Hazel Brugger über ihre Auszeit «Seltsam, dass die Leute es mutig fanden»

fts

20.6.2022

Hazel Brugger performt am Kölner Comedy Festival im Oktober 2017.
Hazel Brugger performt am Kölner Comedy Festival im Oktober 2017.
KEYSTONE

Hazel Brugger nahm sich eine Auszeit, weil sie «gegen eine Wand gerannt ist». Nun äussert sie sich zu ihrer aktuellen Situation – und der Reaktion aus ihrem Umfeld.

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Zusammen mit ihrem Mann Thomas Spitzer gab Hazel Brugger im März bekannt, dass sie kürzertreten will. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erzählt sie, sie habe ihre Identität zu eng mit ihrem Berufsleben verbunden.

Zu viel wollen und überall die Finger im Spiel zu haben, ging nicht mehr.

«Das Ganze hat etwas mit mir gemacht. Ich habe noch stärker gemerkt, dass es auch funktioniert, wenn ich weniger mache und das dafür konzentrierter und besser. Das versuche ich jetzt, es ist ein Übungsprozess. Man muss immer weiter üben», erklärte sie ihren Entscheid, sich zurückzunehmen.

Ob es Mut brauchte, verneint die Komikerin.

«Lustig war es nicht, aber mit Mut hatte es auch nicht viel zu tun. Ich musste ja einfach feststellen, wie meine Situation aussieht. Ehrlich mit mir selber sein. Ich fand es seltsam, dass die Leute es mutig fanden, dass ich weniger arbeiten möchte.»

Weiter spricht Hazel Brugger über die Falschannahme, dass heutzutage jede*r Komiker*in werden kann. Dank der sozialen Medien sei es doch für alle einfach, lustig zu sein.

«Was mir auffällt, gerade auch an Familienfeiern oder an einer Party: Viele Leute verstehen nicht den Unterschied zwischen jemandem, der in der Bar einfach mal ganz witzig ist, und jemandem, der wirklich performt. Performen, also abliefern unter Leistungsdruck, ist einfach etwas komplett anderes», kommentiert die 28-Jährige.

Comedy aus sich selber schöpfen

Ob es überhaupt möglich sei, Comedy zu machen, die man nicht aus sich selber schöpft, beantwortet Hazel Brugger mit dem Stichwort Authentizität.

«Das wirkt dann immer so mutig, wenn man aus sich selbst etwas hervorbringt. Dabei finde ich es eigentlich ziemlich einfach. Ich bin ja da. Aber es bedarf einer gewissen Stärke, das langfristig zu tun und dabei inhaltlich frisch zu bleiben und nicht beleidigend zu werden. Und nicht daran kaputtzugehen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Comedians, die ehrlich über ihr eigenes Leben reden, mit sich selber im Reinen sind.»

Die berüchtigte Oscar-Ohrfeige von Will Smith will der «Tagi» zudem auch noch thematisiert haben.

«Ich würde versuchen, ganz ehrlich zu reagieren. Nicht die Gefühle unterdrücken, sondern wütend werden, wenn es mich wütend macht, und traurig, wenn es mich traurig macht. Auf jeden Fall würde ich erst einmal benennen, was passiert ist.» 

Eine Technik – oder eine Reaktion –, die Chris Rock genau so angewandt hat. Das Geschehene hat er sofort adressiert, auch um es selbst und mit dem Publikum zu verarbeiten.