Der Zapper Das gab im TV-November zu reden

Lukas Rüttimann

30.11.2018

Das Sesselrücken beim Schweizer Fernsehen geht auch zum Jahresende munter weiter. Der Zapper wird ein bisschen wehmütig – doch es gibt Silberstreifen am TV-Horizont.

Bittersüsser Abschied für «Aeschbi»

Noch ist die letzte Klappe für Kurt Aeschbacher, 70, nicht gefallen. Das passiert dann Ende Dezember mit der letzten Ausstrahlung von «Aeschbacher». Inoffiziell wurde der TV-Talker dennoch bereits diesen Monat verabschiedet. Das von Sandra Studer moderierte «Danke, Kurt Aeschbacher» hinterliess einen bittersüssen Nachgeschmack. Zum einen ist es schön, dass ihm das SRF nach dem unwürdigen Rausschmiss doch noch eine Art Abschiedsspiel gewährte – zum anderen wurde aber auch deutlich, wie sehr innovative Formate à la «Grell-pastell» heutzutage beim Schweizer Fernsehen fehlen. Von einem Unikat wie «Aeschbi» ganz zu schweigen.

Kurt Aeschbacher

Göläs Ex-Verlobte muss den Hut nehmen

Kurt Aeschbacher ist nicht der einzige verdiente SRF-Mitarbeiter, der zuletzt etwas unschön abserviert wurde. Auch die langjährige Jass-Chefin Sibylle Marti, 46, muss ihren Hut nehmen. Gemäss SRF aus Spargründen. Vielleicht hat die Ex-Verlobte von Mundartrocker Gölä aber auch das Heu nicht auf der gleichen Bühne wie der neue Unterhaltungschef Stefano Semeria. Unternehmerisch macht der Entscheid Sinn – inwieweit er auch Signal für die inhaltliche Neuausrichtung in der SRF-Unterhaltung ist, darauf darf man gespannt sein.

Scherrer bringt frischen Wind

Kaum Sorgen machen muss sich dagegen Reto Scherrer, 42. Der «Samschtig-Jass» kommt mit deutlich mehr Drive daher, seit der Thurgauer die Show von Monika Fasnacht übernommen hat. Im November etwa bot Scherrer «Arena»-Chef Jonas Projer eine Plattform, sich von seiner privaten Seite zu zeigen. Das nutzte der Fünffach-Vater gekonnt und plazierte dabei auch gleich seine Ambitionen in Sachen SRF-Unterhaltung. Projer statt Kilchsperger beim «Donnschtig-Jass»? Keine so abwegige Vorstellung. Besonders auch, weil der Polit-Profi erstaunlich gut jasste.

Didier Plaschy, der Salzgeber für die Ski-Fans?

Neue Gesichter respektive Stimmen gibt es dieses Jahr im alpinen Skisport. Nach dem Reinfall mit Marc Girardelli letzte Saison hat man den neuen Experten diesmal offenbar zunächst SRF-intern getestet. Ex-Slalom-Ass Didier Plaschy, 45, machte seine Sache als Co-Kommentator jedenfalls vom Start weg sehr gut, mit kompetenten Einschätzungen und einer gesunden Prise Humor. Nur an seinen konsequent urchigen Walliser-Dialekt muss sich der eine oder andere Skifan wohl erst noch gewöhnen. Aber beim Fussball hat man das ja auch geschafft.

Konstant guter «Tagesschau»-Mann

Zum Glück gibts beim Schweizer Fernsehen auch Konstanten. Konstant gute Moderatoren wie Florian Inhauser, 50, zum Beispiel. Bei dessen «#SRFglobal»-Sendung zum Thema Brexit bewies der «Tagesschau»-Mann einmal mehr, wie souverän und spannend er auch komplexe politische Themen für ein breites Publikum aufbereiten kann. Ein künftiger Kandidat für die Unterhaltung, ähnlich wie sein Kollege Jonas Projer? Zumindest ein besserer – sprich früherer – Sendeplatz für seine Sendung (sie läuft aktuell jeweils ab 22.25 Uhr) wäre ein Anfang.

Frisches Blut für morgen

Und wie steht es um den Nachwuchs? Mit Annette Fetscherin hat SRF diese Woche ein neues Gesicht als Sportmoderatorin präsentiert. Wobei die 35-Jährige als langjähriger TV-Profi vor und hinter der Kamera nicht wirklich als Newcomerin durchgeht. Überraschender wäre da schon eine Moderatorin wie Alexandra Maurer, die beim Finale von «Switzerland’s next Topmodel» eine Kostprobe ihres Talents gab. Eine deutliche Aussprache kann man ihr jedenfalls nicht absprechen, das ältere Publikum würde es ihr danken. Vielleicht aber müssen wir einfach warten, bis Rainer Maria Salzgebers Tochter Cloé alt genug ist. Dass sie ihrem Vater in wenig nachsteht, bewiese sie jedenfalls als Gast im Teenie-«Samschtig-Jass». Bei so viel unverdorbenem Talent blickt selbst der Zapper gleich positiver in die TV-Zukunft.

Mit Swisscom TV Replay können Sie alle Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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