Unter der LupeSRF Ski: Berthod souverän, Plaschy Kult – Schönbächler polarisiert
Lukas Rüttimann
10.1.2019
Das neue Ski-Kommentatorenteam auf SRF sorgt nicht nur für Jubel. Vor allem bei den Damen wirbelt die Neubesetzung viel Schnee auf.
Es ist ruhiger geworden bei den Skirennen der Schweizer auf SRF. Trotz der traditionell dünnen Decke an Siegfahrern liegt das aber nicht an den Sportlern. Feuz, Yule, Holdener und Co. sorgen noch immer für Highlights, und auch die jungen Techniker machen Freude.
Nein, die Zurückhaltung kommt aus den Kommentatorenboxen. Seit das legendäre Ski-Duo Matthias Hüppi und Bernard Russi sowie letztes Jahr auch der begeisterungsfähige Jann Billeter sowie die redselige Dominique Gisin keine Skirennen mehr moderieren, herrscht am SRF-Mikro oft ein eher nüchterner Ton.
Gaudi bei den Ösis
Schlecht sein muss das nicht: Der sympathische Marc Berthod etwa hat dieses Jahr seine Rolle als Experte definitiv gefunden und glänzt bei den Herrenrennen mit feinem Humor und Sachkompetenz. Auch Adrian Lustenberger, der neue Kommentator bei den Herren, weiss mit seiner unaufgeregten Art zu gefallen. Zuletzt in Adelboden liess er sich gar von der grossartigen Stimmung im Stadion anstecken – und wurde richtig emotional.
Fakt ist dennoch: Wer in Sachen Skirennen Vollgas-Action will, muss auf ORF schalten. Dort sorgen TV-Originale wie Ex-Abfahrer Hans Knauss, Slalom-Experte Thomas Sykora oder – zumindest bei einzelnen Highlights wie Kitzbühel – TV-Star Armin Assinger seit jeher für eine einmalig aufgeputschte Ski-Stimmung. Sogar den einen oder anderen allzu patriotischen oder gar chauvinistischen Ausrutscher verzeiht man diesen Kultstars, denn der Unterhaltungsfaktor und die pure Leidenschaft am Skisport überwiegen.
Schweizer mit Kult-Potenzial
Kult werden könnte jedoch bald auch ein Schweizer Experte: Ex-Slalom-Ass Didier Plaschy hat sich in den technischen Disziplinen von Beginn weg als Glücksgriff erwiesen. Der neue Technik-Experte verfügt über einen hohen Unterhaltungswert und fühlt sich vor dem Mikrofon sichtlich wohl – was für ein Unterschied zum steifen Marc Girardelli, wegen dem die Schweizer Skifans letztes Jahr zu Recht auf die Barrikaden gingen.
Zudem verfügt der schräge Walliser über eine unbestritten hohe Fachkompetenz. Mit Plaschy, Michael Bont – dem seit Jahren sicheren Wert bei den Frauen – sowie Marc Berthod verfügt das Schweizer Fernsehen also über ein schlagkräftiges Expertentrio, das zudem Potenzial hat. Auch der ruhige, aber angenehme Kommentator bei den Frauen, Marco Felder, und der zurückgekehrte Stefan Hofmänner sind sichere Werte.
Schönbächlers Stimme
Am meisten zu reden gegeben hat bisher aber die Neubesetzung bei den Damen. Die 37-jährige Michèle Schönbächler polarisiert und hat als Ski-Neuling einen schweren Stand. 2012 gab sie ihr Debüt als TV-Kommentatorin beim Pferdesport, seither hat sie für SRF Langlauf und Orientierungslauf begleitet. Auf diese Saison übernahm sie die alpinen Skirennen der Frauen und sorgte dabei für nicht nur positiven Wirbel.
Will man den Kommentarspalten in Online-Medien Glauben schenken, nervt sich so manch ein Skifan über ihre offenbar eher laute oder gar penetrante Stimme, andere wiederum vermissen die Fachkompetenz. Ob das auch mit dem Fakt zu tun hat, dass sie sich als Frau stärker beweisen muss, sei dahingestellt. Tatsächlich ist der Obwaldnerin aber fehlende Erfahrung stellenweise anzumerken. Auch gestern beim Frauen-Riesenslalom in Kronplatz im Südtirol wirkte sie oft unsicher und kommentierte das Offensichtliche.
Allerdings – auch Matthias Hüppi und Bernhard Russi sollen damals ihre Zeit gebraucht haben. Und schliesslich können nicht alle ein Plaschy sein.
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