Psychologie-ExperteFaszination Trash-TV und «Megxit»: Ein Psychologe erklärt
Von Carlotta Henggeler
30.1.2020
Schöne Quoten fürs «Dschungelcamp»-Finale und grosses Interesse am Job-Exit von Harry und Meghan. «Bluewin» hat bei Psychologie-Professor Peter Walschburger nachgefragt, warum interessieren sich so viele Leute für Trash-TV-Formate und für die Royals?
Als Prince Damien zum «Dschungelkönig» erkoren wurde, sassen über sechs Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer gespannt vor dem TV. Und seit gefühlten drei Wochen lesen wir über Harry und Meghans Rücktritt. Sogar die «Tagesschau» berichtete darüber. Woher kommt das grosse Interesse für triviale Themen? Professor Doktor Peter Walschburger, Biopsychologe an der Freien Universität in Berlin, kann sich das erklären.
‹Dschungelcamp›, ‹Promi Big Brother› oder ‹Das Sommerhaus der Stars›. Trash-TV-Formate sind nach wie vor beliebt. Warum?
Peter Walschburger: Bei diesen Formaten treffen Leute zusammen, die Geld machen und Medienprominenz erreichen wollen: Die Produzenten, die erkannt haben, mit welcher Darstellungsform man am meisten Geld machen kann. Die Produktionskosten sind überschaubar und die Werbe-Einnahmen sind hoch. Dann kommen die Darsteller hinzu, die oft ‹Rampensäue› sind, die ein hohes soziales Geltungsbedürfnis haben und von der Aussicht nach viel Geld zusätzlich angetrieben werden.
Und warum gucken so viele Leute bei Trash-Formaten zu?
Das ‹Dschungelcamp›, ‹Big Brother›, ‹GNTM› oder ‹Bachelor› – all diese Sendungen zeigen Ausschnitte aus dem, was die Menschen umtreibt und was sie interessant finden. Da wird nichts ausgelassen, was unterhalten könnte, höhere Ansprüche werden allerdings nicht befriedigt. Bei diesen Auftritten von meist drittklassigen Prominenten geht es vor allem um ein Angaffen und Angegafft werden, ohne Zurückhaltung selbst vor privatesten, intimsten Momenten – etwa vor Nacktszenen – und ohne besondere Rücksicht auf die persönliche Würde der Beteiligten. Erwünscht sind bizarre Situationen jeder Art, Hauptsache, sie ziehen das Interesse der Leute auf sich: Es geht um Hingucker und Aufreger, um Aufmerksamkeit und Quote.
Schaut man das auch gerne, weil ein grosser Fremdschäm-Faktor dabei ist?
Dieses Fremdschämen, bisweilen auch hämische Grinsen, wenn jemandem etwas richtig Peinliches passiert oder wenn er oder sie versagt, auch das gehört dazu. Oder man identifiziert sich mit einer Heldenfigur des ‹Dschungelcamp›. Wer siegt, dem winkt als Lohn, extreme Lebenssituationen mit einer besonderen Haltung gemeistert zu haben. Menschen neigen dazu, sich mit einem solchen medial erzeugten Idol zu identifizieren, ohne zu berücksichtigen, dass die mediale ‹Vorbildszenerie› oft gar nicht zu ihrer eigenen Lebenssituation passt.
Harte Worte.
Ja, wobei ich dazu sagen muss, dass ein Unterhaltungsbedürfnis legitim ist. Nur wünsche ich mir persönlich eine niveauvollere Unterhaltung. Wenn ich todmüde bin, dann schaue ich mir natürlich auch mal einen Western oder andere einfache filmische Kost an. Wenn man müde ist, und sich nur noch ein wenig stimulieren lassen will, dann werden mediale Formate von einfachstem Unterhaltungswert bevorzugt.
Vom ‹Dschungelcamp› lief jetzt die 14. Staffel, ‹DSDS› wird seit 2002 ausgestrahlt. Warum haben Zuschauerinnen und Zuschauer diese Formate nicht satt?
Schon die alten Römer wussten, dass ‹Brot und Spiele› ein wichtiges Mittel sind, das Volk bei Laune zu halten. Wegen der intellektuellen Anspruchslosigkeit dieser seichten Unterhaltung mit hohem Erregungswert sollten sich die Zuschauer aber prüfen, ob sie ihre freie Zeit nicht auch auf niveauvollere oder gesündere Weise nutzen können.
Apropos Unterhaltung. Momentan sorgen Harry und Meghan für Schlagzeilen. Warum interessiert Megxit die Öffentlichkeit so sehr?
Das kann ich gut nachempfinden. Wir Menschen sind Fantasiewesen, wir haben eine starke Fähigkeit, uns eine innere Vorstellungswelt zu schaffen. Vorbilder sind Leute, die in einer herausgehobenen Position sind. Sie sind Repräsentanten des Königshauses. Auch wenn sie ohne besondere Eigenleistung in diese Position gelangt sind. In diese Position träumt man sich selber gerne hinein.
Wie meinen Sie das?
Für Menschen, die sich ihr Geld mühsam erwerben, wäre es ein Traum, in dieser Position zu sein. Gerade Frauen dürften sich vorbewusst danach sehnen, Prinzessin zu werden oder von einem König geheiratet zu werden. Wenn man es aber von der geschichtlichen Seite anschaut, sind indirekte Thronfolger oft tragische Figuren. Viele Thronfolger sind ja früher umgebracht worden. Im Mittelalter waren Könige sakrosankt, das heisst, sie hatten ihre Position ‹von Gottes Gnaden›, man konnte sie nicht einfach absetzen. Die Queen ist umhaucht von diesem geschichtlichen Nimbus, Harry und Meghan auch.
«Ärger im Buckingham Palast» läuft am Dienstag, 4. Februar, um 20:15 Uhr auf ZDF. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Ärger im Buckingham Palast - Die Queen und die liebe Familie
Di 04.02. 20:15 - 21:00 ∙ ZDF ∙ D/GB 2020 ∙ 45 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Der Bruch mit dem britischen Königshaus fällt härter aus, als es zunächst schien: Prinz Harry und Herzogin Meghan dürfen sich nicht länger «Königliche Hoheit» nennen.
Bild: Foto: Daniel Leal-Olivas/PA Wire/dpa
Ausserdem verlieren die beiden jeden Anspruch auf öffentliche Gelder, wie der Buckingham-Palast mitteilte.
Bild: Foto: Daniel Leal-Olivas/PA Wire/dpa
Kaum war das Ausmass des Bruches bekannt, kehrte Ex-Prinz Harry dem Vereinigten Königreich den Rücken: Er reiste am 20. Januar ins kanadische Vancouver, wo ...
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... sich Meghan mit dem kleinen Sohnemann Archie bereits seit einiger Zeit aufhält. Harry und Meghan hatten bereits zuvor erklärt, dass sie in Zukunft ihre Zeit zwischen Kanada und Grossbritannien verbringen wollen.
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Wie geht es weiter für das Paar? Meghan stammt aus bürgerlichen Verhältnissen – für den gebürtigen Prinzen dürfte die Umstellung weitaus grösser ausfallen.
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Der Megxit beherrscht derzeit die britische Presse – ein solches royales Familiendrama ergibt sich schliesslich nicht alle Tage.
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