Coronavirus Handy-Daten werden zur Eindämmung genutzt

dj

18.3.2020

Wird wirklich Social Distancing praktiziert? Bewegungsdaten von Smartphones können das beantworten.
Wird wirklich Social Distancing praktiziert? Bewegungsdaten von Smartphones können das beantworten.
iStock

Mit von Smartphones gesammelten Bewegungsdaten wollen Regierungen weltweit das Coronavirus eindämmen. Der Datenschutz muss dann erstmal hinten anstehen.

Smartphones sammeln bekanntermassen zahlreiche Daten ihrer Nutzer, fast jeder Schritt wird verfolgt. In den letzten Jahren erhöhte sich die Sensibilität bei diesem Thema aber erheblich, die Smartphone-Betriebssysteme iOS und Android bieten inzwischen zahlreiche Optionen, die bisher fast ausschliesslich zu Werbezwecken genutzte Datensammlung einzugrenzen.

Doch in der Corona-Krise könnten diese Daten auch zum Wohl der Bevölkerung eingesetzt werden. Denn die Bewegungsprofile können Behörden und Wissenschaftlern wichtige Informationen über die Ausbreitung des Virus und die Effektivität allfälliger Quarantäne- und Social Distancing-Massnahmen liefern.



Facebook und Google kooperieren mit US-Regierung

Facebook und Google stehen daher einer Weitergabe von Daten ihrer Nutzer an die US-Regierung prinzipiell offen gegenüber, wie die «Washington Post» berichtet. Diese sollen aber auf jeden Fall anonymisiert werden und keinen Rückschluss auf die Aktivitäten einzelner Nutzer erlauben. Bisher wurden allerdings noch keine Daten geteilt, Diskussionen über die Details laufen noch mit dem Weissen Haus.

Die aktuelle Krisenlage scheint aber auf jeden Fall zu einer Annäherung zwischen den grossen Tech-Konzernen und der US-Regierung in der Datenschutzproblematik zu führen. Das Verhältnis war bisher angespannt. Die standardmässige Verschlüsselung von Kommunikation, die es beispielsweise bei WhatsApp oder iMessage gibt, ist etwa den Strafverfolgungsbehörden ein besonderes Dorn im Auge.



Auch Mobilfunkanbieter haben wichtige Daten

Auch Mobilfunkbetreiber halten Daten in ihrem Besitz, die für die Bekämpfung des Coronavirus hilfreich sein könnten. So haben bereits die Deutsche Telekom sowie der österreichische Anbieter A1 anonymisierte Daten über die Bewegungen ihrer Kunden an die Behörden weitergegeben. Auch hiermit soll Bewegungsströme erfasst werden und die Effektivität von Quarantänemassnahmen beurteilt werden.

Israel geht allerdings noch weiter. Hier wurde den Sicherheitsbehörden per Notgesetz die Befugnis gegeben, individuelle Smartphone-Nutzer zu verfolgen, berichtet die BBC. Damit soll überprüft werden, ob sie eine allfällige häusliche Quarantäne einhalten. Ausserdem sollen so Kontaktpersonen ermittelt werden. Die Massnahmen seien vorerst auf 30 Tage beschränkt

Die Coronavirus-Krise: Eine Chronologie

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