Oprah-Interview Meghan: «Ich wollte nicht mehr am Leben sein»

dpa

8.3.2021 - 04:04

Ausschnitte aus dem Interview mit Oprah Winfrey.

Youtube/CBC News: The National

Im Enthüllungs-Interview mit Oprah Winfrey packen Harry und Meghan aus. Das Paar berichtet von Rassismus, Suizidgedanken und dem Bruch mit Harrys Vater Prinz Charles. 

Enormer Druck, der Palast als goldener Käfig und Rassismusvorwürfe gegen die Royals: Mit deutlichen Worten haben Herzogin Meghan und Prinz Harry ein erschütterndes Bild des britischen Königshauses gezeichnet. Persönliche Angriffe gegen Mitglieder der royalen Familie vermied das Paar. Doch brisant sind die Aussagen im Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey dennoch. 

Rassismus-Vorwürfe

Von der königlichen Familie fühlten sich der Enkel von Queen Elizabeth II. und seine Frau im Stich gelassen – gerade beim Thema Rassismus. In den Jahren, die Meghan im Palast verbrachte, sei nie ein Familienmitglied gegen rassistische Angriffe und «koloniale Untertöne» in der Berichterstattung aufgestanden, kritisierte Harry. «Das hat wehgetan.»

Im Gegenteil: Rassismus hat das Paar nach eigenen Worten auch von der engeren Familie erfahren. Als sie mit Söhnchen Archie schwanger war, habe es Bedenken gegeben, «wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird», sagte Meghan. Während sie alle anderen Fragen offen beantworteten, schwiegen sich die Eheleute hier aber über die Details aus.

Er werde nie sagen, wer mit ihnen darüber gesprochen habe, betonte Harry. Und Meghan sagte, sie wolle sich nicht genauer äussern, weil dies «sehr schädlich» für einige Personen wäre. Es sei aber wohl klar, dass ein dunkelhäutiges Baby ein Problem für den Palast gewesen wäre. Die Mutter der 39-jährigen Amerikanerin ist schwarz.

Das am Sonntagabend (Ortszeit) zur besten US-Sendezeit ausgestrahlte Gespräch war das erste Interview von Meghan und Harry, seitdem das Paar seine royalen Pflichten aufgegeben hatte.
Das am Sonntagabend (Ortszeit) zur besten US-Sendezeit ausgestrahlte Gespräch war das erste Interview von Meghan und Harry, seitdem das Paar seine royalen Pflichten aufgegeben hatte.
Bild: SRF/TM & © 2021 ViacomCBS/Harpo Productions/Joe Pugliese

Selbstmordgedanken

«Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein. Und das war sehr deutlich und echt und beängstigend», sagte Meghan über ihre Zeit, in der sie mit Sohn Archie schwanger war. «Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen.» Es sei keine abstrakte Idee mehr gewesen.

Die Queen

Harry nannte seine Grossmutter, die Queen, als Vorbild. «Ich habe meine Grossmutter nie überrumpelt. Ich empfinde zu viel Respekt für sie», antwortete er auf die Frage, ob er Königin Elizabeth II. nicht auf die Nachricht vorbereitet habe, dass er sich von seinen Pflichten als Mitglied des Königshauses zurückziehen werde. «Die Königin war immer wundervoll zu mir», sagte Meghan über Harrys Grossmutter.

Prinz Charles, William und Kate

Meghan lobte ihre Schwägerin, Prinz Williams Ehefrau Kate, als «gute Person» und widersprach damit Berichten über einen Bruch. Und auch mit seinem Bruder William hofft Harry auf eine Versöhnung. «Zeit heilt alle Wunden, hoffentlich», sagte er.

Nur seinen Vater Charles kritisierte der Prinz. «Ich werde ihn immer lieben, aber es gab sehr viele Kränkungen.» Er fühle sich im Stich gelassen, obwohl der Thronfolger ihn doch eigentlich verstehen müsse – eine klare Anspielung auf die Turbulenzen um seine Mutter Prinzessin Diana, die 1997 auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.

Der Rückzug aus dem Königshaus

«Ich wäre dazu nicht fähig gewesen, weil ich selbst gefangen war», sagte Harry auf die Frage, ob er sich auch dann von seinen Pflichten als Mitglied des Königshauses zurückgezogen hätte, wenn er seiner Frau Meghan nie begegnet wäre.

Zu den Vorwürfen, sie habe von Anfang an geplant, Harry aus der königlichen Familie zu entfernen, sagte Meghan: «Ich habe meine Karriere, mein Leben verlassen. Ich habe alles verlassen, weil ich ihn liebe. Unser Plan war, das für immer zu tun.»

Diana

«Ich denke, sie wäre wütend darüber, wie es sich abgespielt hat und sehr traurig. Aber letztlich wäre alles, was sie für uns gewollt hatte, dass wir glücklich sind», sagte Harry über seine verstorbene Mutter Prinzessin Diana.

Private Hochzeit und zweites Kind

Sie hätten bereits drei Tage vor der weltweit übertragenen Traumhochzeit im ganz privaten Kreis geheiratet, erzählte Meghan. Und dass das zweite Kind, das sie derzeit erwartet, ein Mädchen sein wird. «Einen Jungen zu haben und ein Mädchen, was kann man mehr wollen?», sagte Harry. Die beiden wollten es aber bei zwei Kindern belassen.

Das Baby wird im Sommer erwartet. Bis dahin will Grossbritannien die Corona-Pandemie weitestgehend überstanden haben, die derzeit ein Familientreffen im Haus Windsor verhindert. Gespannt wartet das Land darauf, ob auch die Royals dann die Reisefreiheit nutzen werden.


Brauchen Sie Hilfe? Hier können Sie darüber reden:

Dargebotene Hand: Telefon 143 oder www.143.chOnline-Beratung für Jugendliche mit Suizidgedanken: www.U25-schweiz.chAngebot der Pro Juventute: Telefon 147, www.147.chKirchen: www.seelsorge.net

dpa