Royal«Hätte man gewusst, dass das wahr ist, hätte man ihr die Kinder weggenommen»
Von Carlotta Henggeler
28.12.2021
Prinzessin Diana wäre dieses Jahr 60 Jahre alt geworden. TV-Society-Expertin Frauke Ludowig über unveröffentlichte Diana-Interviews, das Leben der Prinzessin der Herzen im goldenen Palastkäfig – und ihre Erinnerungen an die Beerdigung in London.
Von Carlotta Henggeler
28.12.2021, 23:30
29.12.2021, 09:33
Carlotta Henggeler
Das Beste von 2021
Zum Jahresende bringt blue News die Lieblingsstücke des ablaufenden Jahres noch einmal. Dieser Text erschien zum ersten Mal am 1. Juli 2021.
Auf RTL wurden zu Dianas 60. Geburtstag bisher unveröffentlichte Tonaufnahmen von der Prinzessin der Herzen gezeigt. Sie und Ihr Team sind bei der Recherche auf diese Bänder gestossen. Schöner Coup. Was sind das für Aufnahmen?
Frauke Ludowig: Ja, danke, uns ist ein super Coup gelungen. Andrew Morton hat eine Diana-Biografie geschrieben, diese basiert auf diesen Bändern. Sie durften aber damals nicht sagen, dass dieses Buch auf Dianas Worten basiert. Als sie dann gestorben ist, hat er noch ein Buch geschrieben, das hiess ‹Diana – ihre wahre Geschichte in ihren eigenen Worten›. Das war auf der Grundlage ihrer Schilderung. Hätte man gewusst, dass die Worte wahr sind, hätte man ihr die Kinder weggenommen, deshalb durfte es keiner wissen. Diese Bänder lagen Jahrzehnte in einem Tresor unter Verschluss.
Wahnsinn.
Im Nachhinein ist klar, das sind ihre Worte. Und das ist auch schockierend, in Bezug auf Harry. Da ist auch die Frage, was macht das mit den Jungs, wenn man hört, dass sich Charles zum Beispiel überhaupt nicht gefreut hat, als er erfahren hat, dass es wieder ein Junge wird. Er wollte ein Mädchen. Als er dann auf die Welt kam, war er nicht bei der Mutter und dem Kind, sondern ist zum Polospielen gefahren. Da wird im Nachhinein einiges deutlicher.
Zum Beispiel?
Die Geschichte, als er kurz nach der Verlobung und vor der Hochzeit ihr die Hände um die Hüfte legt und sich über ihr Gewicht äussert, das sind die Anfänge ihrer Bulimie. Als ich dann zu Hause mit meiner Mutter auf dem Sofa die Hochzeit angeschaut habe, da sah man diese neunzehnjährige wunderschöne Frau in diesem tollen Kleid. Die ganze Welt hat zugeschaut und wir alle haben gedacht, das sei ihr glücklichster Tag im Leben. Keiner konnte ahnen, dass sie die Nacht zuvor die ganze Zeit gekotzt hat.
Ja, das hat man wirklich nicht gedacht.
Dann gibt es eine weitere Anekdote, die hat mich wirklich schockiert, dass sie sich mit William im Bauch die Treppe runtergestürzt hat. Da habe ich mich gefragt: Wie wird William das für sich einordnen? Das wirft ein ganz anderes Bild zwischen den Söhnen und der Mutter auf.
Haben Sie mit all dem Wissen ein anderes Bild von Diana heute?
Zur Person: Frauke Ludowig
Journalistin und Moderatorin Frauke Ludowig wurde am 10. Januar 1964 im niedersächsischen Wunstorf geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Bankkauffrau-Ausbildung. Nach einem kurzen Ausflug als Moderatorin des RTL-Regionalmagazins «Tele West» wurde Frauke Ludowig im Mai 1992 Redakteurin und Reporterin des RTL-Magazins «Explosiv». Im Mai 1994 übernahm sie die Redaktionsleitung und Moderation von «Exclusiv».
Ja, schon. Da war diese Zerrissenheit, einen Mann zu heiraten, der immer eine andere geliebt und sie zudem nicht gut behandelt hat. Das wirft eine andere Perspektive auf sie, auf ihre Beziehung und die zu ihren Kindern.
Dianas Todestag und die Beerdigung am 6. September 1997 ist vielen Menschen in Erinnerung geblieben. Ihnen auch?
Ich weiss es noch, als wäre es heute. Ich war in Berlin, habe da auf der Internationalen Funkausstellung moderiert. Am Abend war ein Boxkampf von Axel Schulz und wir von RTL haben darüber berichtet. Da sassen wir alle im Produktionsbüro, als die Nachricht kam, dass Diana einen Unfall hatte. Wir waren alle wie gefesselt vor dem Fernseher und sind dann ins Bett gegangen. Irgendwann am Morgen kam die Nachricht, dass sie verstorben ist. Wir sind alle zur Salzsäule erstarrt, ich habe in dieser Nacht auch überhaupt nicht geschlafen. Die Leute waren alle geschockt.
Und haben Sie die Beerdigung geschaut?
Ich habe sie für RTL in London moderiert. Es gab kein einziges freies Hotel- oder Pensionszimmer mehr in London. Die ganze Weltpresse war da. Ich hatte mir ein kleines Zimmerchen in einem Privathaus gemietet. Ich habe versucht, die Beerdigung einigermassen professionell über die Bühne zu bringen. Ich musste die ganze Zeit mit den Tränen kämpfen. Dieses Bild, wie die beiden Söhne hinter dem Sarg herliefen, mit diesen Blumen und ihrem Brief darauf. Das waren schreckliche Momente!
Stell ich mir hart vor.
Ich war dann danach in meinem kleinen schrubbeligen Zimmer und habe die ganze Beerdigung nochmals auf BBC geschaut – und dann meinen Tränen und meinen Emotionen freien Lauf gelassen.
Sind Sie ein Diana-Fan?
Nein, ich bin von niemandem Fan. Das ist auch mein Anspruch an meinen Job. Ich bin kein Fan-Girl, ich bin Journalistin. Ich betrachte alles aus der nötigen Distanz und diese tut auch gut.
Für viele ist Diana ein Mythos. Wieso?
Ich kann das verstehen, weil diese adlige Welt ein Leben lang verschlossen bleibt. Von aussen sieht das ja alles schön aus. Man muss sich die Bilder der Hochzeit angucken, schöne Frau, schönes Kleid, Mann, Kutsche, dieser Palast, alles wirkt wie im Märchen. Wenn man dahinter guckt – und das macht es spannend – sieht man, es ist im Grunde nicht anders als bei uns, ganz normalen Familien.
Die Monarchie Grossbritanniens scheint besonders stark im Mittelpunkt der Berichterstattung zu stehen. Wie unterscheidet sie sich von anderen europäischen Königshäusern?
Ja, der Fokus liegt sehr stark auf Grossbritannien, das hat mit dieser sehr starken Monarchin zu tun. Aber auch immer wieder mit den Geschichten, die in diesem Königshaus spielen. Es gab in den Jahrzehnten auch viele Storys, die sehr boulevardesk sind, man denke an den Satz von Charles an Camilla: «Ich wäre gern dein Tampon» oder jetzt wieder die Verbindung von Epstein zu Prinz Andrew.