Teures Projekt Metaverse-Party der EU floppt vollkommen

Dirk Jacquemien

6.12.2022

Die EU flüchtet im Metaverse auf eine tropische Insel.
Die EU flüchtet im Metaverse auf eine tropische Insel.
Europäische Union

Für knapp 400'000 Franken erstellte sich die EU eine Präsenz im Metaverse. Doch zur virtuellen Party kam fast niemand.

Dirk Jacquemien

Irgendwie läuft es nicht so richtig mit dem Metaverse. Die Nutzerzahlen in der digitalen Welt bei Meta beispielsweise, das sich gleich nach dem Konzept benannt hat, bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Dennoch dachte sich die Europäische Union offenbar, bei diesem vermeintlichen Hype müsse man unbedingt auch mitmachen.

Und so baute sich die EU eine Präsenz im Metaverse auf. Diese war Teil der «Global Gateway»-Initiative der Entwicklungshilfeabteilung der EU. Mit dem Metaverse-Auftritt sollte «Aufmerksamkeit» für die Arbeit der EU bei 18- bis 35-Jährigen erzeugt werden, so die offizielle Begründung der Europäischen Kommission. Nach Informationen von «Devex» wurden 387'000 Euro (382'000 Franken) an europäischen Steuergeldern für die digitale Präsenz ausgegeben.

Strandparty mit einem halben Dutzend Besucher

Die EU-Metaverse-Welt bestand aus einer virtuellen, eher uneuropäisch daherkommenden tropischen Insel. Über diesen schwebten Bildschirme, auf denen Videos über die EU liefen, währenddessen sprangen Delfine durch die Luft. Höhepunkt des Ganzen sollte eine 24-stündige Strandparty Ende November werden.

Ein Reporter von «Devex» besuchte die Metaverse-Party. Dort traf er fünf andere Personen, im Hintergrund lief eher uninspirierte Elektro-Musik. Nach einigen kurzen Chats mit den anderen Partybesuchern, blieb er schliesslich einsam zurück.

Selbst innerhalb der EU stiess das Projekt daher vor allem auf Kritik. «Depressiv und peinlich», nannte ein EU-Mitarbeiter die Metaverse-Insel, als «digitalen Müll» bezeichnete es ein anderer.