilft auch kein Anti-Mückenspray. Keine langen Hosen und Ärmel. Nichts.

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Zur Autorin: Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin und Buchautorin. Wenn sie grad mal nicht am Schreiben ist, verbringt sie ihre Zeit am liebsten im, am und auf dem Zürichsee.

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