Folge der Sanktionen Russland könnte Software-Raubkopien legalisieren

Dirk Jacquemien

8.3.2022

Das Moskauer Büro von Microsoft wird wohl bald leer stehen.
Das Moskauer Büro von Microsoft wird wohl bald leer stehen.
Getty Images

Weil sich fast alle westlichen Software-Firmen nach der Invasion der Ukraine durch Russland aus letzterem zurückgezogen haben, überlegt die Regierung nun, Software-Piraterie zu legalisieren.

Dirk Jacquemien

Ob Windows-Macher Microsoft, Geschäftssoftware-Hersteller SAP oder Videospielgigant Activision: Sie alle haben nach der Invasion der Ukraine den Verkauf ihrer Produkte in Russland eingestellt. Für russische Nutzer*innen und Unternehmen gibt es damit kaum noch Möglichkeiten, legal an Software zu kommen.

Doch was heute illegal ist, muss es morgen nicht mehr sein. Wie «Torrentfreak» berichtet, gibt es im russischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung Überlegungen, den Urheberschutz von Herstellern aus Ländern, «die die Sanktionen unterstützen», aufzuheben. Die betreffe sowohl das Zivil- als auch das Strafrecht, heisst es in dem Vorschlag des Ministeriums.

Umsetzbarkeit ist fraglich

Die Software-Piraterie soll allerdings nur erlaubt sein, wenn es für ein Produkt keine adäquate russische Alternative gibt. Wie praktikabel der Vorschlag ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Viele heutige Software-Produkte werden ausschliesslich als Cloud-Lösung angeboten, bei der zur Nutzung eine permanente Online-Verbindung erforderlich ist.

Die Legalisierung vormals rechtswidriger Praktiken wird sich möglicherweise nicht auf Software beschränken. Denn auch viele Hollywood-Studios haben sich aus Russland zurückgezogen und bringen ihre Filme nicht mehr ins Land; Netflix stellt seinen Betrieb ebenfalls ein. Dmitri Ionin, der stellvertretende Gouverneur der Oblast Swerdlowsk, schlug daher vor, eine russische Filmpiraterie-Website wieder zu entsperren.