Leinwand-Konzert Taylor Swift bringt Zürcher Kinosaal zum Tanzen

Von Roland Meier

22.10.2023

Ab sofort gibt es im Kino den Taylor-Swift-Konzertfilm zu sehen. Könnte das ein Trostpflaster für jene sein, die kein Glück beim Ticketkauf hatten? So erleben Swifties in Zürich das Leinwand-Konzert des Megastars.

Von Roland Meier

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Taylor Swifts Konzertfilm zu ihrer «The Eras Tour» läuft weltweit in den Kinos.
  • Auch in der Schweiz versammeln sich die Swifties zu Tausenden in den Kinosälen.
  • Tanzen und Mitsingen während des Filmes wird von Taylor Swift und den Kinobesitzern forciert.
Information

Dieser Text wurde bereits am 14. Oktober ein erstes Mal auf blue News veröffentlicht.

Kurz vor 20 Uhr im blue Cinema Abaton in Zürich-West am Premieren-Abend. Das Foyer füllt sich. Die Vorstellung im grössten Saal mit über 400 Plätzen ist ausverkauft.

Die Swifties, wie Fans von Taylor Swift sich nennen, erkennt man dank Tournee-Shirts und ihren Freundschaftsbändchen. Ein Foto vor dem Filmplakat ist für die meisten Pflicht.

Auch für Barbara, welche wie viele der anwesenden Frauen mit der Sängerin aufgewachsen ist, und sie als Storytellerin bewundert. Julia ist Taylor-Fan, seit sie 12 war: «Also schon ein bisschen länger». Mit rotem Lippenstift und einem schwarzen Hut kopiert sie den Look eines von Swifts Albumcovern.

Julia ist an diesem Abend nicht die einzige in Anlass-entsprechender Aufmachung. Pietro trägt silberne Schlangen im Ohr als Reminiszenz an Swifts wütende «Reputation»-Phase. Andere tragen Cowboystiefel aus der Zeit als sie noch als Country-Sängerin galt.

Singen und Tanzen ausdrücklich erwünscht

Der Konzertfilm «Taylor Swift: The Eras Tour» ist bereits vor dem Kinostart ein lukratives Phänomen. Der knapp dreistündige Film setzt sich aus Aufnahmen drei ihrer sechs Konzerte in Los Angeles von Anfang August 2023 zusammen.

Schon der weltweite Ticket-Vorverkauf machte mit 100 Millionen Dollar Umsatz so viel Kasse,  wie das sonst nur Marvel-Blockbuster schaffen. Dank eines unkonventionellen Deal mit der US-Kinokette AMC brachte Taylor Swift den Konzertfilm zudem ohne Support eines Filmstudios in die Kinosäle.

Auch in der Schweiz lässt der US-Superstar die Muskeln spielen und erlaubt Kino-Vorstellungen nur von Donnerstag bis Sonntag, um so die publikumsschwächeren Abende mit entsprechend weniger Stimmung im Kino zu meiden.

Bereits bei der Ankündigung ihres Filmes ermutigte Swift ihre Fans, sich im Kino wie an einem Konzert zu verhalten: Singen, Tanzen und Selfies machen sind ausdrücklich erwünscht.

Doch werden die Swifties auch in der Schweiz mit den Kino-Konventionen brechen und lauthals mitsingen? Julia «singt sicher mit», und hofft, dass sie nicht alleine sein werde. Und Pietros Begleiter Matteo ist überzeugt, dass die Leute mitgehen werden.

Er selber habe in den USA bereits erfahren dürfen, wie laut es im Stadion werden kann. Und ist damit bei weitem nicht der Einzige im Abaton, der eins der US-Konzerte besuchte.

Tickets für ihre beiden Taylor-Swift-Konzerte im Letzigrund-Stadion in Zürich im nächsten Sommer haben sowieso alle, mit denen blue News sprach.

Sind das die Hemmungen, von denen Mani Matter sang?

Als der Film startet, schaut Taylor Swift auf der Riesenleinwand ins Lichtermeer des Stadionrunds und lässt sich feiern. Die Grandezza, welche sowohl Swift als Persönlichkeit als auch das Football-Stadion in Glendale beim erstmaligen Erscheinen auf der Bühne verströmen, beeindruckt – auch ihre Zürcher Fans.

Vorerst gilt: Stilles Geniessen und scheuer Szenenapplaus. Schlägt die Schweizer Reserviertheit durch? Sind das die Hemmungen, von denen schon Mani Matter sang?

Während den ersten Sets ist dennoch leises Mitsingen zu hören. Doch der Kinosound ist immer noch stark genug, um es zu übertönen.

Der Saal steht auf und singt laut und textsicher mit

Die obligate Kinopause setzt dem vereinzelten Schwelgen ein abruptes Ende. Unfachmännisch direkt vor dem pièce de résistance des Konzertabends gesetzt, sollen die Swifties sich vor der Überballade «All To Well» nochmals stärken am Kiosk.

Und siehe da: Die Pause zeigt ihre Wirkung.

Ob es die stärkende Kraft der Snacks oder der gemeinsame Entschluss war, sich gegen die Kino-Konventionen aufzulehnen, sei dahingestellt. Als Taylor Swift im Lichtkegel, mit Gitarre und rot-schwarzem Glitter-Umhang nach der Pause fragt, ob alle einmal kurz zehn Minuten Zeit hätten für einen ganz bestimmten Song aus ihrem Album «Red», brechen alle Dämme.

Der Saal steht auf und singt laut und textsicher mit. Der Rest des Konzertes schwankt danach zwischen beseelter Inbrunst beim Mitsingen und leidenschaftlichem Tanzen zwischen den Reihen.

Wer jetzt noch sitzt, entlarvt sich als mitgeschleppter Papi. Und vereinzelt übertönt der Saal an gewissen Stellen der Refrains auch Swifts Stimme aus den Lautsprechern.

Taylor Swift ist das Mass aller Dinge

Die gute Stimmung, welche dank der «The Eras Tour» im letzten Frühling unzählige nordamerikanische Stadien erfasste, überträgt sich bestens via Konzertfilm. Taylor Swift ist zurzeit zu Recht das Mass aller Dinge.

Dass die Corona-Pandemie eine ihrer geplanten Welttourneen verunmöglichte und im Lockdown gleich zwei Swift-Alben geschrieben wurden, erlaubt ihr nun, ein besonderes Konzerterlebnis auf die Bühne zu bringen, das unterschiedliche Musikstile einer noch breiteren Diskografie vereint.

Abwechslungsreich und technisch perfekt mit einem schier unendlichen Aufwand blickt sie auf ihre fast 20 Jahre dauernde Karriere zurück. Und lässt dabei ihre Fans in grosser Erkenntlichkeit teilhaben.

Die danken es ihr mit vollen Kinosälen — auch in Zürich-West.


«Taylor Swift: The Eras Tour» läuft ibs zum 5.11.12023 bei blue Cinema und anderen Schweizer Kinos jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Weitere Infors gibt es hier: https://bluecinema.ch/de/movie/taylor-swift-the-eras-tour/


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