Interview Zwingli-Darsteller: «Ich bin nicht einmal getauft»

Lukas Rüttimann

13.1.2019

«Zwingli» – der Trailer

«Zwingli» – der Trailer

Die Macher von «Der Verdingbub» und «Der Goalie bin ig» haben die Geschichte des Reformators Huldrych Zwingli verfilmt. Das Historiendrama mit Max Simonischek und Anatole Taubman läuft ab Donnerstag, 17. Januar, in unseren Kinos.

31.12.2018

Der Schweizer Schauspieler Max Simonischek über seine Rolle als Reformator im Kinofilm «Zwingli», haarige Erfahrungen in Zürich – und warum er nicht nur ernst sein kann.

Max Simonischek, als bekannt wurde, dass Sie Huldrych Zwingli spielen, sorgte das im Vorfeld für viel Aufsehen. Ist das die grösste Rolle Ihrer Karriere?

Es ist sicher eine meiner wichtigsten. Eine Hauptrolle in einer für Schweizer Verhältnisse doch sehr grossen Produktion ist immer noch etwas Besonderes für mich. Ausserdem sind historische Figuren immer eine ganz spezielle Herausforderung – man will ihnen schliesslich auch gerecht werden.

Was für ein Bild hatten Sie vor dem Dreh vom grossen Zürcher Reformator?

Obwohl ich auch in Zürich aufgewachsen bin, hat mir Huldrych Zwingli bis zum Film nicht sonderlich viel gesagt. Im Niederdorf gab es früher mal die «Zwinglihalle», dort konnte man coole Kleider für wenig Geld kaufen. (lacht) Aber gerade weil ich in Sachen Zwingli eher unwissend war, konnte ich ohne Vorurteile an diese Figur herangehen. Ich habe ihn auch nicht als bieder oder gar lustfeindlich empfunden, ganz im Gegenteil. Deshalb war ich froh, dass ich meine Vorstellung bis zu einem gewissen Grad auch in die Gestaltung meiner Figur einfliessen lassen konnte.



Sie gelten als «pretty Boy» im Schweizer Film. Fiel es Ihnen schwer, sich in den asketischen Geistlichen samt Topffrisur zu verwandeln?

Überhaupt nicht. Im Gegenteil, in den sozialen Medien habe ich sogar Bilder von mir mit meinem «Topflappen» auf dem Kopf geteilt. Das war für mich ein Riesenspass. Nicht zuletzt musste ich mich mit meinen Haar-Extensions auch in der Stadt Zürich bewegen. Irgendwann gewöhnt man sich daran, dass man schief angeschaut wird. Fiese Frisuren sind Teil des Jobs. Ich geniesse es, mich zu verwandeln und andere Facetten zu zeigen.

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#becomingzwingli

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Steckt in Ihnen auch etwas von einem reformatorischen Geist?

Mit Religionen hab’ ich es nicht so, schon meine Familie war nicht sonderlich religiös. Ich bin nicht einmal getauft. Ich würde mich nicht unbedingt als Atheisten bezeichnen, aber der Glaube spielt in meinem Leben keine allzu grosse Rolle. Abgesehen davon ist Zwingli für mich auch weniger ein Reformator als vielmehr ein Revolutionär. Und in dieser Beziehung kann ich mich tatsächlich ein Stück weit mit ihm identifizieren.

«Zwingli» – der Film

Inwiefern?

Nun, ein gewisser Umbruch würde der heutigen Welt meiner Meinung nach durchaus gut tun. Wenn man sieht, wie Ich-zentriert alles ist, wäre eine soziale Revolution im Stil eines Zwinglis nicht die schlechteste Idee. Aber ich beziehe das mit dem revolutionären Zug auch auf mich persönlich: Stehen bleiben und sich an alten Errungenschaften festklammern, das war mir immer ein Graus. Ich will mich stetig weiterentwickeln und immer wieder neu herausfordern. Nach diesem Prinzip suche ich mir meine Rollen aus.

«Zwingli» ist mehr düsteres Kammerspiel als Action-Spektakel à la «Braveheart». Wie oft haben Sie sich beim Dreh gewünscht, dass man genug Geld gehabt hätte, um die Schlachtszenen wie in Hollywood drehen zu können?

Gegen tolle Actionszenen hätte ich sicher nichts einzuwenden gehabt. Aber Regisseur Stefan Haupt hat nicht nur aus Budgetgründen einen anderen Ansatz für seinen Film gewählt. Wenn man sieht, wie viel Huldrych Zwingli für die heutige Gesellschaft getan hat, ist das allemal eine Würdigung wert, die nicht nur durch aufwendige Action und Spektakel überzeugt. Aber klar: Einmal «Braveheart» spielen, das wäre cool.

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Gibt es andere Figuren, die Sie als Schauspieler reizen?

Roger Federer. An meiner Backhand müsste ich zwar noch etwas arbeiten, aber vom Alter her würde es passen.

Stimmt es, dass Sie früher mal Profi-Fussballer werden wollten?

Ja, diesen Wunsch hatte ich tatsächlich, als ich noch zur Schule ging. Aber nun habe ich einen anderen Weg eingeschlagen, und ich muss sagen – ich bin sehr glücklich damit.

Als Zürcher Bub: Schlägt Ihr Herz für GC oder den FCZ?

Ich muss zugeben: Ich war ein GC-Kind. Mit dem alten Hardturm-Stadion verbinde ich ein paar sehr schöne Erinnerungen. Aber das ist wirklich lange her und sehr weit weg.

Sie leben seit vielen Jahren in Berlin und sind letztes Jahr zum ersten Mal Vater geworden. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?

Ein Kind stellt alles auf den Kopf. Aber das ist eine gute Erfahrung: Wenn man sich selbst etwas zurücknehmen muss, entdeckt man neue Freiheiten. Besonders für einen Schauspieler ist das eine gute Erfahrung.

Sie spielen oft ernste Figuren. Wann sehen wir Max Simonischek mal in einer Komödie?

Für meine Filme mag diese Beobachtung zutreffen. Am Theater hingegen war ich schon sehr oft in komischen Rollen zu sehen. Ich habe auch nichts gegen Komödien, ganz im Gegenteil. Wenn mich das Drehbuch anspricht, bin ich für so manche Blödelei zu haben. Also bitte – her mit den lustigen Angeboten!

«Zwingli» läuft ab Donnerstag, 17. Januar, in unseren Kinos. Das Kinomagazin «Zoom Movies» widmet dem Schweizer Film am Mittwoch, 16. Januar, um 18 Uhr auf Teleclub Zoom eine Spezialsendung.

Die Kino-Highlights im Januar
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