Wahlwerbung Trump-Vertrauter beeinflusst Facebook

dj

18.12.2019

Peter Thiel (r.) ist einer der wenigen Silicon-Valley-Führungskräfte, die sich öffentlich zu Trump bekennen.
Peter Thiel (r.) ist einer der wenigen Silicon-Valley-Führungskräfte, die sich öffentlich zu Trump bekennen.
Getty Images

Facebooks Entscheidung, Politiker auf seiner Plattform unbeschadet lügen zu lassen, wurde offenbar von einem gemeinsamen Zuckerberg- und Trump-Vertrauten mitbestimmt.

Wenn es um das heikle Thema «Politische Wahlwerbung im Netz» geht, hat Facebook einen Sonderweg eingeschlagen. Während Twitter politische Werbung ganz verboten hat und Google zumindest das Mikrotargeting abgeschafft hat, gibt es auf Facebook quasi keine Grenzen. Politiker dürfen dort nachweislich falsche Aussagen treffen, d. h. lügen, ohne dass Facebook irgendetwas dagegen unternimmt und stattdessen weiter fleissig die Werbedollars einsammelt.

CEO Mark Zuckerberg begründet diese Richtlinien öffentlich mit seinem absoluten Bekenntnis zur Meinungsfreiheit. Tech-Unternehmen könnten sich nicht zum Richter über Wahrheit oder Lüge machen, so sein Argument. Doch wie das «Wall Street Journal» berichtet, war es wohl vor allem der Investor Peter Thiel, der Zuckerbergs Denken in dieser Angelegenheit prägte.

Einer der wenigen Trump-Fans im Silicon Valley

Der deutsch-amerikanisch-neuseeländische Thiel gilt als Vertrauter sowohl von Mark Zuckerberg als auch von Donald Trump und ist seit 2005 Mitglied des Facebook-Verwaltungsrats. Er war auch anwesend beim geheimen Dinner im Weissen Haus im Oktober mit dem US-Präsidenten und dem Facebook-Chef.

Thiel, der sein erstes grosses Geld mit PayPal machte, war der erste externe Facebook-Investor und geniesst deshalb besonders Zuckerbergs Vertrauen. Und obwohl die Trumpsche Steuerpolitik den grossen amerikanischen Tech-Giganten immer grössere Gewinne verschafft, wagen es nur wenige Silicon-Valley-Führungskräfte, sich öffentlich als Fan des US-Präsidenten zu outen. Thiel gehört zu dieser sehr kleinen Gruppe.

Thiel macht grosse Geschäfte mit Trump

Daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich Zuckerberg beim Umgang mit Trump vor allem auf Thiel verlässt. Und dessen Rat besteht offenbar darin, Trump nachzugeben. Trumps Kampagne machte bereits öffentlich klar, dass sie jede Änderung der Werberichtlinien von Facebook als persönliche Attacke verstehen würde. Vor der Kritik der Demokraten an Facebooks Vorgehen hat Zuckerberg offenbar deutlich weniger Angst.

Neben seiner persönlichen, politischen Überzeugung hat Thiel aber noch gewichtige andere Gründe, sich auf die Seite von Trump zu schlagen. Er ist Gründer, Präsident und Hauptaktionär der Daten-Firma Palantir. Diese hat milliardenschwere Verträge mit der US-Regierung, so wird Palantir-Software etwa vom Grenzschutz eingesetzt. Erste Geschäftsbeziehungen zwischen der Regierung und Palantir gab es bereits unter Ex-Präsident Obama — unter Trump hat das Vertragsvolumen allerdings massiv zugenommen.

Zuckerberg entscheidet am Ende alleine

Facebook sagte als Reaktion auf den «Wall Street Journal»-Bericht, dass das Unternehmen die schwierigen Interessenskonflikte mit grösster Sorgfalt betrachte. Im Verwaltungsrat gäbe es zahlreiche divergente Positionen, die für eine gesunde Debatte sorgen würden. Es ist allerdings keine Facebook-Führungskraft namentlich bekannt, die sich intern gegen Zuckerbergs Vorgehen positioniert hätte.

Im Gegensatz zu den meisten anderen börsennotierten Unternehmen hat der Facebook-Verwaltungsrat in der Praxis aber eh nur die Stellung eines losen Beratergremiums. Zuckerberg hält persönlich die absolute Mehrheit der Facebook-Stimmrechte, sodass er tun und machen kann, was er möchte.

Galerie: Das Facebook-Konto absichern

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