Missbrauch, Drohungen, Sex-Partys US-Rapper Combs wegen Sexhandels und organisierter Kriminalität angeklagt

dpa

17.9.2024 - 23:42

Sean «Diddy» Combs erscheint bei der Premiere von «Can't Stop, Won't Stop: A Bad Boy Story» in Beverly Hills, Kalifornien.
Sean «Diddy» Combs erscheint bei der Premiere von «Can't Stop, Won't Stop: A Bad Boy Story» in Beverly Hills, Kalifornien.
Bild: Chris Pizzello/Invision/AP

Mehr als zehn Jahre lang soll der Rapper laut der Staatsanwaltschaft ein regelrechtes Schattenreich voller Sexualverbrechen, Gewalt und Missbrauch aufgebaut haben. Bis zum Prozess muss er in Haft bleiben. Er weist die Vorwürfe zurück.

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  • Der amerikanische Rapstar Sean «Diddy» Combs ist wegen Sexhandels und organisierter Kriminalität angeklagt worden.
  • Das geht aus der Anklageschrift gegen den Musiker hervor, die am Dienstag öffentlich gemacht wurde.
  • Der Musikmogul soll seit mindestens 2008 Frauen missbraucht, bedroht, erpresst und zum Sex gezwungen haben.

Der amerikanische Musikmogul Sean «Diddy» Combs ist angeklagt worden, weil er seit mindestens 2008 Frauen missbraucht, bedroht, erpresst und zum Sex gezwungen haben soll. Der 54-Jährige habe sich immer wieder und über einen langen Zeitraum hinweg solcher Verbrechen schuldig gemacht und dabei Gewalt im schockierenden Ausmass an dem Tag gelegt, um seine Opfer gefügig zu machen, hiess es in der Anklageschrift gegen den Musiker, die am Dienstag öffentlich gemacht wurde. Sollte er in allen Punkten schuldig gesprochen werden, würde das eine Mindeststrafe von 15 Jahren Haft nach sich ziehen.

Der Rapper und Produzent war am Montagabend festgenommen worden. Vor Gericht bekannte er sich am Dienstag nicht schuldig. Er zeigte nur wenige Reaktionen, als die Vorwürfe gegen ihn verlesen wurden. Handschellen trug er bei dem Termin keine.

Haftrichterin Robyn Tarnofsky entschied, dass Combs weiter in Gewahrsam bleiben müsse. Eine Freilassung gegen Kaution lehnte sie ab.

Tagelange Sex-Partys

Combs' Verteidiger hatten eine Kaution von 50 Millionen Dollar und Hausarrest mit einer Fussfessel angeboten, damit ihr Mandat die Zeit bis zum Prozess nicht im Gefängnis verbringen muss. Die Staatsanwaltschaft argumentierte hingegen, der Verdächtige sei gefährlich und habe schon in der Vergangenheit versucht, Zeuginnen einzuschüchtern und durch Bestechungen die Justiz zu behindern.

In der Anklageschrift hiess es, Combs habe Frauen gezwungen, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen und seine Taten zu verschleiern, um seinen Ruf nicht zu gefährden. Er soll demnach oft tagelange Sex-Partys, die er «Freak Offs» nannte, organisiert und dafür Frauen und auch männliche Sexarbeiter rekrutiert haben.

Gegen Combs war schon länger ermittelt worden. Bekannt wurde das, als Agenten am 25. März gleichzeitig Anwesen Combs in Los Angeles und Miami durchsuchten. Mehrere Personen hatten Combs im vergangenen Jahr wegen Vorwürfen sexueller oder körperlicher Gewalt verklagt. Zu ihnen zählte auch seine Ex-Freundin, die R&B-Sängerin Cassie, die nach eigenen Angaben jahrelang von Combs verprügelt und vergewaltigt wurde. In der Anklageschrift wurde auch auf ein Video verwiesen, in dem eine Prügelattacke von Combs gegen Cassie zu sehen ist.

Kopf einer kriminellen Organisation

Combs wird in der Anklageschrift vorgeworfen, Frauen bei zahlreichen Gelegenheiten geschlagen, gezerrt, mit Gegenständen beworfen und getreten zu haben – seine persönlichen Assistenten, sein Sicherheitspersonal und sein Haushaltspersonal sollen das alles auf sein Verlangen hin verschleiert haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Beweislast sei erdrückend. Man habe mehr als 50 Opfer befragt und werde auch anhand von Dokumenten, Rechnungen, Videos und Handydaten die Schuld von Combs beweisen.

In der Anklageschrift wird Combs als Kopf einer kriminellen Organisation beschrieben, die an Aktivitäten wie Sexhandel, Zwangsarbeit, Transport von Personen über Grenzen einzelner Bundesstaaten zum Zwecke der Prostitution, Drogendelikten, Entführung, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz beteiligt war oder dies versucht hat.

Bei den «Freak Offs» handelte es sich demnach um «inszenierte Sex-Performances», die Combs «arrangierte, leitete, währenddessen masturbierte und oft elektronisch aufzeichnete», so die Anklageschrift. Combs habe manchmal Frauen dafür eingeflogen und Drogen beschafft und sie kontrolliert, indem er Einfluss auf ihre Karrieren und ihre finanzielle Sicherheit genommen habe. Auch Einschüchterung und Gewalt seien Methoden des Musikers gewesen, hiess es in der Anklageschrift.

dpa