Kolumne am Mittag Paris Hilton und die Leichtigkeit des Seins mit viel Glitter

Von Carlotta Henggeler

11.8.2021

«Cooking with Paris» heisst Paris Hiltons Kochformat auf Netflix. Mehr als eine Brutzelshow ist es eine Comedyshow. Mit Paris Hilton als talentierte schräge Nudel in der Hauptrolle. 

Von Carlotta Henggeler

Im Ballkleid samt Schleppe stöggeled Paris durch den luxuriösen Supermarkt. Ihre Mission: die frischesten und teuersten Zutaten für ihre Show zu finden. Immer wieder gerät sie ins Staunen. «Was ist denn das für ein Ding?», fragt sie das TV-Team. Und meint Schnittlauch. Auch ein ganzer Parmaschinken samt Knochen hat die 40-Jährige mit dem Aussehen einer alterslosen Barbie anscheinend noch nie von Nahem gesehen.

Sind die Köstlichkeiten erst mal eingetütet, die Kleiderschleppe geputzt, geht's in Paris Luxusvilla ans Eingemachte. Die Rezepte findet Paris im Internet und notiert sich diese gerne in einer Art Tagebuch. Gerne in Buntfarben und Schnörkelschrift. 

Fürs Eröffnungsmenu hat Paris ihre Freundin Kim Kardashian, ehemals West, eingeladen. Als Mutti von North West, Saint West, Chicago West und Psalm West nimmt die Hausköchin an, dass der TV-Star kochen kann. Theoretisch ja, praktisch nein.

Mit Mühe und Not erbastelt das illustre Duo eine Frittata (italienische Eierspeise). Und immer wieder erzählt Paris aus ihrem Leben. Dass sie zum Beispiel nicht gerne Rezepte befolgt (sieht man). Weil sie generell nicht gerne irgendetwas befolge. Aha. 

Und dass sie Süsses über alles liebt. Marshmallows, zuckrige Bunt-Cornflakes. Gerne alles mit essbarem Glitter garniert. Ja, den gibt es – und Paris hat einen ganzen Schrank voll. 

Gelingt ein Rezept, wie die italienischen Cannoli nicht so ganz, dann streue man einfach viel Glitter drüber – et voilà, fertig. Zur italienischen Kochsause ist übrigens Popstar Demi Lovato eingeladen. Die hat zwar einen italienisch klingenden Namen. Und die gängige Meinung, alle Italiener*innen seien gute Köche, erweist sich als aufgeblasenes Soufflé.

Lovato kann vor allem: gut unterhalten und viel kichern. Schon bei ihrer Ankunft im Designerblazer samt Federn ist klar, Frau Lovato ist kein wahrer Kitchen Aid. Ob Paris das absichtlich macht? Damit sie niemand in ihrer eigenen Sendung sie übertrumpft, gar blamiert?

Denn Paris Hiltons Kochkünste sind in etwa die einer Kindergärtnerin. Wobei diese den Unterschied zwischen einem Mixer und einer Knet-Küchenmaschine bestimmt kennt. Und sie käme auch nicht die Idee, mit fingerlosen Handschuhen kochen zu wollen. Warum sie diese genau trägt? Ein Mysterium.

«Cooking with Paris» wie eine gigantische Kinderparty

Die Show ist ein Fest der Leichtigkeit – und zwar im Quadrat. Umgeben von vielen Einhörnern (ihr Lieblingsfabelwesen), Regenbögen und eben ganz viel Glitter. 

Paris Hilton selbst scheint es nicht zu stören, sich vor der Kamera selbst zum Einhorn zu machen. Seelenruhig gibt sie Tipps, wie: Gelingen die selbst gemachten Ravioli nicht, immer eine Fertigpackung in Reserve haben. 

Paris Hilton und ihre Binsenwahrheiten, die Sendung ist voll davon. In ihrer Naivität erinnert sie an die frühere Verona Feldbusch (heute Pooth). Die machte im TV jeden Blödsinn mit, posierte mit falschem Verb für die Werbung. Und scheffelte so viel Geld. Sich dumm zu stellen, kann auch eine Taktik sein.

Ist es auch jene von Paris Hilton? Wir wissen es nicht genau. Eines ist sonnenklar: Sie ist der perfekte Reality-Star. Und sollte das ihre Strategie sein, ist sie ganz gut hinter den Einhörnern, den Marshmallows oder dem vielen Glitter versteckt. 

«Cooking with Paris» läuft auf Netflix.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.