«Chicago 7»-Kritik Ein Gerichtsdrama mit Stars gespickt – und unendlich leidig

Von Fabian Tschamper

2.10.2020

Das Drama über Anti-Kriegsproteste versäumt es, die richtigen Schwerpunkte zu setzen. «The Trial of the Chicago 7» hat einen starken Cast, doch das Drehbuch lässt zu wünschen übrig.

Der Drehbuchautor Aaron Sorkin («The Social Network») ist ein Meister, wenn es um spannende Dialoge geht, macht einen ganz hibbelig mit seinen Interpretationen von zeitgenössischen Ideen. Aber zuweilen kann er auch sehr schwerfällig oder nicht gerade subtil den Mahnfinger schwenkend sein. Dies ist auch der Fall beim trägen Gerichtsfall um die «Chicago 7», bei jenem Streifen Sorkin auch Regie führte.

Im Jahr 1968 verfügte die angehende Nixon-Administration die Strafverfolgung von sieben mutmasslichen Führern eines gewalttätigen Anti-Kriegsprotests an der «Democratic National Convention» in Chicago. Ursprünglich waren es acht Angeklagte, doch die Vorwürfe gegen den Anführer der Black Panthers, Bobby Seale, wurden fallen gelassen. Dies, weil er im Gerichtssaal geknebelt wurde, um ihn zum Schweigen zu bringen. Aus unerfindlichen Gründen fokussiert sich der Film auf die liberalen Weissen, die sich über dessen ungerechte Behandlung aufregen – anstatt auf Seale selbst, der nur eine nebensächliche Rolle spielt.

Nach langen und ernsten News-Ausschnitten, die den Hintergrund für den Prozess zeichnen, folgt ein langes und ernstes Verfahren: Die Verhaftungen werden dabei dramatisiert in Flashbacks dargestellt. Sacha Baron Cohen («Borat») wurde dabei als Anarchistenanführer Abbie Hoffman gecastet, dessen Stand-up-Routine sporadisch als erzählerisches Mittel eingesetzt wird. Eddie Redmayne interpretiert den Bürgerrechtler Tom Hayden. Redmayne spielt seine Kollegen allesamt an die Wand, der leuchtende Stern im Dunkeln.

Wieder und wieder landen Szenen und Zeilen übertrieben feierlich beim Zuschauer. Das Drama nimmt sich wichtig, erreicht aber nie die geschichtliche Relevanz, die es darstellen will. Als Bobby Seale geknebelt wird, übertönt der Schock im Gerichtssaal den horrenden Akt. «Können Sie atmen?», eine Frage, die absichtlich mit dem derzeitigen «Black Lives Matter»-Movement widerhallen soll. Ein weiterer Grund, warum der Film eigentlich über den «Chicago 1» hätte sein sollen.

«The Trial of the Chicago 7» läuft seit 1. Oktober in unseren Kinos.

Zurück zur Startseite