Notrufe überall absetzenSo funkt das neue iPhone mit Satelliten
Dirk Jacquemien
8.9.2022
Das neue iPhone 14 kann Notrufe über Satelliten absetzen. Doch den einen oder anderen Haken hat das System.
Dirk Jacquemien
08.09.2022, 12:46
08.09.2022, 13:13
Dirk Jacquemien
Mit Satellitentelefonen verbindet man heutzutage eher Geheimagent*innen oder Polarforscher*innen. Schliesslich sind mittlerweile grosse Teil der Welt — zumindest jene, in denen sich regelmässig Menschen aufhalten — durch Mobilfunknetzwerke abgedeckt.
Ähnlich klischeehaft stellt man sich den Look eines Satellitentelefon vor, als korpulentes Gerät mit einer riesigen Antenne. Doch nun können handelsübliche Smartphones mit gewohnt kompakten Design auch mit Satelliten kommunizieren.
Kurz nachdem Huawei ein entsprechendes Feature für sein Mate 50 ankündigte, zog das hierzulande ungleich relevantere Apple nach. Dessen neues iPhone 14 kann durch «Emergency SOS» Notrufe per Textnachrichten über Satelliten abschicken.
Wie «Reuters» berichtet, setzt Apple dabei auf den bisher eher unbekannten Satellitenbetreiber Globalstar. Apple soll bis 95 Prozent der Kosten für den Aufbau des Systems übernehmen. Die Globalstar-Satelliten decken einen Grossteil der Erde ab, nur nahe an den Polen gibt es mit Globalstar keinen Empfang.
Dennoch wird das Feature ab November zunächst nur in den USA und Kanada aktiviert werden. Die europäischen iPhones haben jedoch anders als in den Varianten für den chinesischen Markt die Unterstützung für das zur Satellitenkommunikation nötige Frequenzband n53 an Bord, so dass rein technisch nichts gegen eine Erweiterung des Features auch hierzulande spricht.
Mutmasslich sind aber noch diverse regulatorische Hürden zu nehmen und ein Procedere für die Interaktion mit den hiesigen Rettungsbehörden muss etabliert werden.
Ganz so einfach wie das Versenden einer SMS wird «Emergency SOS» aber nicht. Zum Aufbau einer Verbindung muss ein direkter Sichtkontakt zwischen iPhone und Satellit bestehen. Da der Standort von letzterem aber üblicherweise nicht mit blossem Auge zu erkennen ist, hilft das iPhone seinen in Not geratenen Nutzer*innen bei der richtigen Ausrichtung.
Wurde eine Verbindung hergestellt, sind die Kommunikationsmöglichkeiten weiterhin begrenzt. Telefongespräche werden nicht möglich sein, stattdessen soll die Kommunikation mit der Rettungsstelle vor allem über vorgefertigte Textbausteine erfolgen. Darüber kann dann mitgeteilt werden, um welche Art Notfall es sich handelt und ob Personen verletzt sind.
Notruf nur mit Abo
Leicht irritierend ist Apples Hinweis, dass iPhone-14-Besitzer*innen den Dienst zwei Jahre kostenlos werden nutzen können – was im Umkehrschluss impliziert, dass Apple sich die Notruffunktion künftig bezahlen lassen möchte.