Tödlicher Schuss am «Rust»-Set Alec Baldwins Waffenmeisterin erhält die Höchststrafe

Von Barbara Munker, dpa

16.4.2024 - 09:30

Tödliche Schüsse bei «Rust»: Waffenmeisterin muss ins Gefängnis

Tödliche Schüsse bei «Rust»: Waffenmeisterin muss ins Gefängnis

Hannah Gutierrez, Waffenmeisterin der Produktion «Rust», muss für 18 Monate ins Gefängnis. Ein Gericht im US-Bundesstaat New Mexico verhängte am Montag das Strafmass gegen die 27-Jährige. Bereits Anfang März hatten Geschworene sie der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden.

16.04.2024

Eine Kamerafrau stirbt bei einem Western-Dreh durch eine Waffe, die von Alec Baldwin bedient wurde. Eine junge Waffenmeisterin erhält nun 18 Monate Haft. Auch Baldwin soll vor Gericht kommen.

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  • Beim Dreh des Films «Rust» hatte Hollywood-Schauspieler Alec Baldwin eine Kamerafrau erschossen.
  • Nun muss die zuständige Waffenmeisterin anderthalb Jahre ins Gefängnis.
  • Sie hatte die Waffen nicht sorgfältig beaufsichtigt, so das Urteil.

Der Tod einer Kamerafrau bei Dreharbeiten zu dem Western «Rust» mit Hollywood-Star Alec Baldwin hat nun für eine junge Waffenmeisterin schwerwiegende Folgen.

Hannah Gutierrez-Reed ist wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt worden – das war die mögliche Höchststrafe in diesem schlagzeilenträchtigen Fall.

Hannah Gutierrez-Reed war bei den Dreharbeiten für den Western «Rust» mit Hauptdarsteller Alec Baldwin für Sicherheit am Set zuständig.
Hannah Gutierrez-Reed war bei den Dreharbeiten für den Western «Rust» mit Hauptdarsteller Alec Baldwin für Sicherheit am Set zuständig.
Bild: Luis Sánchez Saturno/Pool Santa Fe New Mexican/AP

Sie war auf dem Filmset für Sicherheit beim Umgang mit Waffen verantwortlich. Statt einer harmlosen Kugel befand sich scharfe Munition in der Waffe, die von Baldwin bedient wurde.

Das Gericht in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico gab das Strafmass bekannt. Die Staatsanwaltschaft hatte die Richterin im Vorfeld der Verkündung zur Verhängung der vollen Strafe aufgefordert. Die Verteidigung bemühte sich darum, dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werde.

Gutierrez-Reed: «Ich war jung und naiv»

Richterin Mary Marlowe Sommer hatte scharfe Worte für die Waffenmeisterin. Sie habe keine Reue für ihr verantwortungsloses Handeln gezeigt, sagte Sommer im Gerichtssaal. Gutierrez-Reed habe eine sichere Waffe zu einer tödlichen Waffe gemacht und somit den Tod der Kamerafrau Halyna Hutchins verschuldet.

Die Waffenmeisterin, die während des Prozesses nicht ausgesagt hatte, ergriff erstmals das Wort. Ihr Herz schmerze für die Hutchins-Familie. Sie sei bei dem Dreh jung und naiv gewesen, habe ihre Arbeit als Waffenmeisterin aber ernst genommen, beteuerte Gutierrez-Reed. Sie lamentierte, dass sie in Presseberichten als «völliges Monster» dargestellt worden sei, obwohl das Gegenteil zutreffe.

Nach einem mehrwöchigen Prozess war die junge Frau im März von Geschworenen wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Seitdem sass sie im Gefängnis. In hellgrüner Haft-Kleidung wohnte sie am Montag einer mehrstündigen Anhörung bei, bevor die Richterin das Urteil sprach.

Mit Tränen in den Augen hörte Gutierrez-Reed zu, wie Freunde und Kollegen der getöteten Kamerafrau das Wort ergriffen und an sie erinnerten. Auch die in Kiew lebende Mutter der aus der Ukraine stammenden Kamerafrau sprach in einer emotionalen Videobotschaft über den Verlust ihrer Tochter.

Der Fall

Das tödliche Drama auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort in New Mexico, hatte Hollywood aufgerüttelt. Am 21. Oktober 2021 zückte Hauptdarsteller Baldwin in Westernkluft bei Proben einen Revolver. Doch statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition.

Die Kugel durchbohrte Hutchins (42) und traf dann den hinter ihr stehenden Regisseur Joel Souza an der Schulter. Einem Augenzeugen zufolge sagte Hutchins, als sie blutend auf dem Boden lag: «Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut.» Die Mutter eines damals neunjährigen Sohnes starb kurz danach.

Alec Baldwin wirkte als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film «Rust» mit.
Alec Baldwin wirkte als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film «Rust» mit.
Bild: Santa Fe County Sheriff's Office/ZUMA Press Wire Service/dpa

Schon kurz nach dem Vorfall wurden Vorwürfe und Mutmassungen laut. Mitarbeiter der Filmcrew beklagten Nachlässigkeit und mangelnde Sicherheit am Set, die unerfahrene Waffenmeisterin sei überfordert gewesen. Sie hatte den Revolver geladen, der dann Baldwin gereicht wurde.

Wie die scharfe Munition an das Set kam, war eine der Kernfragen bei dem Prozess. Neben Platzpatronen und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler sechs echte Patronen. Eine davon wurde beim Laden in die Revolvertrommel eingelegt.

Alec Baldwin ebenfalls vor Gericht

Die Anklage hielt der Waffenmeisterin vor, Sicherheitsvorkehrungen missachtet und die Munition nicht geprüft zu haben. Ihr Verteidiger wiederum macht Hauptdarsteller und Produzent Baldwin sowie andere Mitwirkende der «Rust»-Produktion für mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich.

Als Nächstes muss sich Baldwin auf der Anklagebank verteidigen. Der Prozess gegen den 66 Jahre alten Hollywoodstar wegen fahrlässiger Tötung ist für Juli geplant. Bereits im Januar 2023 war Anklage gegen den Schauspieler erhoben, aber wenige Monate später wieder fallen gelassen worden. Nach weiteren Ermittlungen wurde Baldwin zu Jahresbeginn dann neu belangt.

Er hatte in Interviews wiederholt seine Unschuld beteuert und auch behauptet, dass er den Abzug der Waffe nicht betätigt habe. «Wir freuen uns auf unseren Tag vor Gericht», erklärte sein Anwaltsteam im Januar. Nach der Höchststrafe für die Waffenmeisterin steht auch für Baldwin viel auf dem Spiel.


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