Start-Up-Show Schimpftirade in der «Höhle der Löwen», aber Schweizer Idee findet Anklang

tsch

25.9.2019

One-Man-Shitstorm in der «Höhle der Löwen»: Georg Kofler kannte keine Gnade für Moralapostel: «Diese Heuchelei geht mir so gegen den Strich!» Deutlich wohlgesonnenere Worte bekam ein Schweizer Gründer serviert.

«Die Höhle der Löwen» ist kein Streichelzoo: Das hat der wahrscheinlich unberechenbarste «Löwe» im Rudel nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Beim Pitch der beiden Gründer Martin Schott und Raphael Fellmer von «SIRPLUS» rastete der Georg Kofler minutenlang aus. Dabei tun die mit ihrem Start-up etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Was brachte den Südtiroler derart auf die Palme?

In «Rettermärkten» und online vertreiben Schott und Fellmer abgelaufene Lebensmittel, die noch geniessbar sind. Toll, fanden alle «Löwen». Doch was soll diese Bewertung? 700'000 Euro für gerade einmal sechs Prozent der Anteile wollten die Berliner haben. Das stiess nicht nur Georg Kofler sauer auf. Doch er nutzte die Gelegenheit, um den Gründern ordentlich die Leviten zu lesen.

«Was mich fundamental stört, ist euer moralisierendes Schöngerede von eurem Geschäftsmodell. Ihr macht ein normales kaufmännisches Geschäft und tretet hier an wie die Moralapostel, die die Welt retten wollen. Und kommt mit einer Bewertung daher, die euch als obergierige Kapitalisten erscheinen lässt.» Puh! Das musste man erst mal verdauen. Doch Kofler war noch lange nicht fertig mit seiner Schimpftirade.

«Unter Multimillionären ist man per Sie!»

«Ich kann das schon gar nicht mehr hören, dieses Gewäsch! Ich finde euch total unglaubwürdig. Eure Bewertung ist absurd. Ihr sagt: ‹Ich war fünf Jahre im Geldstreik, aber jetzt möchte ich mit einem Schritt zum Multimillionär werden!› Das ist gieriger als der freie Kapitalist, der sich auch noch dazu bekennt.»

Was sollte man darauf antworten? Raphael Fellmer, der mit seiner Familie einmal fünf Jahre lang ohne Geld gelebt hat, versuchte es mit: «Danke dir für das Statement!» Böser Fehler! «Wir sind nicht beim Du!», konterte Kofler. «Unter Multimillionären ist man eine Weile per Sie!» Wieder was gelernt. Die Gründer trollten sich. Doch Kofler war immer noch «echauffiert»: «Diese Heuchelei geht mir so gegen den Strich!» – «Merkt man gar nicht!», lockerte Ralf Dümmel die angespannte Stimmung etwas auf. Vielleicht hätten die Gründer doch erwähnen sollen, dass sie 80 Prozent der Gewinne an Soziale Einrichtungen und Vereine für Nachhaltigkeit weitergegeben hätten.

Gründer vor Produkt

Bei Fabian Zbinden aus Bern zeigte Georg Kofler dagegen seine ganz liebe Seite. «Diese totale Hingabe», lobte er den Koch, der sein Food-Start-up «LaRibollita» präsentierte. «Da können sich sehr viele Leute eine Scheibe von abschneiden. Allein dafür würd' ich dir das Geld gerne schon geben.»

Neu-«Löwe» Nils Glagau fasste sich aber schliesslich ein Herz und versprach, Zbinden unter seine Fittiche zu nehmen, auch wenn er in dessen Instant-Gericht mit frischem Gemüse nicht viel Potenzial sah. «Ich bin bestimmt nicht prädestiniert. Aber ich möchte dich hier nicht so rauslassen», erklärte Glagau dem sehr sympathischen Berner. Dagmar Wöhrl verstärkte das Duo. Für insgesamt 66'000 Euro bekamen die beiden «Löwen» zusammen 26 Prozent an «LaRibollita» – dem vermeintlich «gesündesten Fast-Food der Welt».

Bescheidenheit ist eine Zier

Und noch mal Kofler: Beim Pitch von «deineStudienfinanzierung» aus Berlin wollte er gegen IT-Experte Frank Thelen antreten. Der hatte ordentlich vorgelegt. Um Bastian Krautwald, David Meyer und Alexander Barge von sich zu überzeugen, versprach Thelen: «Ich kann euch helfen im Bereich Technologie, im Bereich Marketing. Ich kann garantieren, dass wir schnell wachsen werden. Ihr werdet nie eine Rechnung von uns sehen.»

Mit ihrer digitalen Plattform helfen die drei Studierenden dabei, ihr Studium zu finanzieren – etwa indem sie das komplizierte Ausfüllen des BAföG-Antrags erleichtern. Koflers Konter sorgte für einen Riesen-Lacher: «Ich werde nicht so viel sagen wie der Frank, was ich euch alles bieten kann. Ich bin da etwas bescheidener in der Selbstdarstellung!» – «Das muss ich in meinen Kalender eintragen!», verkündete Judith Williams. Der Deal ging erwartungsgemäss an Thelen (17,5 Prozent für 500'000 Euro).

«Die Höhle der Löwen» lief am Dienstag, 24. September, 20.15 Uhr auf VOX. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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