Wenn du über ein Thema schnell informiert werden wirst, sollest du einen Chatbot konsultieren. So zumindest ist das Versprechen dieser von künstlicher Intelligenz angetriebenen Technik. Grosse Tech-Konzerne arbeiten daran, allwissende Roboter-Gesprächspartner zu entwickeln.
Google ist dabei etwas ins Hintertreffen geraten, agile Start-ups wie OpenAI mit ChatGPT und selbst alte Schlachtschiffe wie Microsoft überholten den Konzern. Googles Chatbot Bard wurde erst im März lanciert und ist seit Juli auch in der Schweiz verfügbar.
Erste Tests zeigten, dass er qualitativ nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten konnte. So machte er etwa den FC Zürich zum amtierenden Super-League-Champion. Nicht zu wissen, wer Schweizer Fussballmeister ist, mag ein wenig peinlich zu sein, sollte aber kaum zu grossen Kontroversen führen. Anders sieht es natürlich beim hochsensiblen Nahostkonflikt aus.
Bard verweigert Arbeit
Hier kann eine falsche Antwort einen Shitstorm in den sozialen Medien auslösen. Und deshalb hat Google seinem Chatbot nun ein Schweigegelübde auferlegt. Fragen, die im weitesten Sinne mit dem derzeitigen Krieg zusammenhängen, beantwortet Bard schlicht nicht.
So will sich Bard auf Englisch noch nicht einmal zur simplen geografischen Frage äussern, wo denn Gaza liegt. Auf Deutsch liefert Bard hier noch Informationen, aber Fragen zur israelischen Armee oder der Hamas werden konsequent abgewiesen.
«Ich kann in diesem Fall nicht weiterhelfen. Ich bin nur ein Sprachmodell und verfüge nicht über die erforderlichen Informationen und Fähigkeiten», antwortet Bard hier ganz kleinlaut.
Gegenüber «Mashable» räumt Google ein, Bard bewusst eingeschränkt zu haben. Der Chatbot sei immer noch ein «Experiment», und könne Fehler machen, wenn er zu aktuellen Konflikten befragt werde. Daher habe man «temporäre Schutzgeländer» eingebaut.
Konkurrenz traut sich mehr
Der grosse Konkurrent ChatGPT ist ein statisches Modell mit dem Wissensstand von Januar 2022, hier ist es also verständlich, dass es keine Informationen über den aktuellen Konflikt liefern kann.
Ganz anders reagiert allerdings Bing Chat von Microsoft, das auf OpenAI-Technologie basiert. Selbst zu hochkontroversen Themen, wie dem mutmasslichen Raketeneinschlag bei einem Spital in Gaza-Stadt, traut sich Bing eine umfangreiche Antwort zu.