Klappt zuverlässigDas Samsung Galaxy Z Fold 3 im Test
DPA/dj
12.9.2021 - 23:55
Ein Smartphone und ein Tablet in einem Foldable – das ist das Galaxy Z Fold 3. Samsung will die Klappgeräte endlich massentauglich machen. Das ist tatsächlich gelungen – ein Problem bleibt aber.
12.09.2021, 23:55
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Billiger, haltbarer und für alle geeignet – das ist Samsungs Plan für Foldables, also Smartphones zum Zusammenfalten. Wenn man mal das kleine Hindernis von 1800 Franken Anschaffungspreis beiseite lässt, ist das mit der dritten Generation des Z Fold gelungen.
Keine kratzempfindliche Folie mehr, keine mysteriösen Displayaussetzer, nach zwei Wochen in der Hosentasche ist auch kein Staub hinterm Display. Und der grosse Spalt am Scharnier der Vorgänger ist auch merklich geschrumpft. Ganz neu: Das Galaxy Z Fold 3 und das kleinere Z Flip 3 sind nun gegen eindringendes Wasser geschützt.
Alles in allem wirkt das neue Fold fertiger, besser verarbeitet und erwachsener als seine Vorgänger. Stellt sich nur noch die Frage: Wer braucht das eigentlich?
Ein spannender Hybrid
Fragt man Samsungs Marketing-Chef Mario Winter, dann sind normale Smartphones mittlerweile fast langweilig und eigentlich auserzählt. Deswegen sollen die Folds jetzt wieder dieses gewisse Neue bringen. Seine These: «Einmal so ein Fold, und man geht nicht mehr zurück.» Klingt zunächst komisch, doch wer so ein Gerät einmal benutzt, versteht die Aussage besser. Das Galaxy Fold ist nämlich ein spannender Hybrid aus einem zugeklappt – absurd langen und schmalen – Smartphone und einem aufgeklappt – irgendwie ungewöhnlich – quadratischen Tablet.
Den ganzen kleinen und grossen Smartphone-Alltag wie Messaging, Anrufe oder der schnelle Blick aufs Display kann man zugeklappt erledigen. Braucht es mehr Displayfläche – etwa für Fotos, Soziale Netwerke, Nachrichten, Webseiten oder mobiles Arbeiten – klappt man das Gerät auf und nutzt den grossen Bildschirm. Das klappt im Alltag ziemlich gut. Nach ein paar Tagen klappt man das Fold immer häufiger auf, die Aussendisplayseite wird immer seltener genutzt.
Da ist ein Knick in der Mitte
Doch so schnell man sich an das Fold gewöhnt: Anfangs erfordert es Arbeit. Die Bildschirmtastatur ist zweigeteilt, darauf Schreiben ist zunächst schwierig. Wer kleine Hände hat, kann das Fold mit seinen schmalen Rändern aufgeklappt schlecht halten. Und wer gerne makellos plane Bildschirme mag, schaut besser nicht auf den immer noch deutlich sichtbaren Knick in der Displaymitte. Und ehrlich: Wer es zusammengeklappt in die Hosentasche steckt, vergisst nicht eine Sekunde, dass es dort ist.
Solche Äusserlichkeiten beiseite: Im Inneren steckt Qualcomms aktueller Snapdragon 888 5G, dazu gibt es 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und bis zu 256 GB Speicherplatz. Dazu ein Kameratrio (Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Tele) mit je 12 Megapixeln und eine 10-Megapixel-Frontkamera aussen im 6,2 Zoll grossen Display. Hinter dem 7,6 Zoll messenden faltbaren Innendisplay mit 120 Hertz Bildwiederholfrequenz hat Samsung noch eine Kamera versteckt, die nur bei Bedarf sichtbar wird.
Mit dieser Ausstattung bringt das Fold aktuell nichts aus der Ruhe – auch nicht, wenn man auf dem grossen Bildschirm zwei oder drei Fenster mit Programmen oder ein aufwendiges 3D-Spiel laufen lässt. Wer mag – und etwas Extrageld investieren will – kann auch mit einer speziellen Version des S-Pen auf dem Faltbildschirm schreiben.
Mehr Fenster, mehr Spass
Apropos mehrere Fenster – die lassen sich auf dem Faltdisplay gut verteilen. Zum Beispiel, um Daten aus einer Mail in eine Tabelle zu übertragen, oder nebenher ein Video laufen zu lassen. Praktisch: Wenn das Fold wie ein Notebook halb geklappt wird, können einige Programme das schon ausnutzen – Youtube zeigt dann etwa nur im oberen Teil Bewegtbild an, Beschreibung, Kommentare und Co. landen auf dem unteren Teil.
Samsung hat viel Zeit investiert, Apps für die beiden Bildschirmkonfigurationen anzupassen. Hier lag bislang eine Schwäche des Fold-Konzepts. zu wenige Apps konnten das innovative Konzept ausnutzen. Dann ist etwa kein nahtloser Wechsel zwischen Innen- und Aussendisplay ohne App-Neustart möglich oder Apps sehen einfach verzerrt aus.
Mittlerweile können nahezu alle grösseren Microsoft- und Google-Apps entweder das grosse Display nutzen oder im halb gefalteten Modus Inhalte verteilen. Und die Liste der tauglichen Apps wächst – es stehen schon Namen wie Prime Video, Disney+ oder TikTok darauf.
Klappt zuverlässig, könnte also klappen
Samsungs Pläne, die Falt-Smartphones als Geräteklasse zu etablieren, wirken bislang nachhaltig. Noch ist aber einiges zu tun. Eigenen Marktanalysen der Koreaner nach, wissen gerade einmal 23 Prozent der Menschen da draussen, was ein Foldable ist. Und bis die dann auch eines kaufen, muss neben dem Lifestyle-Aspekt noch etwas mehr Mehrwert her.
1799 Franken kostet die Einstiegsvariante in Samsungs faltbare Smartphone-Zukunft. Für diesen stolzen Preis bekommt man zwar kein Ladegerät mitgeliefert, dafür aber viel Telefon, mittelviel Tablet und einen Haufen Möglichkeiten. Die Falttechnik hat mittlerweile ein alltagstaugliches Niveau erreicht.
Wenn Samsung weiter dranbleibt, Apps anpasst und neue Nutzungsmöglichkeiten für das neue Konzept entwirft, könnten sich die Foldables dauerhaft auch jenseits der hoffentlich nicht zu engen Taschen wohlhabener Technik-Fans etablieren.
Wer die 1799 Franken nicht investieren mag, aber trotzdem sein Telefon knicken will: Samsung hat mit dem Z Flip 3 für 1049 Franken ein an alte Flip-Phones erinnerndes kleineres Modell.