Der Zapper TV-August: Warum SRF einen Fehler gemacht hat

von Lukas Rüttimann

31.8.2018

Sommerloch? Hitzestau? Im August spürte der Zapper wenig davon. Im Gegenteil – auf der Mattscheibe gings durchaus lebendig zu und her.

Kilchspergers Dernière

Er hat noch einmal gezeigt, warum er einer der Stars des Schweizer Fernsehens ist. Oder sollte man eher sagen – war? Roman Kilchsperger machte seine vielleicht letzte Sommertour als Jass-Showmaster durch die Schweiz zum Triumphzug. Der Zürcher bot beste Unterhaltung, schlagfertige Sprüche und Publikumsnähe. Egal ob mit Jugendidol Emil Steinberger, Rocker Gölä oder den Zuschauern auf dem Dorfplatz – Kilchspergers «Donnschtig-Jass» vermissen viele jetzt schon. Auch deswegen, weils die Show in dieser Form kaum mehr geben wird.

Kilchspergers Premiere

Nach seiner Abschiedstour auf SRF konnte Roman Kilchsperger diesen Monat auch eine Premiere feiern. Zwar guckten beim entscheidenden Champions-League-Rückspiel zwischen den Berner Young Boys und Dinamo Zagreb all jene in die Röhre, die kein Teleclub-Abo haben, aber zusammen mit einer gut zusammengestellten Expertenrunde konnte Kilchsperger zeigen, dass das SRF einen Fehler gemacht hat, als es ihn für den Sport einfach ignorierte. Der Zürcher moderierte lebendig, engagiert und kompetent – und bei der von ihm animierten Spontan-Ehrenrunde von YB-Fans kam sogar ein wenig «Donnschtig-Jass»-Feeling auf.

Der Zapper findet: SRF hat einen Fehler gemacht, als es Roman Kilchsperger für den Sport einfach ignorierte.
Der Zapper findet: SRF hat einen Fehler gemacht, als es Roman Kilchsperger für den Sport einfach ignorierte.
Bild: Screenshot SRF/Teleclub

Abderhaldens Auftakt

Bleiben wir beim Jassen – und bei den Premieren. Auch Schiedsrichter Daniel Müller gab diesen Sommer seine letzte Vorstellung. Doch während bei Kilchspergers Nachfolge noch alles offen ist, wurde die Nachfolge Müllers bereits geregelt. Ex-Schwingerkönig Jörg Abderhalden ist der neue Unparteiische. Bei der Generalprobe im «Donnschtig-Jass» hatte der hünenhafte Toggenburger zwar spürbar Muffensausen. Doch bei seiner Premiere im «Samschtig-Jass» wirkte er fast schon wie ein Profi. Einmal Champion, immer Champion, kann man da nur sagen – was auch auf Stargast Wendy Holdener zutraf, die in einer sagenhafte Runde alle Karten gewann und mit 157 Punkten für einen Rekord sorgte.

Gottschalks Aussetzer

Ein Champion ist auch Thomas Gottschalk, vor allem wenn es um die hohe Kunst der TV-Unterhaltung am Samstagabend geht. Doch was der Zapper bei der neuen RTL-Show «Denn sie wissen nicht, was passiert» sehen musste, hatte wenig mit dem schlagfertigen TV-Tausendsassa von früher zu tun. Wie ein fahriger Greis irrte Gottschalk bei der Show mit Oliver Pocher im RTL-Studio herum. Nicht nur, dass er kaum etwas sagte und die Moderation quasi Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Oliver Pocher überliess, auch von der Körpersprache erinnerte der 68-Jährige an einen Zombie. Hoffen wir, dass «Thommy» die Kurve nochmals kriegt. Mit dieser Sendung – und als Showmaster generell.

Levys Experiment

Etwas beweisen wollte Dani Levy mit seinem Schweizer «Tatort». «Die Musik stirbt zuletzt» wurde mit einer einzigen Kameraeinstellung und ohne Schnitt gedreht. Keine Premiere notabene – Alfred Hitchcock, Brian DePalma und viele andere haben das auch schon gemacht –, aber ein Experiment. Ob gelungen oder nicht, an dieser Frage scheiden sich die Geister. Vom «schlechtesten 'Tatort' aller Zeiten» bis zum «mutigen Geniestreich» reichten die Reaktionen. Und der Zapper? Der findet, dass das Schweizer Fernsehen zuerst die Hausaufgaben machen sollte, bevor es sich an die Kür wagt. Will heissen: Gute Dialoge schreiben, bevor man mit Wackelbilder einen Klassiker revolutionieren will.

Shivas Erotik

Trash-TV kennt keine Sommerpause: «Die Bachelorette», «Ex on the Beach», «Promi Big Brother» – wer das Hirn ausschalten will, kam auch im August auf seine Kosten. Im Big-Brother-Haus gings wie gewohnt besonders niveaulos zu. Wobei der Schweizer Export Mike Shiva nicht sonderlich viel dazu beigetragen hat. Der Hellseher war vor allem eines – stinklangweilig. Deshalb wurde er auch bereits nach zwei Tagen wieder rausgewählt. Könnte natürlich auch sein, dass sich Shiva nur nicht in die Karten blicken lassen wollte.

Franks Frühstart

Neue Wege geht die «Rundschau». Die Nachrichtensendung kommt nun eine Stunde früher. Bereits ab 20.05 Uhr bringen Sandro Brotz und neu Nicole Frank (notabene auch als Premiere) News und beleuchten Hintergründe. Verantwortlich dafür ist das Aus von Kilchspergers TV-Quiz «Top Secret». Wobei sich der Kreis schliesst – und wir wieder bei der grossen Figur des vergangenen TV-Monats wären.

Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Roman Kilchsperger
Die Serien-Highlights im August
Zurück zur Startseite