«No Time to Die»Die Kinobranche zittert: Neuer Bond-Film auf 2021 verschoben
dpa/fts
5.10.2020
Mit dem neuen James-Bond-Film hatten viele Kinobesitzer die Hoffnung verknüpft: Jetzt wird der Filmstart zum vierten Mal verlegt. Die Branche ist empört.
Der neue James-Bond-Film «Keine Zeit zu sterben» ist sechs Wochen vor dem geplanten Start erneut verschoben worden – jetzt schon zum vierten Mal. Der Agententhriller mit Daniel Craig soll erst am 2. April 2021 ins Kino kommen. Die Ankündigung der Produzenten enttäuschte nicht nur Fans, sie verärgerte besonders Kinobetreiber, die um ihre Existenz fürchten. Mit dem neuen Blockbuster hatten viele die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Kinogeschäfts verbunden.
Die Mitteilung der Produzenten am vergangenen Freitag kam für viele überraschend. Die PR-Kampagne für «Keine Zeit zu sterben» lief schon auf Hochtouren. Ein neuer Trailer, Werbespots, Plakate und eine James-Bond-Podcast-Reihe – es war alles vorbereitet für den Start in diesem November. Am Tag vor der Nachricht hatte Popstar Billie Eilish sogar noch ihr Musikvideo zum Titelsong «No Time To Die» veröffentlicht. Die Absage-Entscheidung fiel offensichtlich kurzfristig.
MGM, Universal and Bond producers, Michael G. Wilson and Barbara Broccoli, today announced the release of NO TIME TO DIE, the 25th film in the James Bond series, will be delayed until 2 April 2021 in order to be seen by a worldwide theatrical audience. pic.twitter.com/NqHlU24Ho3
Einen Zusammenhang mit dem Coronavirus nannten die 007-Produzenten nicht explizit, er gilt aber als sicher: Die miserablen Einspielergebnisse des Christopher-Nolan-Films «Tenet», der als einziger Blockbuster in diesem Sommer anlief, dürften dabei auch eine Rolle gespielt haben. Laut der renommierten Branchen-Website «Box Office Mojo» spielte die 200-Millionen-Dollar-Produktion bis Sonntag rund 307 Millionen Dollar ein, davon magere 45 Millionen auf dem wichtigen US-Markt, wo wegen der Pandemie immer noch viele Kinos geschlossen sind. Zum Vergleich: Der bisher letzte Bond-Film «Spectre» aus dem Jahr 2015 hatte weltweit 880 Millionen Dollar (751 Millionen Euro) in die Kassen gespielt.
Und die Wartezeit verlängert sich
Den neuen Starttermin für James Bond im April 2021 habe man gewählt, «damit ein weltweites Kinopublikum den Film sehen kann», hiess es in der knappen Mitteilung von MGM, Universal und der Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli. «Wir verstehen, dass die Verzögerung für Fans enttäuschend ist, aber nun freuen wir uns darauf, ‹No Time To Die› nächstes Jahr zu teilen.» Ob die Coronalage bis dahin besser geworden ist, ist allerdings völlig offen.
Und womöglich werden einige Kinos den Start gar nicht mehr erleben. Die Branche ist wirtschaftlich schwer angeschlagen. Monatelang mussten die Filmtheater schliessen. Auch nach der Öffnung sind die Besucherzahlen gering. Viele haben immer noch Angst, ins Kino zu gehen. Andererseits fehlen den Betreibern grosse Publikumsmagneten.
Auch die Hollywood-Blockbuster «Black Widow», «The King's Man» und «Top Gun Maverick» laufen nun erst im kommenden Jahr an. Die mehrfach verschobene Comic-Verfilmung «Wonder Woman 1984» soll zwar kurz vor Weihnachten starten – genauso wie «Dune», «Tod auf dem Nil» und der Pixar-Animationsfilm «Soul». Insider rechnen allerdings mit weiteren Änderungen. Der 25. James-Bond-Film galt vielen als letzte Hoffnung, die Zuschauer noch in diesem Jahr zurück in die Kinosäle zu locken.
Auf Bond ruhen die Umsatzhoffnungen
Der Start war schon drei Mal vertagt worden. Ursprünglich hatte er im Oktober 2019 Premiere feiern sollen. Als der britische Regisseur Danny Boyle wegen «kreativer Differenzen» im August 2018 von dem Projekt zurücktrat, wurde der Start auf Februar 2020 verlegt. Unter Boyles Nachfolger, dem US-Amerikaner Cary Joji Fukunaga, wurde der Termin um zwei weitere Monate auf April korrigiert, um das Drehbuch nachzubessern. Dann allerdings brach die Coronavirus-Pandemie aus.
Nach der neuerlichen Vertröstung zieht die internationale Kinokette Cineworld jetzt offensichtlich Konsequenzen. Laut Medienberichten will sie all ihre Filmtheater in Grossbritannien und Irland sowie über 500 Kinos in den USA vorerst schliessen. Cineworld hatte vor kurzem Halbjahresverluste in Höhe von knapp 1,6 Milliarden US-Dollar (1,46 Mrd. Franken) gemeldet. Die hätte allerdings auch der britische Geheimagent James Bond allein nicht kompensieren können.
«No Time To Die» startet am 1. April 2021 in den blue Cinemas.