Nasa-Mission Kosmische Karambolage rückt näher

Dirk Jacquemien

25.9.2021

Auf Crash-Kurs im Namen der Wissenschaft: DART
Auf Crash-Kurs im Namen der Wissenschaft: DART
Bild: Nasa

Eine Nasa-Sonde macht sich auf Kollisionskurs mit einem Asteroiden. Die Zukunft der Menschheit könnte auf dem Spiel stehen.

Dirk Jacquemien

In zwei Monaten wird sich eine Nasa-Sonde auf die Reise zu einem Asteroiden machen. Ziel des Unterfangens ist aber nicht die Erforschung des Astroiden. Denn die Sonde DART ist auf einer Selbstmordmission. Sie soll in Kamikaze-Manier den Asteroiden Dimorphos rammen.

DART, kurz für Double Asteroid Redirection Test, ist Teil eines gemeinsamen Programmes der Nasa und der europäischen Weltraumbehörde Esa. Ziel ist nach Möglichkeiten zu suchen, die Flugbahn eines potenziell für die Erde gefährlichen Himmelskörper zu ändern.

Dimorphos kommt in Begleitung

Dimorphos reist nicht alleine durch den Kosmos. Der Asteroid mit einem Durchmesser von rund 170 Metern umrundet als Mond einen grösseren Asteroiden, Didymos mit 780 Metern Durchmesser. Beide stellen keine Gefahr für die Erde da, selbst wenn das Experiment mit DART völlig schief geht.

DART soll am 24. November starten und im Oktober 2022 bei den Asteroiden ankommen. Die 500 Kilogramm schwere Sonde soll dann mit einer Geschwindigkeit von 6,6 Kilometern in der Sekunde (das entspricht 23'760 km/h) auf Dimorphos einschlagen — was äquivalent zu rund drei Tonnen TNT wäre.

Minimale Bahnänderung mit grosser Wirkung

Geht alles Plan, ändert der Einschlag die Umlaufbahn von Dimorphos minimal. Derzeit braucht der Mond-Asteroid 11,9 Stunden zum Umrunden von Didymos. Nach dem Einschlag wäre die Umlaufzeit um rund 10 Minuten reduziert, die Bahn würde sich um 0,4 Millimeter in der Sekunde verändern.

Das klingt auf den ersten Blick nicht viel, in kosmischen Dimensionen könnte es aber einen riesigen Unterschied machen. Zum Zeitpunkt der geplanten Kollision wird Dimorphos rund 11 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein. Wäre er tatsächlich auf Kollisionskurs mit unserem Planeten, würde die Bahnänderung durch den Einschlag dafür sorgen, dass er uns weit verfehlt.

Weitere Sonden auf dem Weg

Damit überhaupt ergründet werden kann, ob die DART-Mission ein Erfolg war, wird die Sonde kurz vor ihrem Suizid im Namen der Wissenschaft eine weitere Mini-Sonde namens LICIACube absetzen. Diese kann den Einschlagsort fotografieren und die Bilder dann zur Erde schicken.

Doch Ruhe vor Erdlingen findet Dimorphos dann immer noch nicht. 2026 soll schliesslich die Esa-Sonde Hera ankommen. Sie kann weitaus detailliertere Untersuchungen des Einschlages vornehmen. Ausserdem hat auch Hera zwei Mini-Sonden an Bord. Diese sollen im Einschlagskrater landen und dort die Komposition von Dimorphos untersuchen.