Golden-Globes-Skandal An Hollywood kleben alte weisse Männer

Von Fabian Tschamper

11.5.2021

Philip Berk war auch mit 88 Jahren noch Präsident der HFPA. Nun wurde er des Amts enthoben, dies nachdem eine E-Mail von ihm ans Licht gekommen war, in der er sich rassistisch geäussert hat.
Philip Berk war auch mit 88 Jahren noch Präsident der HFPA. Nun wurde er des Amts enthoben, dies nachdem eine E-Mail von ihm ans Licht gekommen war, in der er sich rassistisch geäussert hat.
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Wie viele Skandale die Filmbranche noch aushält, bevor die Industrie sich endlich zu einem Besseren wandelt, steht in den Sternen. Eigentlich gibt es nur eine Lösung. Eine Einschätzung unseres Filmexperten.

Von Fabian Tschamper

Wie viele alte, weisse Männer braucht man, um eine angesehene Organisation bachab zu schicken? Nur einen. Im jüngsten Shitstorm um die Golden Globes kommt einmal mehr die innere Hässlichkeit Hollywoods zum Vorschein.

Der 88-jährige Südafrikaner Philip Berk, nun Ex-Präsident der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), hat eine E-Mail in Umlauf gebracht, in der er die «Black Lives Matter»-Bewegung als «rassistische Hassbewegung» bezeichnete. Per sofort hat sich der Verband von Berk getrennt und ihn auch gleich aus der HFPA geworfen. Er war über acht Amtszeiten Präsident des renommierten Berufsverbands.

Dabei hatte die HFPA doch erst im März einen Berater für Diversität engagiert, Shaun Harper. Er ist Professor für Rassismus-, Gender- und LGBTQ-Themen an der Universität von Südkalifornien. Bereits einen Monat nach Amtsantritt nahm er den Hut, in seinem Abschiedsschreiben nannte er «systemischen Rassismus» als Grund.

Rückblickend dürfte behauptet werden, dass dies nur eine kalkulierte PR-Aktion war. Offensichtlich wurde Harper in seiner Position nicht ernst genommen oder respektiert.

Ein Paukenschlag unter vielen

Allgemein geht es mit Hollywood und der US-Unterhaltungsindustrie in den vergangenen Jahren stark bergab. Erst der Oscar-Boykott von 2016, als mehrere Angerhörige von Minderheiten der Award-Show fernblieben – es waren ausschliesslich weisse Akteure nominiert. Dann der Weinstein-Skandal, der als grässlicher Tiefpunkt in die Geschichte Hollywoods eingegangen ist, Ellen DeGeneres, die ihre Mitarbeiter tyrannisiert – und nun schliesslich der Paukenschlag bei den Golden Globes.

Der Rassismus, Sexismus und die damit einhergehende – absolut abscheuliche – Arroganz in dieser Branche tritt immer öfter zu Tage.

Das Problem? Am Drücker sind alte, weisse Männer aus einer längst vergangenen Ära. Die Golden Globes werden seit 1944 von der HFPA vergeben, die Oscars seit 1929 von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS). Philip Berk von der Hollywood Foreign Press kam auch nach 88 Lebensjahren nie auf die Idee, abzutreten.

Nun haben ihm andere die Entscheidung abgenommen. Offensichtlich lässt sich die jüngere Generation nicht mehr herumschubsen, Stillschweigen ist keine Option mehr – dank der sozialen Medien hat nun jeder eine Stimme, die von allen auf der Welt gehört werden kann.

Lasst den Millenials den Vortritt

Zu Skandalen wird es in Hollywood auch weiterhin – zu aller Leidwesen – kommen. Solange, bis die uralte Generation ihren falschen Stolz ablegen kann und sagt: Okay, vielleicht ist die neue Generation in Hollywood ja doch nicht voller Grünschnäbel.

Wie wäre es da zum Beispiel mit Tom Cruise gleich als Präsident? Der Action-Star fackelt bekanntlich nicht lange, wenn es um das Einhalten von Regeln geht – allerdings würde auch er kaum für mehr Diversität sorgen. Unter diesem Gesichtspunkt käme eher die neulich oscarprämierte Regisseurin Chloé Zhao («Nomadland») oder der junge Schauspieler Daniel Kaluuya in Frage. Ehrlich gesagt, ist alles besser als die bisherigen Kandidaten.

Es mag an ein Klischee grenzen, doch die jüngere Generation scheint sich nicht darum zu scheren, wer wie aussieht oder sich mit welchem Geschlecht identifiziert. Den Millenials wird oft vorgeworfen, sie seien bei Diskriminierungen – und wohl auch generell – zu sensibel. Bleibt die Frage: Lieber ein Sensibelchen oder ein Rassist?