Giona Nazzaro, künstlerischer Leiter des Locarno Film Festival, hat am Mittwoch vor Medien in Bern bekannt gegeben, was die Filmfans an der 76. Ausgabe im kommenden August erwartet: insgesamt 214 Filme unter dem Motto "Das Kino, wir und die Welt. Zusammen".
Marco Solari ist seit 23 Jahren Präsident des Locarno Film Festivals. Ab kommendem Frühjahr will er an eine neue Generation übergeben. Deswegen hat er am Mittwoch zum letzten Mal das Programm einer Festivalausgabe präsentiert.
Zukunft und Geschichte des Kinos am 76. Locarno Film Festival - Gallery
Giona Nazzaro, künstlerischer Leiter des Locarno Film Festival, hat am Mittwoch vor Medien in Bern bekannt gegeben, was die Filmfans an der 76. Ausgabe im kommenden August erwartet: insgesamt 214 Filme unter dem Motto "Das Kino, wir und die Welt. Zusammen".
Marco Solari ist seit 23 Jahren Präsident des Locarno Film Festivals. Ab kommendem Frühjahr will er an eine neue Generation übergeben. Deswegen hat er am Mittwoch zum letzten Mal das Programm einer Festivalausgabe präsentiert.
Das 76. Locarno Film Festival ehrt den britischen Schauspieler Riz Ahmed mit dem Excellence Award Davide Campari. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen am Mittwoch gegenüber den Medien die 17 Filme bekannt gegeben, die um den Pardo d'oro konkurrieren.
Alle Werke im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden seien Weltpremieren. Die Schweiz wird im Internationalen Wettbewerb vom Waadtländer Regisseur Basil Da Cunha vertreten, «der zu den originellsten Stimmen gehört» und zum Fortschritt des Schweizer Kinos beitrage, sagte der künstlerische Leiter Giona A. Nazzaro gegenüber den Medien in Bern.
«Alternatives Bild von der Welt»
Insgesamt stehen an der 76. Ausgabe des Locarno Film Festivals 214 Filme auf dem Programm, davon 110 Weltpremieren und sechs internationale Premieren. «Wir wollen ein alternatives Bild von der Welt vermitteln», kommentierte Nazzaro. «Während die jüngsten Ereignisse sicherlich nicht viel Raum für Optimismus lassen, hilft uns das Kino, uns eine Möglichkeit der Welt vorzustellen – buchstäblich 'in Bilder zu fassen'», so Nazzaro weiter.
Autorenfilme aus der Vergangenheit wie Daniel Schmids «La Paloma» (1974), der zu diesem Anlass restauriert wurde, und Federico Fellinis «La città delle donne» (1980) werden auf der Piazza Grande genauso gezeigt, wie neuere Werke, etwa Justine Triets «Anatomie d'une chute» (2023), der die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat. Eröffnet wird das Openair-Kino auf der Piazza Grande am 2. August mit «L'étoile filante» von Fiona Gordon und Dominque Abel.
Für den Concorso Cineasti del presente, der der Entdeckung des Kinos von morgen gewidmet ist, sind 15 Filme programmiert, allesamt Weltpremieren. Acht Filme davon, mithin mehr als die Hälfte, sind Werke von Regisseurinnen. Nazzaro verwies etwa auf «Family Portrait» von der «sehr talentierten» jungen amerikanischen Regisseurin Lucy Kerr.
Zu den Sektionen ausserhalb des Wettbewerbs gehört beispielsweise Open Doors, die bereits zum 21. Mal angeboten wird. Dieses Jahr steht der zweite Teil eines dreijährigen Schwerpunkts auf dem Programm: 18 Filme aus Lateinamerika und von der Karibik nehmen das Publikum mit auf eine filmische Reise durch den südamerikanischen Kontinent.
«Gesicht der Zukunft»
Der diesjährige Excellence Award für Riz Ahmed wird am 2. August auf der Piazza Grande verliehen. Ahmed wurde 1982 geboren; der britische Schauspieler ist Sohn pakistanischer Einwanderer. Seine bisher grössten Erfolge waren die Oscar-Nomination als bester Schauspieler für seine Rolle in «Sound of Metal» (2019) und der Academy Award für seinen Kurzfilm «The Long Goodbye» (2022).
Den Film hat er zusammen mit dem Regisseur Aneil Karia geschrieben; er war von seinem gleichnamigen Album inspiriert. Denn Ahmed hat sich auch als Musiker einen Namen gemacht. Zudem setzt er sich er als sozialer und politischer Aktivist gegen Intoleranz und Rassismus ein.
Seine Ehrung in Locarno wird begleitet von dem Film « Mughal Mowgli» (2020) von Bassam Tariq, an dem Ahmed als Produzent und Ko-Drehbuchautor mitgewirkt hat. Der Film wird am Tag nach der Ehrung im GranRex gezeigt. Ahmed verkörpere ein Kino, «das offener und endlich bereit ist, den neuen Stimmen zuzuhören», sagte Nazzaro. «Er ist das Gesicht der Zukunft, die endlich in erreichbarer Nähe ist.»
Zu den bereits angekündigten weiteren prominenten Gästen gehören unter anderem Cate Blanchett, Ken Loach oder Renzo Rossellini.
Ein letztes Mal mit Marco Solari
Besonders war die Programmkonferenz des 76. Locarno Film Festival auch, weil sie die letzte des langjährigen Präsidenten Marco Solari war. In dieser Funktion steht er dem Festival seit dem Jahr 2000 vor. Solari wird im kommenden Jahr seinen 80. Geburtstag feiern, für ihn der richtige Zeitpunkt, einer jüngeren Generation Platz zu machen. «Das sei eine Frage der Verantwortung», sagte er bereits Ende Januar, als bekannt wurde, dass er im Frühling 2024 abtreten werde.
Am Mittwoch sagte er, der Verwaltungsrat sei auf «sehr gutem Weg», seinen Nachfolger zu finden. Eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident soll noch vor Beginn des 76. Locarno Film Festivals (2.-12. August) bekannt gegeben werden. Spannend wird deshalb die nächste Verwaltungsratssitzung sein, die für den 24. Juli geplant ist.