Kinosommer «Knives Out»: Die Königsdisziplin der Krimi-Filme

Von Fabian Tschamper

12.7.2019

Mystery-Krimis sollten vor cleveren Dialogen strotzen, die Figuren so schillernd wie möglich sein. «Knives Out» versucht sich daran – und kommt nicht um den grossen Nachteil des Genres herum.

Das Film-Konzept ist so alt wie Hollywood selbst: Ein Mord geschieht und dann folgt dessen Aufklärung. Der einzige Unterschied zwischen den unzähligen Geschichten von Opfern und Mördern besteht in der Zeit zwischen dem eigentlichen Verbrechen und dessen Auflösung. Wie gelangt man von A nach B, ohne den Mörder vorzeitig zu entlarven, aber gleichlaufend die Spannung hochzuhalten?



Die Antwort dürfte simpler sein als vermutet. Autoren solcher Geschichten leiten die Leser und Zuschauer durch intelligente Dialoge und unwiderstehliche Charaktere auf falsche Fährten. Bei Filmen hängt Ersteres von der Fähigkeit des Autors ab und Letzteres von den Darstellern – das ist einer der Gründe, warum so viele namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler beispielsweise bei «Mord im Orient Express» oder eben in «Knives Out» gecastet wurden.

Ein Charakterdarsteller wie Johnny Depp garantiert eine Glaubwürdigkeit, zu der die Otto-Normal-Mimen gerne fähig wären. Die Frage ist nun, ob auch Regisseur Rian Johnson bei «Knives Out» den richtigen Riecher hatte.

James Bond gegen Captain America

Wie so oft bei solchen Mystery-Krimis ist die Handlung schnell erklärt: Benoit Blanc (Daniel Craig) stösst mit seinem Partner Troy Archer (Keith Stanfield) zu einer Familie, deren Oberhaupt (Christopher Plummer) während seiner 85. Geburtstagsparty ermordet wurde. Der Täter versteckt sich also unter den Familienmitgliedern – und niemand verlässt das Anwesen, bis er gefunden ist.

In den tragenden Rollen finden sich noch weitere grosse Namen des Filmbusiness: Jamie Lee Curtis («Halloween»), Chris Evans («Avengers»-Reihe), Toni Collette («Hereditary») und auch Newcomerin Katherine Langford («13 Reasons Why») versuchen die Schuld einem anderen Familienmitglied in die Schuhe zu schieben.

Der grosse Makel

So fesselnd Geschichten wie diese auch sind, haben sie einen nicht unwichtigen Nachteil: Hat man einen solchen Film einmal gesehen, ist der Reiz komplett weg. Wer von Anfang an den Mörder kennt, der ist automatisch nicht mehr in die Geschehnisse auf dem Bildschirm interessiert. Ein Gegenargument wäre vielleicht, dass man sich beim zweiten Anschauen nur auf den Charakter des Mörders konzentriert und allfällige Ungereimtheiten in dessen Alibi ausfindig macht.

Mystery-Krimi-Filme sind dazu da, einen einmalig komplett aus den Socken zu hauen. Und das reicht völlig.

«Knives Out» kommt Ende Jahr in die Kinos.

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