«Interstellar»-Projekt Diese Raumsonde soll tiefer ins All vorstossen als alles andere

dj

1.5.2021

Die «Interstellar Probe» könnte sich 2030 auf die Reise machen.
Die «Interstellar Probe» könnte sich 2030 auf die Reise machen.
Johns Hopkins University

500 Wissenschaftler*innen arbeiten an einer Sonde, die bei einer 50-jährigen Mission so tief ins Weltall vordringen soll wie nie ein von Menschen gemachtes Objekt zuvor.

dj

1.5.2021

Der Weltraum, unendliche Weiten. Für den Menschen sind diese grösstenteils unerreichbar. Nur zwei Sonden haben bisher überhaupt erst unser Sonnensystem verlassen, die 1977 gestarteten Voyager-1- und 2-Sonden. Wenn alles läuft wie geplant, könnten diese aber sehr bald — in kosmischer Zeitrechnung — von einer neuen Sonde überholt werden.

Ein internationales Team von 500 Wissenschaftler*innen unter der Führung der US-Weltraumbehörde Nasa und der Johns-Hopkins-Universität arbeitet an einer interstellaren Sonde, die bei einer 50-jährigen Mission bis zu 1000 astronomische Einheiten (AE) weit weg von der Sonne fliegen soll. Eine AE ist der mittlere Abstand zwischen Sonne und Erde und entspricht genau 149'597'870'700 Metern.

Beschleunigung durch Jupiter

Voyager 1 und 2 sind derzeit 152,5 beziehungsweise 126,7 AE weit entfernt. Beide stehen zwar noch in Kontakt mit der Erde, können aber aufgrund ihres Altes und schwindenden Energievorräten nur noch sehr begrenzt Forschung betreiben. Das Konzept für einen Nachfolger wurde nun auf der diesjährigen Jahresversammlung der European Geosciences Union präsentiert.

Damit die neue Sonde mit dem Arbeitsnamen «Interstellar Probe» die Voyager-Geschwister überholen kann, wird auf eine neue Rakete gesetzt. Das Space Launch System 2, das ebenfalls noch entwickelt werden muss, und ein Gravity-Assist durch den Jupiter — bei dem man die Schwerkraft des Planeten zur Beschleunigung einsetzt — sollen der Sonde zu einer Geschwindigkeit von bis zu 8,5 AE im Jahr verhelfen, mehr als doppelt so schnell wie die Voyager-Sonden unterwegs sind.

So könnte die Sonde aussehen – das Design muss noch finalisiert werden.
So könnte die Sonde aussehen – das Design muss noch finalisiert werden.
Johns Hopkins University

Start frühstens 2030

Die Heliopause, die als Grenze des Sonnensystems gilt, soll so innerhalb von 15 Jahren nach Start erreicht werden. Auf ihrem Weg könnte die Sonde noch nebenbei einige Zwergplaneten in der Nachbarschaft des Pluto erforschen, über die bisher kaum etwas bekannt ist.

Hauptmission der Sonde soll aber die Erforschung der Zusammensetzung des Raumes unmittelbar vor der Heliopause, der Heliohülle, und des interstellaren Raumes sein. Ausserdem soll unser Sonnensystem von aussen beobachtet werden. Bis Ende des Jahres soll das Konzept endgültig feststehen, die Sonde könnte dann in den frühen 30ern starten.