Die Folgen der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio ins nächste Jahr sind von grosser Tragweite. Viele Fragen stehen im Raum.
Nach der historischen Verschiebung der Sommerspiele in Tokio versuchen die Olympia-Macher das grosse Chaos zu beseitigen. IOC-Präsident Thomas Bach sprach am Dienstag «von vielen tausenden Fragen», die aktuell noch geklärt werden müssen. Dabei stehen Organisatoren, Sportler und Fans vor zahlreichen Baustellen.
Die wichtigsten fünf ungeklärten Themen.
TERMINE. Noch ist offen, ob die Spiele auch 2021 im Spätsommer ausgetragen werden oder zu Frühjahrsspielen werden. Unabhängig vom neuen Termin werden die Konsequenzen auf den Sportkalender immens sein. Die Fussball-EM ist ebenfalls auf 2021 (11. Juni bis 11. Juli) verschoben. In olympischen Kernsportarten wie Schwimmen (16. Juli bis 1. August) und Leichtathletik (6. bis 15. August) sind Weltmeisterschaften aktuell noch für das kommende Jahr geplant.
QUALIFIKATION. Eine der grössten Sorgen der Sportler und Sportlerinnen ist der Weg zu den Sommerspielen. 57 Prozent der Athleten hatten das Ticket für Tokio auf sicher. Nun muss geklärt werden, welche erfüllten Normen und Platzierungen noch Bestand haben. Aktuell herrscht Ratlosigkeit. Zudem müssen die abgesagten Qualifikations-Wettkämpfe neu angesetzt werden. Auch weitere Regularien sind noch offen. So waren beim olympischen Fussballturnier der Männer eigentlich nur drei Spieler pro Team erlaubt, die vor dem 1. Januar 1997 geboren sind. Unklar ist, ob sich diese Altersgrenze entsprechend verschiebt.
VERTRÄGE. Zeitlich ist bei vielen Sportlern alles auf einen olympischen Zyklus ausgelegt. Auch Förderung und private Verträge gelten häufig bis nach olympischen Spielen. Wie sich die Verschiebung auf Sponsorenverträge auswirkt, ist noch nicht abzuschätzen.
LOGISTIK. Ob die rund 11'000 Teilnehmer, ihre Betreuer und später rund 4400 Paralympics-Sportler auch 2021 wie geplant in einem gemeinsamen Athletendorf wohnen können, ist laut Bach fraglich. Die 5632 Wohnungen sollten nach den Spielen an private Eigentümer übergeben werden. Schätzungen zufolge ist ein Viertel bereits verkauft. Zum neuen Termin im nächsten Jahr müssen zudem die entsprechenden Hallen und Plätze zur Verfügung stehen. Insgesamt sollten die Sommerspiele in 42 Sportstätten stattfinden. Einige Arenen sind im kommenden Jahr aber bereits anderweitig besetzt, andere waren ohnehin nur temporär geplant. «Diese müssen wir weiter mieten, weil es ein Jahr dauert, bis sie einsatzbereit sind», sagte Organisationschef Toshiro Muto. «Das bedeutet weitere Kosten.»
KOSTEN. Die Organisatoren versuchen die ohnehin immensen Kosten im Rahmen zu halten. Nach Schätzungen hätte Japan mehr als 25 Milliarden Euro für die Sommerspiele ausgegeben. Einheimische Experten rechnen durch die Verschiebung mit zusätzlichem Aufwand von umgerechnet knapp 6 Milliarden Euro.