Nordkorea-Reise holt Filmstar einGérard Depardieu bedrängte Frau vor laufender Kamera
fts
9.12.2023
Der französische Schauspieler Gérard Depardieu soll mehrere Frauen sexuell missbraucht haben. Filmmaterial von einem Besuch in Nordkorea belastet ihn nun schwer. Ist es vorbei mit seiner Karriere?
fts
09.12.2023, 14:48
09.12.2023, 15:06
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Der französische Sender France 2 zeigt den Schauspieler Gérard Depardieu, wie er eine Dolmetscherin in Nordkorea sexuell bedrängt.
Dem 74-Jährigen werfen mehrerer Frauen sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vor.
Die Anschuldigungen prallten bisher allerdings an seinem Image des «Retters des französischen Kinos» ab. Das könnte sich nun ändern.
Der französische Schauspieler Gérard Depardieu sieht sich seit Jahren mit Vorwürfen der sexuellen Nötigung und Vergewaltigung konfrontiert. Nun hat der staatliche Fernsehsender France 2 Material veröffentlicht, das den 74-Jährigen zusätzlich belastet.
Depardieu gilt als Kultfigur in Frankreich, wird gefeiert und verehrt. Doch die Aufnahmen der Sendung «Complément d'enquête» haben das Potenzial, das zu ändern.
2018 reiste der Schauspieler zum 70. Jahrestag der Staatsgründung nach Nordkorea. Bei diesem Besuch spricht der Franzose verachtend über Frauen und ihre Geschlechtsteile – sogar über ein zehnjähriges Mädchen, das auf einem Pferd reitet, macht er abfällige Kommentare.
Verbale Entgleisungen vor laufender Kamera
Zu sehen ist auch, wie Depardieu seine nordkoreanische Dolmetscherin bedrängt, die sich zur Wehr setzen versucht. Er sagt etwa: «Ich habe einen Balken in meiner Unterhose.» Als er eine Waage sieht, fügt er an: «Ich wiege 124 Kilo, ohne Erektion – erigiert 126.»
Jene Kommentare werden von den Kameras aufgenommen – und eigentlich hätten die Aufnahmen nicht veröffentlicht werden sollen, berichtet der «Tages-Anzeiger». Fünf Jahre seien sie im Archiv einer Produktionsfirma gelegen, die sie schliesslich an France 2 weitergeleitet haben.
Die Vorwürfe gegen Depardieu wegen sexueller Übergriffe oder auch die Anzeige wegen Vergewaltigung werden mit diesen verbalen Angriffen neu befeuert.
Laut Recherche des «Tages-Anzeigers» hat der nach Nordkorea mitgereiste Regisseur rund 18 Stunden Filmmaterial im Archiv, das er schliesslich nicht verwendet hat: Aus der Doku wurde nichts. Aus dem einfachen Grund, dass Gérard Depardieu mehrfach ausser Kontrolle geraten sei – darum liess man die Aufnahmen verstauben.
Depardieu klagt über «mediale Lynchjustiz»
«Le Monde» kommt zum Schluss, dass die Karriere von Depardieu vorbei sei. Niemand wolle mehr mit ihm arbeiten, drehen. Auch seine musikalische Tour «Depardieu chante Barbara» sei schon um einige Daten gekürzt worden, da die Säle nicht gut gefüllt seien.
Vor seinen Auftritten gibt es zudem regelmässig Demonstrationen, an denen Depardieu vorgeworfen wird, ein Vergewaltiger zu sein.
Die junge Schauspielerin Charlotte Arnould hatte nach 2018 ausgesagt, zweimal von Depardieu vergewaltigt worden zu sein. Sie besuchte ihn in seiner Pariser Wohnung und als sie ihn beim zweiten Mal konfrontieren wollte, habe er sich nochmals an ihr vergangen, sagte sie damals.
Währenddessen klagt der Filmstar über «mediale Lynchjustiz» und beteuert, er habe sich noch nie in seinem Leben an einer Frau vergangen. Derweil haben sich weitere Frauen gemeldet, die von sexuellen Übergriffen Depardieus berichteten.
Die Vorwürfe prallten am Image des französischen Schauspielers bisher einfach ab. Er gehörte zu den Grossen des französischen Kinos, hielt es eine Zeit lang beinahe alleine am Leben. Ob er sich der Justiz weiterhin entziehen kann, das bleibt offen.
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