Brillante NeuauflagePokémon Let's Go: Soll ich Pikachu oder Evoli wählen?
Pascal Landolt
20.11.2018
Seit dem 16. November ist mit «Pokémon Let's Go» der neueste Ableger der Taschenmonster-Serie zum ersten Mal auf einer Heimkonsole erhältlich – sehr zur Freude der riesigen Pokémon-Fanschar weltweit. Die dringendste Frage, die sich Pokémon-Trainer jetzt stellen müssen, ist: Pikachu oder Evoli?
Das wilde Fukano streckt neugierig seinen Kopf aus dem Gebüsch, zögert eine Sekunde und rennt dann schnurstracks auf mich zu. Will es spielen? Nein – der flauschige Fellknäuel greift mich an! Doch es hat die Rechnung ohne meine zwanzigjährige Trainer-Erfahrung gemacht: Ein gut platzierter Pokéball – und schon ist das herzige Biest Teil meines Pokémon-Teams.
Diese kurze Sequenz einer Begegnung, wie sie Millionen Pokémon-Trainer bereits zu hunderten erlebt haben, zeigt, was im neuesten Ableger der Spieleserie neu ist: Pokémon bewegen sich nun selbständig in der Aussenwelt, statt sich im hohen Gras zu verstecken. Erstmals kommen die Monster aktiv auf den Spieler zu und müssen vor dem Fangen auch nicht mehr langwierig durch einen Kampf geschwächt werden. Und nicht nur das: Auch die kurze Animation vor der Fangsequenz passt sich dem Umstand an, dass Fukano aktiv auf mich zugerannt ist.
Das ist nur eines der Beispiele, das zeigt, wie durchdacht und mit viel Liebe zum Detail der neueste Spross aus dem Pokémon-Universum gestaltet ist.
Die Geschichte beginnt bei Pokémon Gelb
Dabei basiert «Pokémon Let's Go» auf der Gelben Edition der allerersten Pokemon-Serie von 1998. Entwickler Game Freak legt den Titel dieses Jahr in einer aufgebohrten Version für die Switch neu auf und bringt die beliebte Serie mit den Taschenmonstern erstmals auf eine Heimkonsole von Nintendo.
Während sich der Protagonist bei den Ur-Titeln für den GameBoy von 1997, Rot und Blau, noch alleine ins Abenteuer stürzte, kam 1998 schon ein erstes Remake auf den Markt, bei dem der Spieler von seinem Pokémon Pikachu auf Schritt und Tritt durch seine gesamte Reise begleitet wurde.
Der Unterschied zwischen Pikachu und Evoli
Zwanzig Jahre später ist aus «Pokémon Gelb» nun «Pokémon Let's Go Pikachu» geworden, gleichzeitig erscheint parallel dazu die Version «Let's Go Evoli». Bei beiden Versionen ist das Titelmaskottchen das erste Pokémon, das der Spieler zur Seite gestellt bekommt und gleichzeitig auch das einzige Mönsterchen, von dem er sich während des ganzen Spiels nicht trennen kann.
Was von früheren Versionen bleibt, ist dass pro Edition jeweils elf Pokémon nicht in der freien Wildbahn angetroffen werden können, sondern mit Besitzern anderer Versionen getauscht oder aus der App «Pokémon Go» importiert werden müssen.
Die exklusiven Pokémon bei Let's Go Pikachu sind: Myrapla, Duflor, Giflor, Sandan, Sandamer, Menki, Rasaff, Sleima, Sleimok, Sichlor und Fukano.
Die exklusiven Pokémon bei Let's Go Evoli sind: Rettan, Arbok, Vulpix, Vulnona, Mauzi, Knofensa, Ultrigaria, Sarzenia, Smogon, Smogmog und Pinsir.
Diese Exklusivität wird dadurch etwas abgeschwächt, dass ab einem gewissen Punkt im Spiel auch Importe aus «Pokémon Go» möglich sind, wo die meisten Trainer ihren Pokédex bereits prall gefüllt haben dürften.
Bei so vielen Ähnlichkeiten zu den früheren Spielen: Sind «Pokémon Let's Go» mit Pikachu und Evoli also nur ein lauwarmer Refresh vom Ur-Game von vor 20 Jahren oder bietet die Neuauflage auch erfahrenen Trainern etwas Neues?
Wer «Pokémon Let's Go» verstehen will, muss «Pokémon Go» anschauen: das absolute Ausnahme-Game fürs Smartphone sorgte 2016 für einen Hype sondergleichen und brachte Pokémon-Nostalgie zurück zu einer Zielgruppe, die Spiele der Serie vielleicht schon 15 Jahre lang nicht mehr gespielt hatte. Das «free to play»- Game macht mit In-App-Käufen jeden Monat Millionenumsätze und motiviert auch derzeit täglich tausende von Spielern, gemeinsam mit Freunden auf die Pirsch zu gehen, um «sie alle zu fangen».
In «Pokémon Let's Go» verschmelzen nun Elemente der klassischen Spiele vom GameBoy mit neuen Mechaniken aus der App. Neben dem bereits erwähnten vereinfachten Fangmechanismus und dem Tausch der Monster zwischen den Plattformen, können gefangene Pokémon auch hier an Professor Eich geschickt werden: Im Gegenzug erhält der Spieler Bonbons, mit denen sich das eigene Team stärken lässt.
Speziell für das Spiel lanciert Nintendo auch einen eigenen Controller, den «Poké Ball Plus». Geformt nach den ikonischen Pokébällen, lässt sich mit dem Accessoire das Spiel über zwei Tasten und einen Joystick steuern. Zusätzlich kann ein Pokémon aus dem Spiel auf den Poké Ball Plus geladen werden, womit der Controller zu einer Art Tamagotchi wird und beim Spaziergang draussen automatisch «PokéStops» für Spieler von «Pokémon Go» aktiviert.
Der Mehrspielermodus in «Let's Go» ist auch besonders einsteigerfreundlich: Jederzeit im Spiel kann ein Helfer mit einem eigenen Controller einsteigen und den Spieler beim Kämpfen oder Fangen unterstützen. Das macht das Game zwar nochmal einen Zacken simpler als es schon ist, sorgt aber auch bei unerfahrenen Paarungen für schnellen und unkomplizierten Spielspass.
Was nun – Pikachu oder Evoli?
Und um die Anfangs-Frage zu beantworten: Die Unterschiede zwischen den zwei Editionen sind nicht so gross, weshalb wohl am ehesten die persönliche Präferenz entscheiden soll, mit welchem der zwei fraglos knuffigen Charaktere man sich auf die grosse Reise begeben will. Auf Online-Foren wie Quora toben hitzige Diskussionen mit fundierten Pros und Contras, während die Leser auf diversen Game-Portalen wie Kotaku oder Polygon natürlich auch fundierte Meinungen zu ihren Favoriten haben.
In der «Bluewin»-Redaktion ist der Fall klar: Wer kann zu so einem süssen Fellknäuel wie Evoli nein sagen?
Insgesamt ist Nintendo gemeinsam mit Entwickler Game Freak mit «Pokémon Let's Go» ein absoluter Geniestreich gelungen: Indem das japanische Unternehmen den Hype der App mitnutzt, um seinen ersten Titel auf ihrer Heimkonsole zu pushen, dürfte Nintendo ein heisses Quartal bevorstehen. Erste Verkaufszahlen aus Grossbritannien zeigen, dass mit dem Launch der Games nicht nur deutlich mehr Switch-Konsolen verkauft wurden, sondern auch andere Spiele wie «Mario Kart» vom Sog profitieren.
Pokémon Let's Go, die Switch und alle dazu gehörigen Accessoires werden fraglos einer der heissen Artikel in dieser Weihnachtssaison. Den Erfolg mag man Nintendo gönnen, da bei diesem Titel die Spieler – von jung bis alt – ein charmantes und durch und durch erfrischendes Spielerlebnis bekommen.