Kolumne am Mittag Tim Cook – der Politiker, der Apple seit zehn Jahren führt

Von Dirk Jacquemien

28.1.2021

Tim Cook weiss auch, wie man sich in der Politik zielführend verhält.
Tim Cook weiss auch, wie man sich in der Politik zielführend verhält.
Keystone

Zehn Jahre steht Tim Cook nun bei Apple am Ruder — eine enorm erfolgreiche Amtszeit, denn Cook ist auch ein talentierter Politiker.

Über zehn Jahre ist der eher unscheinbare Tim Cook nun Chef einer der wichtigsten und einflussreichsten Firmen der Welt. Am 17. Januar 2011 übernahm er zunächst interimistisch die Apple-Führung von Gründer Steve Jobs — im Juni 2011, kurz vor Jobs’ Tod, wurde er dann dauerhaft zum CEO. In seiner Amtszeit ging es für Apple fast nur bergauf.

Zuvorderst ist das iPhone zu nennen, das zwar natürlich von Jobs eingeführt wurde, aber erst unter Cooks Führung zu dem dominierenden Gadget der 2010er geworden ist. Zwar gab es immer wieder Kritik, dass Apple zu abhängig vom iPhone sei, seinen Innovationsgeist verloren habe und so weiter, aber der Aktienkurs lügt nicht: Er hat sich seit Cooks Amtsantritt in etwa verzehnfacht.

Es regnete Steuergeschenke für Apple

Das hat Apple auch Cooks politischen Talenten zu verdanken. Vor der Wahl 2016 spendete er an die Republikaner, die es ihm mit massiven Steuersenkungen für Apple dankten. Der Extragewinn landete in Aktienrückkäufen, die den Kurs anfachten.

Mit Donald Trump hatte «Tim Apple», wie er vom Ex-Präsidenten liebevoll genannt wurde, ein ziemlich gutes Verhältnis. Von vereinzelten Tweets abgesehen, geriet er im Gegensatz zu vielen anderen Firmenchefs nie wirklich ins Fadenkreuz des rachsüchtigen Trump. Geholfen hat dabei ein für Trump vorteilhafter Auftritt in der einzigen Apple-Fabrik in den USA, bei dem er seine «America First»-Agenda anpreisen konnte

Gleichzeitig schaffte es Cook grösstenteils, dem Zorn der Demokraten zu entgehen, die sich vor allem auf Facebook-Chef Mark Zuckerberg einschossen. Überhaupt ist Zuckerberg der Lieblingsfeind des sonst doch eigentlich eher harmonisch auftretenden Cook. Mehrfach schon griff er Facebook wegen dessen Umgang mit Nutzerdaten an und kontrastierte sie mit Apples eigener Praxis, wo es laut Cook natürlich nichts als absolute Hochschätzung für die Privatsphäre der Nutzer gäbe.

Auch ein talentierter Diplomat

Auch international agiert Cook raffiniert, wie sich etwa am Beispiel China zeigt. Apple ist völlig abhängig vom Gutdünken der Regierung, da weiterhin die überragende Mehrheit der Produktion dort stattfindet. Der kommunistischen Partei unliebsame Apps werden also ratzfatz aus dem App Store entfernt, sogar im vermeintlichen freieren Hongkong. Als chinesische Geheimdienste eine iOS-Sicherheitslücke ausnutzten, um Uiguren auszuspionieren, verharmloste Apple diesen Angriff auf die eigenen Nutzer, anstatt ihn zu verurteilen.

Die grosse Mehrheit der Apple-Produkte wird in Fabriken in China gefertigt.
Die grosse Mehrheit der Apple-Produkte wird in Fabriken in China gefertigt.
Keystone

So ist Apple weiterhin das einzige Unternehmen unter den grossen amerikanischen Tech-Giganten, das signifikante Geschäfte in China macht. Für Cook selbst gab es dabei immerhin einige prestigereiche Beraterposten bei chinesischen Universitäten.

Auch zukünftig dürften Cooks politische Talente gefragt sein. Grösste Gefahr für Apple in naher Zukunft sind wohl Gerichtsverfahren von Konkurrenten und Aufsichtsbehörden zur vermeintlichen Marktdominanz des App Store. Diese könnten der Cashcow iPhone arg gefährlich werden. Vorsichtshalber hat Cook jedenfalls schon mal den neuen US-Präsidenten Biden mit euphorischem Lob überschüttet.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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