Vorwürfe gegen ManagementElon Musk will den Twitter-Kaufpreis drücken
Dirk Jacquemien
17.5.2022
Elon Musks Mätzchen um die Twitter-Übernahme gehen weiter. Der reichste Mann der Welt will den Kaufpreis drücken und beschuldigt Twitter, bei der Anzahl der Bots auf der Plattform zu schummeln.
Dirk Jacquemien
17.05.2022, 12:03
17.05.2022, 13:00
Dirk Jacquemien
Elon Musk ist offenbar fest entschlossen, seine Vereinbarung zum Kauf von Twitter zu brechen. Als Argument trägt er vor, dass auf Twitter will mehr Bots aktiv seien, als das Unternehmen selbst angebe. Twitter sagt, weniger als 5 Prozent seiner aktiven Nutzer*innen seien Bots.
Twitter müsse nun beweisen, dass diese Angabe stimmt, so Musk, sonst könne der Deal nicht vollzogen werden. Twitter-CEO Parag Agrawal versuchte sich zu verteidigen und legte dar, wie sein Unternehmen die Anzahl der Bots auf der Plattform berechne.
Musk erwiderte mit einem Fäkalienhaufen-Emoji. Es ist unklar, welche Art von «Beweis» er akzeptieren würde. Für seine Behauptung, mehr als 20 Prozent der Twitter-Nutzer*innen seien Bots, konnte er sich nur auf Mutmassungen abgeleitet aus anekdotischen Erlebnissen berufen.
Twitter will weniger Geld zahlen
Viele Beobachter*innen halten die Bot-Problematik nur für einen Vorwand, sie war schliesslich auch Musk selbst wohlbekannt, er nannte sie als eine Motivation für seine Übernahmebestreben. Vielmehr wird vermutet, dass Musk angesichts des allgemeinen Kursverfalls bei Tech-Firmen glaubt, auch bei Twitter einen ordentlichen Rabatt verlangen zu können.
Rechtsexpert*innen sind jedoch skeptisch, ob Musk die Vereinbarung, Twitter für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, einfach so brechen könnte, selbst wenn tatsächlich viel mehr Bots auf Twitter aktiv sind. Nur wenn das Twitter-Management wissentlich falsche Zahlen veröffentlicht hätte — womit sich Agrawal und seine Kolleg*innen strafbar gemacht hätten — hätte Musk einen Grund, die Vereinbarung aufzukündigen, berichtet die «Financial Times».
Musk sitzt am längeren Hebel
Twitter und seine Aktionär*innen könnten Musk also gerichtlich zwingen, den Deal zum vereinbarten Preis durchzuziehen. Nun gibt es einen Unterschied zwischen Rechthaben und Rechtbekommen. Ein allfälliges Verfahren würde wohl Jahre dauern, bis es sich seinen Weg durch die Instanzen gewunden hätte. Währenddessen wäre Twitter in einer Starre, könnte kaum den eigenen Dienst weiterentwickeln.
Wahrscheinlicher ist daher, dass die Parteien zurück an den Verhandlungstisch gehen und Twitter einen etwas geringeren Kaufpreis akzeptieren muss. Mit seinem konfrontativen Stil ist Musk in seinem bisherigen Geschäftsleben gut gefahren, auch diesmal sieht es so aus, als könnte er damit Erfolg haben.