David Bowie (gestorben mit 69)
Leonard Cohen (gestorben mit 82)
Rock-Oldies tun sich oft schwer mit dem Abschied
David Bowie (gestorben mit 69)
Leonard Cohen (gestorben mit 82)
«Forever young» heisst ein Song von Bob Dylan, der mit 76 noch «never ending» um den Globus tourt. Andere Weltstars aus Rock und Pop wie Elton John oder Paul Simon fügen sich bereits ins Unvermeidliche und kündigen den Abschied an. Rollt eine Rentner-Welle auf die Fans zu?
Es heisst in den nächsten Jahren Abschied nehmen von vielen vertrauten Stars aus Rock und Pop. Ein Genre, das einst mit dem Versprechen ewiger Jugend protzte, produziert nun potenzielle Musikrentner. Wer trotz aller Hürden (Stichwort: «Sex & Drugs & Rock 'n' Roll») gesunde 65, 70 oder mehr Lebensjahre erreicht, hat einige Optionen: immer weitermachen, notfalls bis es peinlich wird; bei nachlassender Kraft zumindest die Konzertbühne meiden; oder ganz aufhören. Wie kriegt man als Weltstar ein Karriere-Ende in Würde hin?
Anfang Februar teilte PAUL SIMON (76) mit, wie er sich das vorstellt. Im Frühjahr geht der US-Sänger und Songschreiber letztmals auf grosse Tournee - nach weit über 50 Bühnenjahren. Ohnehin melancholische Lieder wie «Still Crazy After All These Years» dürften dann noch wehmütiger klingen. Es sei für ihn «ein wenig verstörend», sich aus dem Live-Geschäft zurückzuziehen, räumte Simon ein. Denn er liebe die Musik, und seine Stimme sei noch kräftig. Doch das Reisen belaste ihn, und er wolle mehr Zeit für seine Frau und die Familie haben.
Private Gründe hatte Ende Januar auch schon ELTON JOHN (70) für eine Art Teilruhestand angeführt. «Ich werde nicht mehr auf Tour gehen - abgesehen von einer letzten Tour.» Nach der ausgiebigen Konzertreise drehe sich dann alles um Ehemann David Furnish und die zwei Söhne. Diese Entscheidung sei ihm nicht schwer gefallen - «es war kein Kampf». Er wolle «nicht mehr reisen, ich will zu Hause sein», so der einstige «Rocket Man». Und «noch ein paar Alben machen».
Über solche Reise-Resistenzen kann BOB DYLAN (76) wohl nur lächeln. Der Literatur-Nobelpreisträger 2016 setzt Ende März seine schon Jahrzehnte dauernde «Never Ending Tour» mit 26 Konzertterminen in fünf Wochen fort. Sie führt den Songwriter-Titan auch in weniger glamouröse Städte wie Oberhausen oder Bielefeld. Bei Plattenaufnahmen schiebt Dylan mit Jazz-Standards zwar schon länger eine ruhige Kugel - aber Fachleute trauen ihm durchaus noch ein spätes Meisterwerk zu. Wann der Vorhang fällt, verrät der grosse Schweiger natürlich nicht.
Dylans langjährige Freundin, die US-Folk- und Protestsängerin JOAN BAEZ (77), hat angekündigt, dass «2018 mein letztes Jahr mit einer ausgedehnten Tournee sein wird». Immerhin können sich ihre Fans Anfang März mit einem neuen Album trösten. Es enthält zwar ebenfalls keine eigenen Lieder mehr, aber die zehn Cover-Versionen haben Stil und Klasse - was sich auch über Baez stets sagen liess. Ihre «Fare Thee Well Tour» umfasst Dutzende Termine im Frühjahr und Sommer.
Der rastloseste aller Altrocker dürfte NEIL YOUNG (72) sein. Jahr für Jahr haut der Kanadier Alben mit neuen Songs wechselhafter Qualität raus, pflegt und öffnet sein Archiv, engagiert sich politisch mit linksliberalem Furor (teilweise an der Seite einer neuen Gefährtin, der US-Schauspielerin Daryl Hannah) und gibt ausufernde, höllisch laute Konzerte mit einer gefügigen Band jüngerer Verehrer. Hier scheint der Titel des Dylan-Songs «Forever young» mal zu passen.
Wer BRUCE SPRINGSTEEN (68) vor zwei Jahren bei bis zu vierstündigen Konzerten mit seiner E Street Band erlebte, wird das auch über den ehrenwerten Mann aus New Jersey sagen. Dieser Bühnen-Berserker hat immerhin durchblicken lassen, dass er solchem Stress trotz aller Kraftstudio-Fitness nicht ewig standhalten kann. 2018 will er ein Album im klassischen 70er-Jahre-Stil herausbringen. Und mit dem fantastischen Soloprogramm «Springsteen on Broadway» füllt er seit Wochen das Walter Kerr Theatre in New York - ausverkauft bis Juni.
Nach dem Tod von John Lennon mit nur 40 Jahren (1980) und George Harrison mit 58 Jahren (2001) verwaltet PAUL McCARTNEY (75) quasi allein das grosse Beatles-Erbe. Zwar heisst es auf seiner Webseite: «Derzeit keine Konzerte bestätigt». Doch im Vorjahr besuchte der fleissige «Sir Paul» Japan, Lateinamerika und Australien mit einem bewährten Greatest-Hits-Programm. Eine neue Platte ist auch in Sicht: McCartney sagte kürzlich, er wolle zusammen mit Adele-Produzent Greg Kurstin «ein wirklich grossartiges Album» präsentieren.
Dass MICK JAGGER (74) einer der am härtesten arbeitenden Männer im Rock-Business ist, war bei der «No Filter»-Tour 2017 zu besichtigen. Jaggers Bühnen-Jogging empfinden manche zwar als zwanghaft jugendlich, doch andererseits gibt es mit Gitarrist KEITH RICHARDS (74) ja einen Ruhepol in der ältesten Stadionband der Welt. «Mick und Keith würden sich lieber im Sarg von der Bühne tragen lassen, als ihre grosse Liebe aufzugeben - Musik schreiben und machen», zitierte eine britische Zeitung kürzlich einen «Insider». Demnächst soll endlich wieder ein Stones-Album mit neuen Songs auf den Markt kommen.
Keine Ermüdungserscheinungen zeigt auch ROBERT PLANT (69), Ende der 60er Jahre Sänger der britischen Hardrock-Pioniere Led Zeppelin, mit ambitionierten neuen Platten wie «Carry Fire» (2017) und einer ausgedehnten Tournee in diesem Jahr. Die Sängerin und Dichterin PATTI SMITH (71) ist ebenfalls den ganzen Sommer auf der Bühne, auch wenn ihr letztes Album «Banga» (2012) schon etwas älter ist.
Von STEVIE WONDER (67) würden sich viele wünschen, dass er in Zeiten von grassierendem Rassismus in den USA ein politisch relevantes Album vorlegt. Auch mit Live-Auftritten hält sich der Soul-Maestro zurück, dafür ist Wonder in Familiendingen aktiver: 2014 kam sein neuntes Kind zur Welt. ARETHA FRANKLIN (75) gab vor einem Jahr ihren baldigen Abschied von Bühne und Studio bekannt, sie wollte aber noch eine einzige Platte einspielen - zusammen mit Stevie Wonder.
Wie sich eine Karriere im Angesicht des unweigerlich nahenden Endes würdevoll beschliessen lässt, haben zwei der grossen Gestorbenen des Jahres 2016 vorgemacht.
Der englische Pop-Superstar DAVID BOWIE verabschiedete sich aus gesundheitlichen Gründen 2004 von der Bühne und zog sich ins New Yorker Privatleben zurück. Doch kurz vor seinem Tod mit 69 Jahren brachte er noch die herausragenden Alben «The Next Day» (2013) und «Blackstar» (2016) sowie das Pop-Musical «Lazarus» heraus - eine echte «Helden»-Geschichte bis zum Schluss.
Auch Songwriter-Ikone LEONARD COHEN veröffentlichte mehrere formidable Alterswerke, tourte noch über 80-jährig um die Welt, liess sich bei den Konzerten von einem gerührten Publikum feiern und zog - ganz Gentleman - vor diesem Publikum den Hut. Mit 82 Jahren starb der Kanadier nach einem Treppensturz - auf dem Höhepunkt seines Ruhms.
Star-Flash
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