Teil 6 Leibchentausch (6/40)

Beni Thurnheer

12.6.2018

Wenn die Spieler nach dem Schlusspfiff die Leibchen tauschen, interpretiert dies manch ein Soziologe, Politiker oder Philosoph als edle Handlung, als ein Symbol für Fairness, Versöhnung und Völkerverständigung.

Dabei sind die Fussballer nur Souvenirjäger mit Startvorsprung! Sie möchten sich ein Andenken sichern, vor allem wenn es eine besondere Partie wie ein Europacup- oder ein Länderspiel war.

Natürlich sind die Dresse der grossen Stars besonders begehrt. Es kann also schon einmal vorkommen, dass es sich ein Mittelfeldspieler ab der 85. Minute plötzlich noch zur Aufgabe macht, Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo hautnah zu bewachen. Bei der Gelegenheit kann er ihm noch vor Spielende den Leibchentausch vorschlagen.

Unterschiedlicher Wert

Doch auch hier gilt das brutale Gesetz von Angebot und Nachfrage: Der Star von Real Madrid, der überdies auch noch mehr als 50 Länderspiele bestritten hat und zu Hause schätzungsweise drei Wäschekörbe voller Leibchen aus aller Welt besitzt, ist mit ziemlicher Sicherheit gar nicht so erpicht auf das grüne, mit dem Namenszug ‹Hunkeler› versehene Shirt des FC Nebenwil. Ausserdem hat er seines schon lange dem WWF, Amnesty International oder Greenpeace für eine Versteigerung versprochen.

Leibchentausch – oder die Variante davon, das Leibchen-ins-Publikum-Werfen – empfiehlt sich nur bei Profi-Vereinen oder in der Nationalmannschaft, wo die Ausrüster laufend für Ersatz sorgen. Einer meiner Teamkollegen beim FC Radio/Fernsehen schmiss nach einem Firmensport-Spiel einmal sein Shirt in die begeisterte Menge von drei Schülerinnen. Von da an spielte in unserem Team die Nr. 12 immer schon von Anfang an mit – weil es kein Tenü mit der Nr. 7 mehr gab!


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