Online-WerbungGoogle gibt Entwicklung von Cookie-Alternative auf
Dirk Jacquemien
26.1.2022
Google will Cookies zur Werbeverfolgung abschaffen und entwickelte stattdessen ein Alternativ-System für zielgerichtete Anzeigen. Nach breiter Kritik rudert Google nun zurück.
Dirk Jacquemien
26.01.2022, 17:11
Dirk Jacquemien
Google hat angekündigt, die Entwicklung seines als Ersatz für Cookies gedachten Systems namens Federated Cohorts of Learning (FLoC) aufzugeben. Gleichzeitig startet der Tech-Gigant aber einen erneuten Versuch, eine vermeintlich Privatsphären-sensible Alternative zu Cookies zu etablieren.
Schon 2020 gab Weltmarktführer Google bekannt, in seinem Browser Chrome keine Third-Party-Cookies mehr zu unterstützten. Diese Cookies ermöglichen es Werbetreibenden, Nutzer*innen über Websites hinweg zu verfolgen und detaillierte Interessenprofile zu erstellen. Stattdessen setzte der Tech-Gigant auf das von ihm entwickelte Konzept FLoC.
Hierbei sollte der Browser selbst die Interessen der Nutzer*innen ermitteln und sie dann einer spezifischen Interessen-Kohorte zuordnen, die für die Anzeige von möglichst passenden Werbeanzeigen verwendet wird. Rückschlüsse auf die Identität einzelner Nutzer*innen sollten so nicht möglich sein.
Kritiker*innen hielten dieses Versprechen für nicht einlösbar, andere Browser-Hersteller wie Apple oder Mozilla verweigerten ihre Unterstützung. Und schliesslich beschwerten sich auch die Werbeindustrie und einzelne Aufsichtsbehörden, die in dem Ersatz von Cookies durch FLoC nur einen weiteren Ausbau der dominanten Stellung Googles im Werbemarkt sahen.
Prinzip bleibt gleich
Statt FLoC setzt Google nun auf «Topics». Das Prinzip ist dabei das gleiche, der Browser erstellt das Interessensprofil. Bei Topics sind die Kategorien allerdings deutlich weiter gefasst, ein Nutzerinteresse wäre etwa ein Thema wie «Autos» oder «Mannschaftssportarten». 350 Topics gibt es zunächst, bei FLoC waren Zehntausende Kategorieren vorgesehen.
Dass Google mit diesem neuen Konzept erfolgreicher sein wird, erscheint zweifelhaft. Der kleine Konkurrenzbrowser Brave hat sich bereits gegen Topics positioniert. Und auch bei Mozilla oder Apple ist nicht ersichtlich, warum sie nun plötzlich ein Konzept eines direkten Konkurrenten unterstützen sollten.