Einigung mit Beigeschmack Prinz Andrew erzielt Einigung mit Klägerin und entgeht somit Prozess

Agenturen/hüt/dor

15.2.2022

Prinz Andrew hat wohl tief in die Tasche gegriffen, um einen vermutlich extrem unangenehmen Missbrauchsprozess zu verhindern. Doch seine Reputation scheint dahin – und aufatmen können eher Andere.

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Ein Vergleich im Missbrauchsskandal um Prinz Andrew erspart dem Royal einen Prozess – doch selbst ohne unangenehme Details und offizielles Schuldeingeständnis hat die Einigung für Viele einen bitteren Beigeschmack. «Dies ist im Wesentlichen ein Eingeständnis, dass etwas passiert ist», beurteilte der Rechtsexperte und ehemalige US-Bundesanwalt Neama Rahmani den Fall. Die Einigung sei ein Sieg für Giuffre, auch wenn Andrew einen möglicherweise extrem peinlichen öffentlichen Prozess abgewendet habe.

Es wirke nun so, als sei der Royal über Jahre nicht aufrichtig gewesen, als er kategorisch geleugnet hatte, Virginia Giuffre überhaupt zu kennen. Der Betrag, den Prinz Andrew an die Klägerin bezahlen wird, wurde nicht bekannt gegeben. Der Vergleich könnte den 61-Jährigen nach Meinung von Rahmani Millionen, vielleicht sogar eine achtstellige Summe, gekostet haben. Rahmani geht davon aus, dass der Vergleich eine Vertraulichkeitsklausel und die Aussage enthält, dass Andrew nicht haftbar sei.

Giuffre hatte dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. vorgeworfen, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Sie sei vom US-Geschäftsmann und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell dazu gezwungen worden. Andrew weist die Vorwürfe strikt zurück.

Britisches Königshaus kann aufatmen

Das britische Königshaus könnte angesichts der Einigung einer Expertin zufolge dagegen aufatmen: Autorin Penny Junor bezeichnete den Deal als «grosse Erleichterung» für die Royal Family. «Vor Gericht zu ziehen, hätte sehr, sehr hässlich werden können», sagte Junor der Nachrichtenagentur PA. «Das hätte dem Platinjubiläum der Queen wirklich seinen Glanz nehmen können.» Der Palast selbst wollte die neuen Entwicklungen nicht kommentieren.

Gross war in Kreisen der Royals die Sorge, der Skandal könne die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. (95) in diesem Jahr überschatten. Ein Prozess in New York hätte voraussichtlich im Herbst begonnen und riesige mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Palast hatte sich vom zweitältesten Sohn der Queen distanziert, indem er ihm alle militärischen Dienstgrade und Schirmherrschaften entzog.

Als Teil der Einigung verpflichtete Andrew sich nach einem am Dienstag veröffentlichten Gerichtsdokumenten nun unter anderem dazu, Giuffres Wohltätigkeitsorganisation für Opfer von Gewalt zu unterstützen. «Prinz Andrew hatte nie die Absicht, Frau Giuffre zu verleumden, und er akzeptiert, dass sie sowohl als Opfer von Missbrauch als auch als Folge unfairer öffentlicher Angriffe gelitten hat», hiess es. Auch auf Andrews früheren Freund wird direkt Bezug genommen: «Prinz Andrew bedauert seine Verbindung mit (Jeffrey) Epstein und lobt den Mut von Frau Giuffre und anderen Überlebenden, sich für sich selbst und andere einzusetzen.»

Die Vorwürfe

Giuffre gibt an, Opfer eines von Epstein und Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings geworden zu sein. Nach eigenen Angaben wurde sie dabei zum Missbrauch an den Royal vermittelt. Die mit Andrew viele Jahre befreundete Maxwell war erst vor kurzem schuldig gesprochen worden. Epstein wurde im August 2019 tot in einer Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden, während er auf seinen Prozess wegen Sexhandels wartete.

Maxwell wurde in einem Prozess im Dezember wegen Sexhandels und anderer Anklagepunkte verurteilt. Es blieb bis zuletzt unklar, ob die New Yorker Staatsanwaltschaft auch gegen Andrew ermittelte, um Informationen für einen Strafprozess zu sammeln.

In einem Brief an den New Yorker Richter Lewis Kaplan kündigten beide Konfliktparteien den Antrag auf eine Einstellung des Prozesses an.

Damit ist der Rechtsstreit beigelegt. Experten waren sich zuvor nicht einig gewesen, ob der Prinz sich auf einen Deal einlassen würde, weil es nach aussen wie ein Schuldeingeständnis wirken könnte. Vor kurzem hiess es noch, Prinz Andrew stelle sich dem Prozess und solle am 10. März an einem «neutralen Ort» in London unter Eid vor Giuffres Anwälten aussagen. Auch Giuffre sollte unter Eid aussagen.