Auf TwitterTrump greift Apple wegen Verschlüsselung scharf an
dpa/dj
15.1.2020
Auf seinem Twitter-Account greift US-Präsident Trump Apple frontal an. Er wirft dem Unternehmen vor, Ermittlungen zu behindern.
Im Streit über die Verschlüsselung von Smartphones und Zugriffsmöglichkeiten für Ermittlungsbehörden hat Präsident Donald Trump den Druck auf den US-Technologieriesen Apple erhöht. Trump schrieb auf Twitter, seine Regierung helfe Apple in Handelsfragen und anderen Belangen «die ganze Zeit».
Dennoch weigere sich der Konzern, Behörden den Zugang zu verschlüsselten Telefonen zu ermöglichen, «die von Mördern, Drogendealern und anderen gewalttätigen kriminellen Elementen» benutzt würden. Trumps Forderung an die Verantwortlichen des Unternehmens: «Sie müssen sich jetzt der Herausforderung stellen und unserem grossartigen Land helfen!»
We are helping Apple all of the time on TRADE and so many other issues, and yet they refuse to unlock phones used by killers, drug dealers and other violent criminal elements. They will have to step up to the plate and help our great Country, NOW! MAKE AMERICA GREAT AGAIN.
Zuvor hatte Apple in dem wiederaufgeflammten Streit Kritik von US-Justizminister William Barr zurückgewiesen. Barr hatte am Montag gesagt, Apple habe «keine substanzielle Hilfe» bei der Aufklärung des Angriffs eines saudischen Offiziers auf einem Marinefliegerstützpunkt in Florida im Dezember geleistet. Er drängt den Konzern dazu, den Passwort-Schutz von zwei iPhones des Attentäters auszuhebeln. Apple lehnt es kategorisch ab, Strafverfolgern solche und andere Hintertüren zu öffnen, damit sie Zugriff auf möglicherweise ermittlungsrelevante Daten bekommen. Der Konzern argumentiert, dies würde die Datensicherheit für alle Nutzer verschlechtern.
Barr stufte den Angriff, bei dem drei US-Soldaten getötet wurden, als Terrorattacke ein und erhöhte damit den Druck auf Apple. «Es ist sehr wichtig zu wissen, mit wem und über was der Schütze kommuniziert hat, bevor er starb», sagte der Minister.
Apple entgegnete, man habe binnen Stunden nach der ersten FBI-Anfrage am 6. Dezember «eine breite Auswahl an Informationen» bereitgestellt. In den Tagen danach habe Apple unter anderem im Speicherdienst iCloud gespeicherte Backups sowie Kommunikationsdaten zu mehreren Accounts geliefert. Während der Zugang zu einem verschlüsselten iPhone nur mit einem Passcode möglich ist, wird der Schlüssel für in der Cloud gespeicherte iPhone-Backups ebenfalls dort gelagert. Damit können sie für Behörden entschlüsselt werden. Besonders sensible Informationen wie Gesundheitsdaten, Passwörter oder Zahlungsdaten werden dabei auch in der Cloud Ende-zu-Ende verschlüsselt und sind damit nur für die Nutzer zugänglich.
Apple betonte, man sei erst einen Monat später, am 6. Januar, durch das FBI von der Existenz eines zweiten iPhones in Kenntnis gesetzt worden. In eines der Geräte hatte der Attentäter geschossen.
«Wir haben immer betont, dass es keine Hintertür nur für die Guten geben kann», bekräftigte Apple. «Hintertüren können auch von denen missbraucht werden, die unsere nationale Sicherheit und die Datensicherheit unserer Kunden bedrohen.» Ausserdem hätten Ermittler heute schon Zugang zu mehr Daten als je zuvor.
Wieder ein Rechtsstreit am Horizont?
Apple hatte sich nach einem Anschlag von 2015 lieber vom FBI verklagen lassen, statt eine Software zum Entsperren von iPhones zu schreiben. Die Ermittler kamen damals nach eigenen Angaben mit Hilfe eines externen Dienstleisters in das Gerät rein und liessen die Klage fallen.
Auch im aktuellen Fall bereitet man sich bei Apple auf einen potenziellen Rechsstreit vor. Spitzenmanager bei dem Unternehmen hoffen allerdings laut der «New York Times» noch auf eine gesichtswahrende Lösung für beide Seiten. Der Attentäter von Florida hatte mit dem iPhone 7 Plus und dem iPhone 5 zwei eher ältere Modelle in seinem Besitz, die nicht Apples neuste Sicherheitstechnik an Bord haben. Informierten Kreisen zufolge sollte es auch hier Dritten möglich sein, die Verschlüsselung zu knacken.
Das iPhone reagiert nicht mehr? Kein Grund zur Panik, mit diesen Schritten kann man es hoffentlich wiederbeleben.
Bild: iStock
So geht man bei iPhones bis zum iPhone 5s vor: Die Standby-Taste oben und die Home-Taste müssen gleichzeitig knapp 10 Sekunden lang gedrückt werden.
Bild: Apple/dj
Bei iPhones bis zum iPhone 6s (Plus): Die Standby-Taste an der rechten Seite und die Home-Taste 10 Sekunden lang gleichzeitig drücken
Bild: Apple/dj
iPhone 7 und iPhone 7 Plus: Die Standby-Taste sowie die Leiser-Taste an der linken Seite für 10 Sekunden lang gleichzeitig drücken.
Bild: Apple/dj
Bei allen iPhones ab dem iPhone 8/X sind drei Schritte nötig: Zunächst die Lauter-Taste kurz drücken und dann los lassen.
Bild: Apple/dj
Danach die Leiser-Taste kurz drücken und dann los lassen.
Bild: Apple/dj
Und schliesslich die Standby-Taste gedrückt halten, bis das Apple-Logo erscheint.
Bild: Apple/dj
Hilft das alles nicht, sollte man das iPhone per Kabel mit dem Computer verbinden und versuchen mit iTunes auf diesen zuzugreifen und eine Wiederherstellung aus einem Backup durchführen
Bild: Apple
Funktioniert auch das nicht, sollte man gucken, ob sich im Lightning-Anschluss möglicherweise Staub oder Schmutz festgesetzt hat, der ein Aufladen verhindern könnte. Möglicherweise sind auch Kabel und/oder Ladegerät beschädigt, hier also mal bei Bekannten Zubehör ausleihen. Streikt das iPhone dann immer noch, muss wohl bei Apple direkt Hilfe gesucht werden.
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