Schweizer «Tatort»-KommissarinAnna Pieri Zuercher: «Gier? Kenne ich nicht. Ich habe Löcher in den Taschen»
Carlotta Henggeler
14.4.2024
Im neuen Zürcher «Tatort» wird Kommissarin Isabelle Grandjean alias Anna Pieri Zuercher wieder herausgefordert. Sie muss eine Mordserie aufklären. Die Taten haben einen Nenner: Geldgeilheit. Ein Gespräch über Gier, Fernsehpreise und «Tatort»-Kritiken.
Carlotta Henggeler
14.04.2024, 08:49
15.04.2024, 12:38
Carlotta Henggeler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Zürcher «Tatort: Von Affen und Menschen» ist der siebte Fall der ungleichen Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler). Sie müssen eine Mordserie aufklären. Darunter ist ein toter Affe im Zoo Zürich.
«Von Affen und Menschen» erhielt im Rahmen des deutschen Fernsehkrimi-Festivals in Wiesbaden 2024 die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Das Script stammt von Lorenz Langenegger und Stefan Brunner. Das Duo hat das Zürcher Ermittlerinnen-Team Grandjean/Ott erfunden und die ersten beiden Drehbücher geschrieben.
Anna Pieri Zuercher hat ein Klavierstudium abgeschlossen und an der Ecole Supérieure d’Art Dramatique in Paris Schauspiel studiert.
Im neuen Zürcher «Tatort» musst du eine bizarre Mordserie aufdecken. Die Taten haben einen gemeinsamen Nenner: Gier. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie gierig bist du?
Anna Pieri Zuercher: Oh, gute Frage. Zwischen 0 und 1.
Gier wird oft mit viel Geld haben assoziiert. Meine These: Geld ist dir als Schauspielerin nicht wichtig.
Ja, stimmt. Bei mir verrinnt das Geld immer. Auf Französisch sagen wir ‹Löcher in den Taschen haben›. Das ist bei mir – und war auch schon bei meinem Vater so. Er hat im Bistro immer viel Trinkgeld gegeben. Geld war bei mir zu Hause nie ein Thema.
Geld, ein volatiles Gut.
Genau. Wenn ich Geld habe, gebe ich es aus. Geld ist lebendig. Ich habe mich schon immer gefragt, wofür man es behalten sollte. Im Grab kannst du nichts mehr damit anfangen.
Wofür gibst du gerne Geld aus?
Für Ferien, Pflanzen und Esswaren, denn ich liebe es, zu kochen. Zudem schenke ich oft und gerne. Viel Geld gebe ich für Bücher aus, am liebsten Hardcover. Es müssen echte Bücher sein – mit diesem einzigartigen Geruch. Und ich kaufe immer Kunst, wenn Freunde ausstellen. Ich finde es unerlässlich, die Kunst zu unterstützen.
Dein nächster TV-Einsatz hast du als Kommissarin Isabelle Grandjean im «Tatort: Von Affen und Menschen». Dieses Drehbuch wurde am deutschen Fernsehkrimi-Festivals 2024 prämiert.
Ich bin sehr stolz! Ich finde das Drehbuch fantastisch. Als ich es gelesen habe, ging mir gleich durch den Kopf: Das ist etwas Neues.
Diese «Tatort»-Folge überrascht mit einigen komödiantischen Momenten. Mutig, für einen Sonntagabendkrimi mit langjährigen Fans.
Ja, wenn man kein Risiko in Kauf nimmt, darf man keine Kunst machen. Die Drehbuchautoren sind zum Glück dieses Risiko eingegangen und erlauben uns als Ermittler-Duo, neue Facetten zu zeigen. Isabelle ist als Person immer so professionell, seriös und introvertiert. Dieses neue Genre ermöglicht ihr, ein bisschen weniger ernsthaft zu sein, das tut der Figur gut. Nach diesem «Tatort» hoffe ich, dass die Zuschauer Isabelle und Tessa noch mehr lieben werden. Obschon diese Folge brutal ist, kommt sie insgesamt leichter daher. Tatorte behandeln oft schwere Thematiken.
Jeder «Tatort» wird von den Medien seziert, oft scharf kritisiert. Wie gehst du damit um?
Für mich ist das kein Problem. Drehbücher dürfen besprochen und sollen auch kritisiert werden. Es ist immer eine Frage des Geschmacks, und ebendieser macht jeden Menschen einzigartig und unverwechselbar.
Als Ermittlerin Isabelle Grandjean bist du einem breiten Krimipublikum bekannt. Wirst du auf der Strasse erkannt?
Ja, die Leute erkennen mich und diese Begegnungen sind immer mit Liebe und viel Zugewandtheit verbunden. lch hoffe, dass ich diese schöne Energie, die mir gegeben wird, zurückgebe. In der Schweiz haben die Menschen Respekt. Es existiert hier kein Starsystem. Ich bekomme zudem oft Komplimente für den «Tatort» und werde auch gefragt, wann der nächste zu sehen ist.
Wie viele Leute arbeiten am Set?
Der «Tatort» ist ein Spielfilm, da arbeiten 40 bis 50 Leute am Set. Und da sind auch noch die Drehbuchautoren und natürlich die Produktion. Ich sehe den «Tatort» als eine Art Skulptur, an der alle einen Stein dazu beigetragen haben. Das sind nicht nur wir zwei Ermittlerinnen, das ist viel gemeinsame Arbeit mit dem Team. Deshalb ist Kritik für mich auch okay.
Dieses Jahr kommt noch ein zweiter Zürcher «Tatort» mit dem Titel «Fährmann». Was können Fans erwarten?
Der wird ganz anders. Das ist ein Thriller, ganz spannend und dunkel.
In letzter Zeit haben einige «Tatort»-Kommissare aufgehört. Wie lange willst du noch Isabelle Grandjean spielen?
Ich hoffe, noch lange! Wir haben grossen Spass bei der Arbeit. Am Anfang sollten wir die Ermittler-Figuren und das Team kennenlernen. Jetzt sind wir da, wo wir hinwollten: Wir können die Rollen weiterentwickeln. Und da gibt es noch viel zu erzählen. Isabelle und Tessa sind ein starkes Team.
«Tatort»: Von Affen und Menschen» mit Anna Pieri Zuercher als Kommissarin Isabelle Greandjean und Carol Ott als Ermittlerin Tessa Ott läuft am Sonntag, 14. April 2024, um 20.05 auf SRF 1.
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