Deepfake-TechnologieGefälschte Politiker-Aufnahmen klingen wie echt
Von Dirk Jacquemien
10.10.2023
Gefälschte Tonaufaufnahmen von Politiker*innnen könnten Wahlen beeinflussen. Jetzt wurde ein britischer Spitzenpolitiker Opfer eines sogenannten Deepfakes.
Von Dirk Jacquemien
10.10.2023, 15:15
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Stimmen lassen sich mit künstlicher Intelligenz inzwischen perfekt imitieren.
Das bietet riesiges Missbrauchspotenzial bei der Wahlbeeinflussung.
Jetzt hat es den britischen Oppositionsführer und einen slowakischen Spitzenpolitiker erwischt.
Dank künstlicher Intelligenz ist es inzwischen ein leichtes, eine Stimme durch einen Computer nachzumachen. Das haben etwa Musiker*innen gemerkt, deren vermeintlich einzigartige Stimmen ohne ihr Wissen für neue Lieder verwendet wurden.
Um eine Stimme zu imitieren, brauchen KI-Programme meist nur wenige Minuten Sprache des echten Menschen. Bei redefreudigen Politiker*innen, von denen es tagelanges frei verfügbares Audiomaterial gibt, das als Basis für eine Fälschung dienen kann, wird es KI dabei besonders leicht gemacht.
Und so gibt es grosse Sorge, dass ein sogenanntes Deepfake genutzt werden könnte, um Politiker*innen Worte in den Mund zu legen, die sie nie gesagt haben. Genau so etwas ist jetzt dem britischen Oppositionsführer und Labour-Parteivorsitzenden Keir Starmer passiert, wie «Politico» berichtet.
Auf X zirkulierte ein Deepfake, das vorgibt, eine verdeckte Aufnahme eines privaten Gesprächs von Starmer mit einem Mitarbeiter zu sein. In diesem beleidigt der Labour-Anführer vermeintlich sowohl seinen eigenen Mitarbeiter als auch gleich die ganze Stadt Liverpool.
I have obtained audio of Keir Starmer verbally abusing his staffers at conference.
In der Arbeiterhochburg hält die Labour Party gerade ihren alljährlichen Parteitag ab, den vermutlichen letzten vor der für nächstes Jahr erwarteten Wahl.
Zweiter Deepfake-Fall in wenigen Wochen
Es war der zweite prominente Deepfake-Fall in Europa in wenigen Wochen. Kurz vor den Wahlen in der Slowakei tauchte eine gefälschte Aufnahme eines vermeintlichen Gesprächs zwischen dem liberalen Spitzenkandidaten Michal Šimečka und einer Journalistin auf, in der diese Pläne schmieden, die Wahl zu fälschen.
Starmer hatte Glück, dass auch Abgeordnete des politischen Gegners aus der regierenden Tory-Partei die Aufnahme als gefälscht verurteilten. In polarisierteren Gesellschaften dürften politische Rivalen dagegen sich solche Deepfake-Aufnahmen zunutze machen oder sie gar selbst erstellen. Anders als bei Videos ist es inzwischen auch fast unmöglich, echte von gefälschte Aufnahmen zu unterscheiden.