Billig und gefügsam China setzt auf virtuelle Influencer

Von Dirk Jacquemien

4.1.2023

Die virtuelle Sängerin Luo Tianyi trat sogar schon mit Pianist Lang Lang auf.
Die virtuelle Sängerin Luo Tianyi trat sogar schon mit Pianist Lang Lang auf.
Getty Images

Warum auf Influencer*innen mit all ihren Macken setzen, wenn man doch einfach virtuelle Menschen als Werbeträger nehmen kann?

Von Dirk Jacquemien

Immer mehr chinesische Unternehmen setzen auf virtuelle Influencer*innen, um sich und ihre Produkte zu bewerben. Beim chinesischen Tech-Giganten Baidu hat sich das Geschäft mit virtuellen Personen im vergangenen Jahr verdoppelt, wie «CNBC» vermeldet.

Im Social-Media-Zeitalter ist das Influencer-Marketing inzwischen fast unverzichtbarer Teil der Werbung. Doch Influencer*innen sind auch nur Menschen, sie machen Fehler, können nicht 24 Stunden am Tag arbeiten, haben eigene Meinungen und möchten natürlich angemessen entlohnt werden. All diese Schwächen hat eine virtuelle Person nicht.

Virtuelle Stars sind lange bekannt

In China kann sich ein Unternehmen eine virtuelle Person für umgerechnet zwischen 3000 und 15’000 Franken kaufen. Dafür kriegt es dann nicht einfach nur ein Bild oder Video eines Maskottchens 2.0, sondern eine interaktive, dreidimensionale Figur.

«Virtuelle Stars» an sich sind nichts Neues in China. Vor allem virtuelle Sängerinnen und Bands feierten grosse Erfolge. Diese wurden in der Praxis aber immer noch von echten Menschen gesteuert, die dann beispielsweise in Motion-Capture-Anzügen für Hungerlöhne tanzen mussten, wie «Rest of the World» berichtet.

Vollautomatische Influencer

Die neue Generation der virtuellen Influencer*innen soll dagegen weitgehend autonom arbeiten. Sie kann dank künstlicher Intelligenz etwa mit vielen Kund*innen und Fans gleichzeitig sprechen oder in Livestreams singen und tanzen.

Der Sektor wird sogar vom Staat gefördert. Die Stadtregierung von Peking will, dass in der «Virtuelle Menschen-Industrie» bis 2025 50 Milliarden Yuan (6,8 Mrd. Franken) umgesetzt werden.