Teenie-App TikTok erreicht eine Milliarde Downloads

dj

27.2.2019

Junge Menschen sind heutzutage auf TikTok.
Junge Menschen sind heutzutage auf TikTok.
ByteDance

Die App TikTok ist mit insgesamt einer Milliarde Downloads Facebook und Konsorten dicht auf den Fersen. Und nun steigt das vor allem bei sehr jungen Menschen populäre TikTok auch noch ins Werbegeschäft ein.

Die aufstrebende App TikTok wurden inzwischen weltweit mehr eine Milliarden mal für iOS und Android heruntergeladen. Das hat die Analyse-Firma Sensor Tower berechnet. Alleine im letzten Jahr wurde TikTok 663 Millionen mal heruntergeladen — fast gleichauf mit der Facebook-App, die auf 711 Millionen Downloads kam. In diesen Zahlen sind nicht Android-Downloads in China enthaltten, wo die App unter dem Namen Douyin auftritt.

TikTok wurde von der chinesischen Firma ByteDance geschaffen, die Ende 2017 die sehr ähnliche App musical.ly aufkaufte und sie in TikTok integrierte. Und es deutet sich immer mehr an, dass TikTok das soziale Netzwerk sein wird, dass dem Facebook-Imperium am gefährlichsten werden könnte.

Spassige Videos für junge Menschen

Ursprünglich wurde die App vor allem verwendet, um sich beim Lip-Syncing zu Popsongs zu zeigen. Inzwischen nehmen Nutzer dort alle möglichen Arten von Videos auf, von Tanzeinlagen über Scherze zu diversen Challenges — unterlegt von Musik und mit zahlreichen Effekten ausgestattet.

TikTok ist besonders bei der Generation Z (also den nach 1995 geborenen) sowie in Asien beliebt — beides Zielgruppen, die für Werbetreibende sehr attraktiv sind. Die wahre Gefahr für Facebook (und in einem gewissen Masse auch Google) steht also erst bevor. Denn wie viele Apps hat sich TikTok zunächst auf das Wachstum konzentriert und beginnt erst jetzt mit der Monetarisierung. ByteDance konnte sich dank seiner hochprofitablen chinesischen Nachrichtenapp Toutiao damit Zeit nehmen.

Werbung taucht bei TikTok auf

Seit Anfang des Jahres taucht nun aber langsam auch explizit von TikTok verkaufte Werbung in der App auf, wie techcrunch.com berichtet. Diese nimmt vor allem die Form nativer Ads ein — ist also im Stil des restlichen Inhalts der App gehalten. Etwas Anderes, etwa klassische Werbeclips, würden die Nutzer wohl auch nicht akzeptieren.

Und will man junge Menschen erreichen — die kaum Zeitungen lesen oder klassisches Fernsehen konsumieren — muss man dorthin gehen, wo sie sind. Hier trumpften bisher Facebook mit seiner Tochter Instagram sowie Google mit YouTube auf. Doch nun buhlt eben auch TikTok um begrenzte Werbebudgets und kann gleichzeitig auch noch chinesische Nutzer ansprechen — das ist Facebook und Google bekanntermassen nicht möglich. Denn die US-Unternehmen sind im Reich der Mitte nicht vertreten.

Google hat zahlreiche verschiedene Standbeine, ist also von TikTok weitaus weniger bedroht als Facebook, dessen einzig relevante Einnahmequelle darin besteht, Nutzern auf seinen Plattformen Werbung anzuzeigen. Wandern diese Nutzer ab und es tummeln sich nur noch Senioren (also Menschen über 30) auf den Facebook-Plattformen, hat das Unternehmen ein riesiges Zukunftsproblem.

Wie reagiert Facebook?

Nun ist TikTok natürlich nicht Facebook erste Bedrohung. Für eine Weile sah es so aus, also könnte Snapchat Facebook mächtig an die Substanz gehen. Doch durch zusätzliche Features in Instagram konnte der heimische Konkurrent kleingehalten werden. Gegen TikTok scheint Mark Zuckerberg aber noch kein Rezept gefunden zu haben.

Mit einem TikTok-Klon namens Lasso versuchte Facebook seine Strategie gegen Snapchat zu wiederholen. Doch Lasso verbleibt auch vier Monate nach seinem Launch in der Bedeutungslosigkeit. Nachdem ByteDance nun einen Wert von geschätzten 75 Milliarden Dollar erreicht hat, erscheint nun trotz Facebooks signifikanter Ressourcen auch ein Aufkauf ausgeschlossen.

TikTok ohne Erfolgsgarantie

Natürlich ist keinesfalls garantiert, dass TikTok auch auf Dauer erfolgreich sein wird. Das Unternehmen und die App könnte über eine Vielzahl von Problemen stolpern. Da gibt es zum einen immer wieder Berichte über Missbrauchspotenzial. Die App ist zwar offiziell erst ab 13 Jahren zugelassen, auf TikTok finden sich aber zahlreiche jüngere Nutzer in oft aufreizenden Videos, die von Pädophilen ins Visier genommen werden könnten.

Zum anderen ist TikTok für die Datenschutzproblematik, die Facebook im letzten Jahr so ins Straucheln brachte, natürlich ebenfalls anfällig, möglicherweise sogar noch mehr. Denn das Heimatland China ist bekanntlich nicht gerade für strenge Datenschutzvorschriften bekannt. Hier könnte dann auch noch eine politischer Dimension hinzukommen und Bytedance ähnlich wie Huawei auch Druck von Seiten westlicher Staaten bekommen.

Galerie: Die Highlights des MWC 2019

Zurück zur Startseite