Interview Darum kann es Ryan Reynolds seiner Frau nicht immer recht machen

von Marlène von Arx, Hollywood-Kolumnistin

17.5.2018

Grossmaul Deadpool ist zurück. Ryan Reynolds über den wesentlichen Unterschied zwischen ihm und dem Comic-Helden, seine Frau und die Kids und den tragischen Unfall bei den Dreharbeiten zu «Deadpool 2».

«Bluewin»: Sie haben über zehn Jahre lang versucht, Deadpool auf die Leinwand zu bringen. Schliesslich schafften Sie es, der Film wurde ein Hit und die Fortsetzung kommt jetzt ins Kino. Wie fühlt sich das nach den anfänglichen Schwierigkeiten an?

Ryan Reynolds: Es fühlt sich super an. Ich hatte ja ursprünglich bescheidenere Ziele im Leben. Beispielsweise den schrägen Nachbarn in einer Sitcom zu spielen. Dranzubleiben zahlt sich aber manchmal eben doch aus. Letztlich war es jedoch nicht mein Drängen, das den Film zustande brachte, sondern die Fans, die im Internet klar machten, dass sie einen Deadpool-Film wollten. Ich glaube, sie sehen auch, wieviel Spass ich dabei habe. Das überträgt sich. Ich sehe jedenfalls gerne Leute, die Spass an ihrem Job haben.

Sie sind also Deadpool durch und durch?

Oh nein, ich habe einen Filter und sage nicht einfach, was mir gerade einfällt. Ich bin eigentlich sehr schüchtern im wirklichen Leben. Auch bei Auftritten bin ich immer sehr nervös. Gerade habe ich während der Promo-Tour in Korea vor einem Riesen-Saal fremder Leute gesungen. Eigentlich würde ich mir lieber heisses Blei ins Gehirn schütten als auf einer Bühne vor Fremden zu singen, aber Deadpool hat mir geholfen, über meinen Schatten zu springen und Sachen zu tun, die mir Angst machen.

Die Erwartungen an die Fortsetzung sind natürlich hoch. Macht Sie das auch nervös?

Eigentlich nicht speziell. Was die Leute am ersten Film liebten, ziehen wir hier weiter, einfach mit neuen Figuren. Es gibt keinen Superhelden, der eine so direkte Beziehung zum Publikum hat. Nur er kann sich durch eine grosse Action-Szene hangeln und dann direkt in die Kamera schauen und sagen, wieviel das jetzt gekostet hat. Deadpool ist sozusagen das Publikum, und der Film ein krasser Action-Comedy-Familien-Film - quasi wie der schmutzigste Pixar-Film, den man sich vorstellen kann.

Eben, nicht gerade kindertauglich, oder doch?

Ach, ich kann es Blake [seine Frau, Anm. d. Red.] ja nicht immer recht machen! [lacht] Aber im Ernst: Es gibt ja tonnenweise Superhelden-Alternativen für Kids. Deadpool ist halt ein totaler Idiot, der dauernd Mist baut. Aber er probiert sich ja zu bessern.

Sie haben Ihre Frau Blake Lively erwähnt. Ist sie denn für Anstand und Strenge bei den Kindern zuständig?

Ich glaube, wir teilen uns die Verantwortung gleichermassen. Ich komme aus einer sehr strengen Familie, und es war nicht immer lustig, so aufzuwachsen. Ich bin eher für das Setzen von Grenzen und fürs Kommunizieren. Unseren Kindern Mitgefühl zu vermitteln und wie ihr Verhalten bei anderen ankommt, ist unser Hauptziel. Aber ich sage natürlich nicht, dass ich ein perfekter Vater bin.

Was heisst, Sie kommen aus einer strengen Familie und es war nicht immer lustig, so aufzuwachsen?

Mein Vater war nicht der einfachste Typ, und wir vier Brüder haben uns ständig vermöbelt, als sei es der 3. Weltkrieg. Meine Mutter war unsere Bodenhaftung, und wir sind letztlich wohl dank ihr alle gut rausgekommen und haben solide Familien.

Eine solide Familie - geht das mit zwei Filmkarrieren im Haushalt?

Ja, denn Blake und ich arbeiten eigentlich nie gleichzeitig. So sind wir immer zusammen und reisen auch gemeinsam dahin, wo gerade gedreht wird. Die meisten Leute haben ja diesen Luxus nicht, dessen sind wir uns bewusst. Während dieser Pressetour bin ich jetzt seit acht Tagen von der Familie getrennt, das ist das Längste, woran ich mich erinnern kann.

«Deadpool 2»: Die Bilder

Verstehen Ihre beiden Mädchen James und Ines, was Sie beruflich machen?

Die ältere Tochter ist drei Jahre alt und versteht es, aber sie weint immer noch, wenn sie mich mit aufgemalten Verletzungen und Wunden-Make-up sieht. Also kann sie nicht zu den Dreharbeiten kommen, wenn ich angeschlagen aussehe. Überhaupt müssen sie gar noch nicht auf den Geschmack der Schauspielerei kommen. Wenn sie mal 18 sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen können, sollen sie von mir aus machen, was sie wollen.

Sie finden, Kinder gehören nicht ins Showbusiness?

Kinder ins Showbusiness zu stecken, grenzt für mich an Kindesmisshandlung. Ich würde das nie tun. Ich glaube, James ist auch nicht interessiert. Ich habe sie letzthin gefragt, ob sie Schauspielerin werden wolle, und sie sagte vehement nein - eben wegen der Verletzungen. Blake hat beim Drehen von «The Rhythm Section» ihre Hand gebrochen, und ich komme auch oft mit blauen Flecken nach Hause. Deshalb glaubt sie, die Schauspielerei habe etwas mit Verletzungen zu tun.

Bei «Deadpool 2» gab es ja einen tödlichen Unfall bei den Stuntleuten. Wird manchmal auch zuviel gefordert?

Es wird immer noch untersucht, was genau passierte. Ich kann dazu nicht mehr sagen, als dass es wirklich eine Tragödie ist und niemand auf einem Filmset das Leben verlieren sollte. Es passierte bei einem Dreh, an dem wir Schauspieler nicht dabei waren. Ich habe die Stuntfrau SJ Harris auch nie getroffen und erfuhr erst im Nachhinein, was für eine Pionierin und mutige Frau sie war. Es ist ein grosser Verlust und eine enorme Tragödie.

Wird es einen «Deadpool 3» geben?

Das sehe ich momentan nicht plastisch. Wir arbeiten ja am Ensemble-Film «X-Force» - es kann sicher viel passieren, wenn Deadpool im Team arbeitet. Und natürlich würde ich gerne Hugh Jackman als Wolverine aus der Rente holen, denn Hugh ist ein guter Freund. Aber er schmettert mich immer ab, wenn ich ihn frage.

«Deadpool 2» läuft ab Donnerstag, 17. Mai, in unseren Kinos.

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