Besuch in Australien König Charles trifft sich nach Eklat mit Ureinwohnern

dpa

22.10.2024 - 06:18

Proteste bei Australien-Besuch von König Charles

Proteste bei Australien-Besuch von König Charles

STORY: Eine indigene Senatorin hat den Besuch von König Charles im australischen Parlament am Montag für einen lautstarken Protest genutzt. Nur wenige Augenblicke, nachdem Charles seine Rede im Parlament in Canberra beendet hatte, verschaffte sich die unabhängige Senatorin Lidia Thorpe lautstark Gehör. «Das hier ist nicht ihr Land und Sie sind nicht mein König», rief Thorpe in Richtung von Charles, der als britischer König auch Staatsoberhaupt von Australien ist. Die Sicherheitskräfte hinderten sie daran, sich dem König zu nähern und eskortierten sie aus dem Plenarsaal. «Ich wurde von der Polizei hinausgetragen und konnte nicht sehen, wer mich unterstützt. Aber es gab sicherlich einige Indigene im Raum, die meinen Widerstand unterstützen, der der Widerstand meines Volkes seit über 200 Jahren ist. Wir werden den Widerstand fortsetzen, bis wir einen Friedensvertrag haben, in dem wir dieses Land gemeinsam feiern können. Wir brauchen keinen König aus einem anderen Land, der uns vorschreibt, was wir hier zu tun haben.» Die Senatorin ist für ihre klare Ablehnung der Monarchie bekannt. Den europäischen Siedlern in Australien wirft sie Völkermord an den indigenen Völkern des Kontinents vor. Australien ist seit 1901 unabhängig, hat den Schritt zur Republik aber nie vollzogen. 1999 stimmten die Australier knapp gegen eine Loslösung von der britischen Krone. König Charles hatte sich zuvor für seinen freundlichen Empfang in Australien bedankt und auch den Ureinwohnern seinen Respekt ausgedrückt. Diese würden den australischen Kontinent seit 65.000 Jahren lieben und pflegen. Für ihn ist es seine erste grössere Auslandsreise seit seiner Krebsdiagnose. Als Kronprinz hat er das Land schon mehrfach besucht, es ist abe sein erster Besuch als König in dem Land.

22.10.2024

Für König Charles hat seine Australienreise nicht nur fröhliche Momente. Vor allem die schwierige Beziehung zu den Ureinwohnern rückte zuletzt ins Zentrum. Jetzt spricht er persönlich mit Indigenen.

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  • König Charles III. hat sich am letzten Tag seines Besuchs in Australien mit indigenen Anführern und Überlebenden der «Stolen Generations» getroffen.
  • So werden die unzähligen Kinder genannt, die im Zuge der Kolonisierung durch die Briten ihren Familien weggenommen und in Zwangseinrichtungen von Weissen «umerzogen» wurden.
  • Am Montag war es im australischen Parlament in Canberra zu einem Eklat gekommen, als eine indigene Senatorin den König verbal attackierte.
  • Die Politikerin Lidia Thorpe hatte nach einer Rede von Charles laut in den Saal gerufen: «Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!» Bevor sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie: «Geben Sie uns unser Land zurück!»

König Charles III. hat sich am letzten Tag seines Besuchs in Australien mit indigenen Anführern und Überlebenden der «Stolen Generations» getroffen. So werden die unzähligen Kinder genannt, die im Zuge der Kolonisierung durch die Briten ihren Familien weggenommen und in Zwangseinrichtungen von Weissen «umerzogen» wurden. Einige Opfer hätten Charles dabei ihre Geschichten erzählt, berichtete der australische Sender ABC.

Das Thema ist auch in australischen Medien ins Zentrum des Interesses gerückt. Denn erst am Montag war es im australischen Parlament in Canberra zu einem Eklat gekommen, als eine indigene Senatorin den König verbal attackierte. Die Politikerin Lidia Thorpe hatte nach einer Rede von Charles laut in den Saal gerufen: «Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!» Bevor sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie: «Geben Sie uns unser Land zurück!»

«Er muss sich damit auseinandersetzen»

Eine auf indigene Angelegenheiten spezialisierte Reporterin sagte im ABC-Fernsehen, es sei unvermeidlich, dass der König bei dieser Reise schwierige Gespräche mit Ureinwohnern führe. «Ich denke, er wird sich damit auseinandersetzen und darüber sprechen müssen, um dann zu Hause über die Auswirkungen der Kolonisierung auf die Bevölkerung der First Nations nachzudenken.» Die rund 980'000 indigenen Australier werden bis heute gegenüber den restlichen 26 Millionen Australiern in vielerlei Hinsicht benachteiligt und leben oft am Rande der Gesellschaft. 

König Charles III. besuchte am Dienstag das National Centre of Indigenous Excellence, in Sydney, wo er einer Vorführung der Gruppe Mui Mui Bumer Gedlam beiwohnte.
König Charles III. besuchte am Dienstag das National Centre of Indigenous Excellence, in Sydney, wo er einer Vorführung der Gruppe Mui Mui Bumer Gedlam beiwohnte.
Bild: Keystone/Lisa Maree Williams/Pool Photo via AP

Im National Centre of Indigenous Excellence in Sydney wohnte Charles auch einer indigenen Tanzaufführung bei, die von traditionellen Instrumenten – allen voran dem ikonischen Didgeridoo – untermalt wurde. Später wollte er zusammen mit seiner Ehefrau Camilla noch das berühmte Opernhaus von Sydney besuchen. 

Für den König ist es die erste Fernreise, seit er vor einigen Monaten eine Krebserkrankung öffentlich machte. Seine Behandlung hat er britischen Medien zufolge wegen des Besuchs unterbrochen. Am Mittwoch reist das Paar zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa, nordöstlich von Fidschi, weiter. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an.

Die britischen Royals werden immer wieder mit der kolonialen Vergangenheit ihres Landes konfrontiert. Bei einer Reise in die Karibik 2022 mussten mehrere Besuche von Prinzessin Kate und Prinz William aufgrund massiver Proteste abgesagt werden.

dpa