Kolumne am Mittag Warum ich Sie bitte, die Filme von Guy Ritchie zu sehen

Von Fabian Tschamper

28.2.2020

Regisseur Guy Ritchie war lange nur als Madonnas Ehemann bekannt, doch er dreht regelmässig Kultstreifen.
Regisseur Guy Ritchie war lange nur als Madonnas Ehemann bekannt, doch er dreht regelmässig Kultstreifen.
Keystone

Wenn Sie Guy Ritchie auf einem Filmplakat namentlich aufgeführt sehen – wie derzeit auch – können Sie sich den Streifen getrost ansehen. Der Brite dreht seit je: Meisterwerke. Hier die Begründung.

Was für ein Guy, dieser Ritchie – das Wortspiel sei für einmal erlaubt. Ganze elf Filme hat er seit 1998 gedreht, und die meisten heben sich von der Masse ab. So sehr, dass man sofort erkennt: Ja, da hat definitiv Guy Ritchie im Regie-Stuhl gesessen.

Ähnlich wie Tarantino glänzt Ritchie mit cleveren Drehbüchern und deren Umsetzung.

Sein «Metier» ist Englands krimineller Untergrund: «Snatch – Schweine und Diamanten» spielt dort, der unglaublich gute Streifen «Rock N Rolla» ebenfalls und nun auch sein neuestes Werk: «The Gentlemen».

Ritchie hängt seine Charaktere zwar durchaus an Klischees auf, er tut dies aber so sympathisch und setzt dermassen geschickt auf schlagfertige Dialoge, dass man den Protagonisten stundenlang zuhören könnte – ganz egal, worüber sie reden.

Eben ähnlich wie bei Tarantino.

Was ich damit meine, veranschaulicht diese Szene aus «Rock N Rolla»: Der Drogensüchtige Johnny Quid (Toby Kebbell) sitzt in einem Pub am Klavier und erklärt seinem Freund den Grund für ihre Sucht nach Rauschmitteln anhand einer Packung Zigaretten. Währenddessen spielt er eine simple, aber wunderschöne Melodie. Kaum schliesst er auf eloquente Weise seinen Monolog: «Was süss beginnt, endet bitter; was bitter beginnt, endet süss» – zweifelsohne eine Shakespeare-Referenz – beginnt er sich auch schon mit seinem Freund zu prügeln.

Das kann nur Guy Ritchie einfallen.

Visuell steht der Name Ritchie auch für schnelle Schnitte, um etwa noch mehr ein Statement herauszustellen. Oder für Charaktere, die so einzigartig sind, dass sich andere Filmemacher vor Neid die Haare raufen.

Boris aus «Snatch» ist so ein Charakter. Der Russe hat den Spitznamen «Bullet Dodger», er weicht Kugeln aus, aber nicht etwa in «Matrix»-Manier – Boris wird einfach nicht getroffen, selbst wenn er am Boden liegt und scheinbar nicht ausweichen kann. Der arme Kerl kassiert vermeintlich mehrere Kugeln im Film, steht danach immer wieder auf oder lässt ein Grunzen hören – sehr zur Verwirrung der Schützen.

Diese Art von Humor lob ich mir!

Und genau diese Qualität erwarte ich auch wieder von «The Gentlemen», der nun angelaufen ist.

Dies noch: Colin Farrell ist mit von der Partie. Der Schauspieler ist ein Meister, was schwarzen Humor angeht. Das kombiniert mit Guy Ritchie? Ich werd' mir den Streifen mehrfach im Kino ansehen. Madonnas Ex – er wird nun einmal einfach nicht langweilig.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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