Apple setzt auf AltbewährtesDas MacBook Air ist wieder eckig, sein Stecker wieder magnetisch
Von Dirk Jacquemien
7.6.2022
Apple hat seinem MacBook Air ein Upgrade spendiert und erneuert auf iPhones den Sperrbildschirm: Dies sind die wichtigsten Neuigkeiten von der ersten halbwegs normalen Keynote seit Ausbruch der Pandemie.
Von Dirk Jacquemien
07.06.2022, 14:25
07.06.2022, 14:58
Dirk Jacquemien
Apple hat am gestrigen Pfingstmontag wieder zu seiner alljährlichen Entwicklerkonferenz WWDC geladen. Workshops für Entwickler*innen vor Ort gab es allerdings Corona-bedingt wieder nicht. Und wie in den vergangenen zwei Jahren üblich, wurde die ganze Keynote-Präsentation vorab aufgezeichnet.
Im Innenhof des Apple Parks – dem Hauptquartier des Unternehmens – konnten allerdings immerhin einige Journalist*innen und Entwickler*innen die Keynote auf einer Leinwand verfolgen und danach einen ersten Blick auf die neuen Produkte erhaschen. So kehrte ein wenig Normalität nach Cupertino zurück.
Schneller Apple-Chip
Grösste Neuerung der WWDC ist das neue MacBook Air. Es bekommt eine neue Form und vor allem den neuen Apple-Chip M2, die Weiterentwicklung des vor knapp zwei Jahren lancierten M1, der ebenfalls seine Premiere in einem MacBook Air feierte. Der M2 soll dabei laut Apple 1,4 Mal so schnell wie sein Vorgänger sein.
Das MacBook Air lehnt sich äusserlich stark an die letztes Jahr lancierten MacBook Pros mit 14- beziehungsweise 16-Zoll-Bildschirmen an. Beim MacBook Air hat das Display eine Grösse von 13,6 Zoll und steckt nun in einem Gehäuse mit eckiger Form. Das beim MacBook Air sonst typische abflachende Gehäuse gehört damit der Vergangenheit an.
Comeback für MagSafe
Zurück ist wie beim letztjährigen MacBook Pro die Stromversorgung per magnetischem MagSafe-Anschluss statt über USB-C. MagSafe war jahrzehntelang ein Markenzeichen von Apple, da der Anschluss elegant verhindert, dass ein Stolpern über das Stromkabel gleich den ganzen teuren Laptop auf den harten Fussboden befördert.
Ein Update hat auch die Webcam bekommen, die nun eine Full-HD-Auflösung besitzt. Die Qualität der Webcams gehörte zu den Hauptkritikpunkten bei Apples Laptops. Die Technik wurde hier jahrelang nicht weiterentwickelt, was gerade im Zoom-Zeitalter besonders negativ auffiel.
Das MacBook Air M2 soll «nächsten Monat» erhältlich sein. Die globalen Störungen der Lieferketten haben auch Apple erwischt, so dass eine Markteinführung unmittelbar nach der Lancierung diesmal wohl nicht möglich ist. Das Gerät wird es mit 8 GByte Arbeitsspeicher und 256 GByte Speicherplatz für 1379 Franken geben. Der Arbeitsspeicher ist dabei auf 24 GByte und der Speicherplatz auf 2 TByte erweiterbar.
Auch neues MacBook Pro, aber keine Apple-Brille
Ein kleines Update bekam auch das 13-Zoll-MacBook-Pro. Hier wurde nur der M1 durch den M2 ausgetauscht, ansonsten blieb der Laptop unverändert. So ist es als einziges Apple-Gerät weiterhin mit der wenig beliebten Touch Bar ausgestattet. Das erneuerte MacBook Pro wird ab 1449 Franken erhältlich sein.
Keine Auftritt hatte eine Virtual- oder Augmented-Reality-Brille von Apple. An dieser arbeitet Apple nach übereinstimmenden Berichten schon seit Jahren und vor ein paar Monaten sah es noch so aus, als könnte eine Apple-Brille an der WWDC Premiere feiern. Hier besteht aber berechtigte Hoffnung, dass es noch dieses Jahr so weit sein könnte.
Neuer Sperrbildschirm fürs iPhone
Grosser Fokus bei der WWDC ist traditionell die Software. iOS 16, das neuste iPhone-Betriebssystem, wurde etwa vorgestellt. Dessen grösste Neuerung betrifft den Sperrbildschirm, der sich stärker personalisieren lassen soll und mehr Informationen anzeigen kann. Hierbei wurde das von der Apple Watch bekannte Konzept der «Komplikationen» übernommen.
So kann etwa der aktuelle Spielstand bei einem Fussball-Spiel oder das aktuelle Wetter direkt auf dem Sperrbildschirm angezeigt werden. Ausserdem ist die Fitness-App nun auch ohne Apple Watch nutzbar. Auch Smartwatch-lose Nutzer*innen können in ihr nun etwa die an einem Tag zurückgelegten Schritte verfolgen.
Mit iOS 16 schraubt Apple auch die Mindestanforderungen für das Betriebssystem hoch. Nur iPhone 8 und neuer werden iOS 16 unterstützen. Besitzer*innen eines iPhone 6s oder 7, die derzeit noch das neuste iOS 15 nutzen können, schauen also künftig in die Röhre. iOS 16 wird vermutlich im September erscheinen, parallel zu den dann erwarteten neuen iPhones.
Apple wird zum Klarna-Konkurrenten
Updates kommen auch für die Betriebssysteme der Macs und der iPads. Das nächste macOS wird «Venture» heissen und ermöglicht etwa die Nutzung einer iPhone-Kamera als Webcam für den Computer. iPad OS 16 verbessert die Multitasking-Fähigkeiten der Apple-Tablets.
Schliesslich baut der Tech-Gigant auch seine Finanzdienstleistungen aus, mit Apple Pay Later. Zunächst in den USA wird es Nutzer*innen möglich sein, Zahlungen über Apple Pay auch in Raten zu leisten. Apple steigt damit weiter ins Bankengeschäft ein und greift direkt das Geschäftsmodell von Firmen wie Klarna an, die in den letzten Jahren mit Ratenzahlungen rasant wuchsen.