Wir sind die SchweizGanz schön geschäftstüchtig: 6 Zürcher Schüler lancieren Getränk
Marianne Siegenthaler
27.4.2018
Der Zürcher Gymi-Schüler Simon Kloos (17) hat zusammen mit fünf Kollegen ein Mini-Unternehmen gegründet und das fruchtig-frische Getränk «Sprützig» kreiert. Ein Interview.
«Prost!» Ich sitze mit dem Gymnasiasten und Jungunternehmer Simon Kloos aus Zürich-Witikon im Restaurant Pic-Chic an der Zürcher Bahnhofstrasse und trinke zum ersten Mal ein «Sprützig» - und bin positiv überrascht: Es schmeckt so, wie es heisst: Erfrischend, fruchtig – eben spritzig!
Bluewin: Simon Kloos, wie kommen sechs Schüler der Kantonsschule Hottingen in Zürich auf die Idee, ein Getränk zu lancieren?
Simon Kloos: Im Rahmen des Schulfaches «Mini-Unternehmung» haben wir die Chance bekommen, ein Produkt zu kreieren auf dem realen Markt zu verkaufen. Wir haben hin und her überlegt und uns schliesslich für ein Getränk entschieden. Das passt für Menschen jeden Alters – und Durst haben wir schliesslich alle! Ein Getränk bietet sich aber auch deshalb an, weil man es ganz unkompliziert probieren und – wenn es schmeckt – gleich kaufen und mitnehmen kann
Eine gute Idee ist das eine, aber wie sind Sie bei der Umsetzung vorgegangen?
Zuerst haben wir in der Küche eines Kollegen herumexperimentiert. Wir haben verschiedene Früchte gekauft und einfach mal in den Mixer gegeben. Aber wir haben schnell gemerkt, dass es nicht so einfach ist, ein feines Getränk zu kreieren. Die Brauerei Euelbräu in Winterthur hat uns dann aber sehr unterstützt und ist auch heute der Produzent vom «Sprützig». Um die perfekte Mixtur zu finden, haben wir während einer Arbeitswoche in St. Gallen Strassenumfragen gemacht und von den Passanten Tipps und Inputs bekommen. So haben wir beispielsweise mehr Kohlensäure zugesetzt, um das Getränk noch etwas spritziger zu machen.
«Sprützig» klingt richtig schön schweizerisch. Wie ist es zu dem Namen gekommen?
Die Namensfindung war ein hartes Stück Arbeit. Mal sollte der sich auf den Hauptinhalt, den Holunder beziehen. Dann wieder hatten wir verschiedenste Varianten auf Englisch. Doch am Schluss hat «Sprützig» überzeugt: Es klingt frisch, frech und umschreibt das Getränk geradezu perfekt.
Wo nehmen Sie die Zutaten her?
Wir legen Wert darauf, dass im «Sprützig» auch viel Schweiz drin steckt. Darum beziehen wir sämtliche Zutaten aus der Region – soweit dies möglich ist. Bei der Quitte mussten wir wegen der schlechten Ernte ausnahmsweise auf einen ausländischen Produzenten zurückgreifen. Wichtig ist uns auch, dass das Getränk gesund ist. So verzichten wir auf Industriezucker, die nötige Süsse liefern die Äpfel.
Wie fühlten Sie sich, als Sie erstmals eine Flasche Ihres Getränks in den Händen hielten?
Vom Businessplan über das Rezept, die Suche nach einem Produzenten, Namensfindung, grafische Gestaltung der Etikette bis zu den Vertriebsmöglichkeiten und der Website – es war ein happiges Stück Arbeit von der Idee bis zum fertigen Getränk. Und deshalb war es ein besonderer Moment, erstmals ein «Sprützig» in der Hand zu halten.
Wie haben Sie Abnehmer gefunden?
Als erstes haben wir die Kontakte aus Verwandtschaft und Bekanntschaft genutzt. Und wir haben Gastrounternehmen direkt angefragt. Manche haben überhaupt nicht reagiert. Manche haben Absagen geschickt. Aber einige Gastrobetriebe konnten wir überzeugen, und so gibt es das «Sprützig» nicht nur im Online-Handel, sondern unter anderem auch im Bü’s in Zürich, in der Guarany-Bar in Buchs SG oder im Mönchhof am See in Kilchberg.
2500 Flaschen haben Sie zu Beginn produzieren lassen, und die waren schon nach einem Monat ausverkauft? Was ist Ihr Erfolgskonzept?
Der «Sprützig»-Moment.
Was heisst das?
Im Getränk steckt eine stimmige Mischung von Zutaten, denen Kohlensäure Spritzigkeit und Frische verleiht. «Sprützig» ist aber mehr als ein feiner Durstlöscher, es soll dem Konsumentinnen und Konsumenten auch einen Genuss-Moment verschaffen, sei es allein oder mit Freunden, sei es in der Badi, beim Sport oder im Ausgang. Das ist der «Sprützig»-Moment.
Inzwischen ist offenbar aus dem Gymischüler auch ein guter Verkäufer geworden.
Ja. Das war ein wichtiger Lernprozess. Wenn man etwas verkaufen will, reicht es nicht, vom Produkt überzeugt zu sein. Man muss auch auf die Leute zugehen, sie überzeugen – sei dies bei Präsentationen für Passanten auf der Strasse oder bei Gastronomen und anderen möglichen Vertriebspartnern. Inzwischen können wir alle das aber recht gut und freuen uns auf jede neue Herausforderung.
Apropos Herausforderung: Wie geht es weiter?
Inzwischen haben wir ein weiteres «Sprützig» kreiert, das Very Berry, das nach Beeren schmeckt. Entstanden ist auch dieses aufgrund von Konsumentenbefragungen auf der Strasse. Lanciert wurde es auf den Frühlingsbeginn und wir sind dran, für den Sommer Badis als Vertriebspartner zu gewinnen.
In einem Jahr machen Sie die Matur. Ist damit Ihr Projekt beendet?
Das ist noch unklar. Aber natürlich haben wir während der Matur nicht genügend Zeit, um uns ständig um unser Unternehmen zu kümmern. Es wäre aber auch schade, jetzt aufzugeben, wo alles so schön ins Rollen gekommen ist. Wir warten mal den Herbst ab und sehen dann weiter.
Jetzt noch eine Frage zum Geld: Wie haben Sie Ihr Projekt finanziert?
Unsere Eltern haben uns ein Startkapital von 3000 Franken zur Verfügung gestellt. Dieses haben wir aber recht schnell zurückzahlen können. Und heute verdienen wir sogar ein bisschen am «Sprützig».
Möchten Sie Unternehmer werden?
Nein, eher nicht. Es ist zwar eine spannende Erfahrung, als Mini-Unternehmer auf dem realen Markt mitzumischen. Aber im Moment tendiere ich eher Richtung Medizinstudium.
Wenn Sie grad nicht an Getränkemixturen tüfteln oder Vertriebskanäle akquirieren, was tun Sie dann?
Ich treibe viel Sport. Rudern und Handball sind meine Favoriten, aber ich fahre auch Snowboard und Skateboard.
Da bietet die Schweiz ja die besten Grundlagen.
Das ist es, was ich an der Schweiz liebe: Sie ist so vielfältig, wir haben Seen, Berge, Schnee, aber auch richtiges Sommerwetter zum Baden. Und je nach Wetter oder Jahreszeit gibt es die verschiedensten Möglichkeiten.
Das Getränk: «Sprützig»
Das Mini-Unternehmen besteht aus einem Team von sechs motivierten Schülern der Kantonsschule Hottingen in Zürich: Niklas Zihlmann(CEO),Valentino Wiedmer(CSO), Gian Schumacher(CFO), Jon Heinss(CMO),Simon Kloos(CPO), Yann Vogt(CTO). Erhältlich ist «Sprützig» Freshmint und «Sprützig» Very-Berry in verschiedenen Lokalen sowie online über die Internetseite www.spruetzig.ch.
Der Wettbewerb: «Young Entreprise Switzerland YES»
YES ist eine Non-Profit Organisation und entwickelt und betreut praxisorientierte Wirtschaftsbildungsprogramme für Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel, die Wirtschaft mit der Schule zu vernetzen. Im «Company Programme» gründen und führen Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16 und 20 Jahren ein Miniunternehmen und erleben während eines Schuljahres, was es heisst ein Unternehmer zu sein. Ihre Arbeit wird fachlich von ihrer Lehrperson sowie einem praktischen Berater (Wirtschaftspate) begleitet und unterstützt. Beaufsichtigt werden die jungen Unternehmer durch einen Programme Manager von YES.
Final: Von anfänglich über 190 teilnehmenden Teams kommen 25 ins Finale, das am 25. und 26. Mai im Zürcher Hauptbahnhof stattfindet – mit dabei ist auch das «Sprützig»-Team.
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