SRF-Film über Heidi Abel Heidi Abel: Sehr links, sehr stark – und sehr unsicher

Lukas Rüttimann

21.2.2019

Ein neuer Doku-Film beleuchtet das Leben des wohl grössten SRF-Stars aller Zeiten. Auch Heidi Abels Schattenseiten wurden nicht ausgeblendet.

Das Schweizer Fernsehen hat seit den 80er-Jahren eine Vielzahl an Stars aufgebaut, auch Frauen. Sandra Studer, Katja Stauber, zuletzt Viola Tami und viele andere. Doch der grösste Star, der je aus dem Leutschenbach hervorging, ist und bleibt Heidi Abel. Der nach ihr benannte Dokumentarfilm von Felice Zenoni («Clay Regazzoni – Leben am Limit») – früher selbst ein SF-Mitarbeiter – führte das am Donnerstagabend noch einmal eindrücklich vor Augen.

Tatsächlich bewegte sich keine andere so elegant und so selbstverständlich auf dem TV-Parkett wie die attraktive Baslerin. Charme, Intelligenz, Witz, Schlagfertigkeit – Heidi Abel war «die perfekte Fernsehfrau», wie es eine Freundin ausdrückt. Und der 90-minütige Film unterstrich diese Aussage mit vielen unvergessenen Highlights aus ihrem Schaffen.

Unsicher und selbstreflektiert

Zu Gute kam dem Film das lange öffentliche Leben der TV-Frau. Denn ein Doku-Film nur mit sprechenden Köpfen wird irgendwann langweilig. Abels Karriere indes ist quasi seit ihrem ersten Auftritt als Eurovisionsdame für das Schweizer Fernsehen (diese Aufnahmen waren zum ersten Mal seit ihrer Originalausstrahlung wieder am TV zu sehen) wohldokumentiert. Und zwar vor wie hinter der Kamera.

Schon zu Lebzeiten setzte man sich in der Schweiz ganz bewusst mit dem Phänomen Heidi Abel auseinander, befragte sie zu ihrer Prominenz, dem Erfolg, ihren Ängsten, Hoffnungen und ihrem Selbstverständnis als Frau in einer Männerwelt. Mal ganz privat beim Salatrüsten in der Küche zuhause, mal für eine frühere Dokumentation, oft auch in Sendungen des Schweizer Radio oder Fernsehens.

Heidi Abel – die Seele des Schweizer Fernsehens

Erstaunlich dabei, wie offen und selbstreflektiert der TV-Star jeweils agierte. Erfrischend ehrlich berichtete Abel von der schwierigen Beziehung zu ihrem Vater, dessen Unfähigkeit, Liebe zu zeigen, sie als Ursache für ihren Drang zur Selbstpräsentation ausgemacht hatte. Auch ihre Unsicherheit, die sie nicht zuletzt wegen ihrer Projekt-bezogenen Anstellungen beim Schweizer Fernsehen Zeit ihres Lebens begleitete, kamen zur Sprache.

Für die damalige Zeit sehr mutig dann ihre Aussagen über ihre gescheiterte Ehe und die Probleme, die Männer mit starken respektive bekannten Frauen wie ihr damals hatten. Eine Thematik, die heute noch genau so aktuell scheint wie in den späten 70ern und frühen 80ern. Auch aus ihrer politischen Gesinnung – sehr links, sehr grün – machte sie nie einen Hehl, was ihr nicht nur Zustimmung eingetragen hat.

Lustige Interviews, ernster Aeschbi

Highlights dieser höchst unterhaltsamen 90 Minuten waren die vielen unvergessenen TV-Momente, wie sie einem eben nur Heidi Abel bescheren konnte. Der lustige Flirt mit Gert Fröbe etwa, dazu Koketterie und Schlagfertigkeit mit damaligen Superstars wie Inge Meysel, Blacky Fuchsberger, Thomas Gottschalk, Johannes Mario Simmel, Frank Elstner oder Loriot.

Ihre Schattenseiten wurden dennoch nicht ausgeblendet. Ihre notorische Fahrigkeit etwa, das messiehafte Mitschleppen des halben Hausrats in ihrem legendären «Chörbli», ihre (gespielte) Naivität, natürlich auch ihr viel zu früher Krebstod.

Auch der Konflikt mit Kurt Aeschbacher blieb nicht aussen vor. Im Film erzählt Aeschbi, dass er seine «Karussell»-Kollegin eigentlich bewunderte, sie sich von ihm aber «traumatisch bedroht» fühlte, weil er sie an ihren Vater erinnerte. Und in einer wunderbaren Szene für eine frühere Doku beklagt sich Abel vor laufender Kamera über die ihrer Meinung nach abweisende Körpersprache von Aeschbacher, wegen der sie nur sehr schwer mit ihm zusammenarbeiten könne.



So viel Authentizität würde man bei modernen TV-Frauen nur allzu gern auch erleben.

«Heidi Abel – Licht und Schatten einer TV-Pionierin» lief am Donnerstag, 21. Februar, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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